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Der Berg ruft!

Wussten Sie, dass die Pfiffe der Murmeltiere eigentlich Schreie sind? Und dass Krustenflechten mit Säure das Gestein, auf dem sie leben, auflösen und eindringen, so dass nur noch ihre Fruchtkörper herausragen? Wenn nicht, sind Sie hier an der richtigen Stelle.

Denn nach den bereits 2011 erschienenen Bänden "Auf der Wiese", "Im Wald" und "An Fluss und See" ist sie endlich da: Die vierte von insgesamt sechs Ausgaben einer außergewöhnlichen Naturführerreihe im Schweizer Haupt Verlag mit dem Titel "Im Gebirge". Repräsentativ für unzählige charakteristische Gebirgspflanzen und -tiere grüßen die weißen Blütenschöpfe des Wollgrases und ein Murmeltier vor seinem Bau vom Cover. Sie laden ein, beeindruckende Naturlandschaften zu erleben, eine spektakuläre Fauna und Flora zu kennen zu lernen und ökologische Zusammenhänge zu verstehen.

Dass dabei ausdrücklich keine besonderen biologischen Kenntnisse vorausgesetzt werden, ist gerade für den Quereinsteiger sehr angenehm. Vielmehr soll das Buch (gemeinsam mit den anderen Büchern der Edition) sämtliches für die eigene Erkundung nötige Wissen vermitteln. Das Konzept dahinter: Die Bücher sind – wie die Natur – miteinander vernetzt. Die Website www.naturerleben.net ergänzt die Naturführer durch zusätzliche Fotos, Filme und Tonspuren. Und mit einer Natur-erleben-App, die bereits für knapp fünf Euro zu haben ist, sind – glaubt man der Ankündigung – alle erwähnten Arten im Gelände sicher zu bestimmen. Quizfragen helfen außerdem, die neuen Kenntnisse zu überprüfen.

Die Autorin Sabine Joss arbeitet nicht nur als selbstständige Biologin, sondern, und das ist dem reich bebilderten Naturführer deutlich anzumerken, publiziert ebenso Fachbeiträge in Wander- und Reisemagazinen. So weiß sie nicht nur, dass die Berge auf viele Menschen eine große Anziehungskraft ausüben, sondern kennt nur zu gut auch die Problematik der inzwischen arg strapazierten Bergwelt.

Den künftigen Ausflüglern gibt sie wichtige Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren und -pflanzen, wertvolle Hinweise zur eigenen Sicherheit und appelliert eindringlich an Hundebesitzer, ihre Tiere an der Leine zu führen. Eine kleine Liste eigentlich selbstverständlicher Ausrüstungsgegenstände soll gerade Newcomern helfen, die Natur ungetrübt und ohne Zwischenfall erleben zu können.

In ihrer etwa zwanzigseitigen Einleitung stellt Sabine Joss das Gebirge als komplexen Lebensraum vor, porträtiert die Alpen als Wasserreserve und Artenreservoir Mitteleuropas, aber auch als bäuerlich geprägte Kulturlandschaft und eine der größten Tourismusregionen der Welt, die gerade heute durch die Klimaerwärmung großen Veränderungen unterworfen ist.

Die eigentliche Erlebnisreise durch das Gebirge folgt auf etwa 150 Seiten dem Lauf der Jahreszeiten und macht den Zugang noch einfacher. Wir erfahren, dass der Zwergwuchs bei Pflanzen eine Anpassungsstrategie an extreme Klimabedingungen ist, dass Bergseen je nach Wetter oder Tageszeit verschieden gefärbt zu sein scheinen und warum Alpenschneehühner bei Störungen nicht sofort fliehen.

Sabine Joss richtet den Blick wiederholt auf gebirgsspezifische Naturphänomene, macht neugierig und schärft damit unsere Beobachtungsgabe. Verständnisfragen am Ende eines jeden Kapitels werden im Anhang ausreichend beantwortet. Das Sachregister ist dagegen relativ kurz geraten. Die Ausstattung ist benutzerfreundlich. Randvermerke und Piktogramme verweisen auf verwandte Themen im Buch und auf der Website. Besonders gut gefallen mir die Beobachtungstipps, die immer wieder zur eigenen Naturbeobachtung anregen und das ein oder andere "Aha"-Erlebnis hervorrufen.

Die letzten beiden Bände der Reihe widmen sich übrigens den ökologischen Geflechten in der Stadt und an der Küste. Wir dürfen wieder gespannt sein.

  • Quellen
Spektrum.de

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