Hinab in die Vergangenheit
Tauchen macht süchtig. Wer einmal seinen Kopf unter Wasser gesteckt, die erste Scheu vor einem rätselhaften, unbekannten Lebensraum verloren und sich schließlich, mit Pressluftflasche bewaffnet, frei wie ein Fisch im Wasser bewegt hat, wird vom Tauchen so schnell nicht mehr lassen. Was heute als Massensport an allen Küsten der Erde, die per Pauschalflug erreichbar sind, angeboten wird, begann jedoch — wie so manches — unter großen Mühen und Gefahren. Wer sich für die Geschichte des Tauchens und seine Bedeutung, vor allem für die Meeresbiologie, interessiert, der sollte sich mit Trevor Norton "In unbekannte Tiefen" begeben. Norton, Professor für Meeresbiologie an der University of Liverpool, stellt 13 Pioniere des Tauchens aus den letzten 200 Jahren vor, die zum Teil unter Lebensgefahr die ersten Schritte unter Wasser wagten. Gewürzt mit einer kräftigen Prise trockenen Humors beschreibt Norton nicht nur die technische Entwicklung des Tauchens, sondern erfreut sich und seine Leser auch mit manchen Skurrilitäten seiner Helden. Die Auswahl dieser Helden ist jedoch zwangsläufig subjektiv und nicht immer ganz nachvollziehbar. So widmet er ein ganzes Kapitel Horace Cameron Wright, der weniger die Technik des Tauchens voran brachte, sondern vielmehr für die britische Marine Unterwassersprengungen erprobte. Andererseits erwähnt er Jacques-Yves Cousteau, der mit Émile Gagnan immerhin den Lungenautomat entwickelte und damit das heutige Sporttauchen erst ermöglichte, nur in dem Kapitel über Frédéric Dumas. Erfreulich ist das ausführliche Literaturverzeichnis; ein zusätzliches Sachregister hätte allerdings auch nicht geschadet. Außerdem reichert Norton sein Buch mit etlichen — mehr oder weniger aussagekräftigen — Bildern und Fotos an. Eines zeigt angeblich Henri Milne Edwards im Jahre 1890 — dummerweise ist Edwards allerdings schon 1885 gestorben. Wer sich daran und an den vielen Zeichensetzungsfehlern nicht stört, der kann sich Trevor Norton anvertrauen und mit ihm eine faszinierende und amüsante Reise antreten, hinab in die Vergangenheit des Tauchens.
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