Ratgeber ohne Impulse
Herausgeberbände kranken oft daran, dass die Beiträge keine gemeinsame Stoßrichtung haben. Friedemann Schulz von Thun und Dagmar Kumbier wollten dem offenbar vorbeugen. Bereits im Vorwort gestehen die Psychologen ein, dass die neun inhaltlich nur lose verbundenen Kapitel lediglich ein lockeres Potpourri darstellen. Die Klammer soll das Anliegen der Herausgeber bilden: Impulse für die Kommunikation im Alltag zu geben. Damit setzen sie eine Ratgeberreihe fort, die sich zunächst mit der Verständigung in Beratung und Therapie sowie in Führung und Training beschäftigte.
Den Einstieg macht Schulz von Thun selbst. Der Kommunikationspapst und Autor des dreiteiligen Standardwerks »Miteinander reden« erläutert, wie wir zeigen können, dass wir einen Standpunkt begriffen haben, ihn aber nicht teilen. Man könne für sein Gegenüber und dessen Absichten »Verständnis zeigen«, auch ohne gleich mit ihm d’accord zu sein. Allerdings bestehe die Gefahr, ungewollt Einverständnis zu signalisieren. Wer beispielsweise versuche, die Gedankengänge gewalttätiger Neonazis nachzuvollziehen, gerate schnell in den Verdacht, deren Verhalten zu entschuldigen. Solche alltagsnahen Beispiele veranschaulichen Thuns Botschaft. Ziemlich albern wirken dagegen Zeichnungen etwa von einer Rutsche, die das Abdriften in Richtung Einverständnis illustrieren soll.
Dem guten Einstieg folgen dann einige durchwachsene Beiträge. So teilt der Psychologe Eberhard Stahl Konflikte in zwölf unterschiedliche Typen ein. In Gesprä-chen deuteten Formulierungen wie etwa »objektiv gesehen» demnach zum Beispiel auf einen »Wahrheitsstreit« hin. Wer dagegen für eigene Interessen argumentiere, offenbare dies eher durch Wörter wie »vorrangig« und »verzichtbar«. Die praktische Relevanz dieser Kategorien bleibt jedoch im Dunkeln.
Der Nutzen für den Leser erschließt sich auch aus dem Beitrag von Larissa Stierlin Doctor nicht. Die Psychologin und systemische Therapeutin geht Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der thunschen Kommunikationspsychologie und den Prinzipien der so genannten gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg auf den Grund. Wenig überraschend: Am Ende weiß der Leser, dass Thun den Gesprächspartnern erlaubt, auch mal auf den Tisch zu hauen, was nach Rosenberg streng verboten ist.
In den drei Schlusskapiteln hinterfragen die Autoren ihre eigenen Theoriegebäude. Das Reden über das Reden (»Metakommunikation«) sei nicht immer der richtige Weg, um zwischenmenschliche Probleme zu lösen. Denn Sätze wie »Ich merke schon, da bin ich bei dir in ein Fettnäpfchen getreten!« könnten durchaus nach hinten losgehen. Diese Selbstkritik bildet einen angenehmen Gegensatz zur Ehrfurcht der übrigen Autoren gegenüber ihrem Lehrmeister. Formulierungen wie »Schulz von Thun sagte einmal …« wirken merkwürdig, wenn das Buch von ebenjener Person herausgegeben wird.
Die Lektüre mag für Mediatoren oder Coachs mit Interesse an den Einzelfragen aufschlussreich sein. Für interessierte Laien bleiben die zu wenigen praktischen Impulse das Hauptmanko.
Den Einstieg macht Schulz von Thun selbst. Der Kommunikationspapst und Autor des dreiteiligen Standardwerks »Miteinander reden« erläutert, wie wir zeigen können, dass wir einen Standpunkt begriffen haben, ihn aber nicht teilen. Man könne für sein Gegenüber und dessen Absichten »Verständnis zeigen«, auch ohne gleich mit ihm d’accord zu sein. Allerdings bestehe die Gefahr, ungewollt Einverständnis zu signalisieren. Wer beispielsweise versuche, die Gedankengänge gewalttätiger Neonazis nachzuvollziehen, gerate schnell in den Verdacht, deren Verhalten zu entschuldigen. Solche alltagsnahen Beispiele veranschaulichen Thuns Botschaft. Ziemlich albern wirken dagegen Zeichnungen etwa von einer Rutsche, die das Abdriften in Richtung Einverständnis illustrieren soll.
Dem guten Einstieg folgen dann einige durchwachsene Beiträge. So teilt der Psychologe Eberhard Stahl Konflikte in zwölf unterschiedliche Typen ein. In Gesprä-chen deuteten Formulierungen wie etwa »objektiv gesehen» demnach zum Beispiel auf einen »Wahrheitsstreit« hin. Wer dagegen für eigene Interessen argumentiere, offenbare dies eher durch Wörter wie »vorrangig« und »verzichtbar«. Die praktische Relevanz dieser Kategorien bleibt jedoch im Dunkeln.
Der Nutzen für den Leser erschließt sich auch aus dem Beitrag von Larissa Stierlin Doctor nicht. Die Psychologin und systemische Therapeutin geht Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der thunschen Kommunikationspsychologie und den Prinzipien der so genannten gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg auf den Grund. Wenig überraschend: Am Ende weiß der Leser, dass Thun den Gesprächspartnern erlaubt, auch mal auf den Tisch zu hauen, was nach Rosenberg streng verboten ist.
In den drei Schlusskapiteln hinterfragen die Autoren ihre eigenen Theoriegebäude. Das Reden über das Reden (»Metakommunikation«) sei nicht immer der richtige Weg, um zwischenmenschliche Probleme zu lösen. Denn Sätze wie »Ich merke schon, da bin ich bei dir in ein Fettnäpfchen getreten!« könnten durchaus nach hinten losgehen. Diese Selbstkritik bildet einen angenehmen Gegensatz zur Ehrfurcht der übrigen Autoren gegenüber ihrem Lehrmeister. Formulierungen wie »Schulz von Thun sagte einmal …« wirken merkwürdig, wenn das Buch von ebenjener Person herausgegeben wird.
Die Lektüre mag für Mediatoren oder Coachs mit Interesse an den Einzelfragen aufschlussreich sein. Für interessierte Laien bleiben die zu wenigen praktischen Impulse das Hauptmanko.
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