Der vermessene Verstand
Seit Jahrhunderten versucht man herauszufinden, was Intelligenz eigentlich ist. Im 19. Jahrhundert entwickelte Sir Francis Galton die ersten Intelligenztests – die Testpersonen sollten unter anderem das Gewicht von Gewehrpatronen schätzen oder die Düfte von Rosenblüten unterscheiden. Wie zu erwarten, erwiesen sich Galtons Tests als höchst unzuverlässig: Die Ergebnisse stimmten weder mit den Schulleistungen noch mit sonstigen Erfolgen oder Misserfolgen im Leben überein.
Mittlerweile gibt es bessere Methoden. Dies lässt das Buch "Intelligenztests" von Francis Preckel und Mathias Brüll deutlich erkennen. Die beiden Wissenschaftler von der Universität Trier beschreiben kurz und bündig die Messung von Intelligenz mittels moderner Testverfahren. Der Leser erhält einen verständlichen Überblick über die zahlreichen IQ-Tests und erfährt viel über ihre Stärken und Schwächen sowie ihre Einsatzmöglichkeiten. Lesenswert ist das Buch vor allem für Studierende der Psychologie und Pädagogik.
Im ersten Kapitel des Buches geht es zunächst um die schwierige Frage, was Intelligenz überhaupt ist. Da es unmöglich ist, ein einheitliches Konzept zu finden, gibt es lediglich eine Vielzahl von Definitionen. Warum dies so ist, ist leicht zu verstehen: Intelligenz wird anhand des Verhaltens in einer bestimmten Situation beurteilt. Die Schwierigkeit liegt darin, dass es eine Vielzahl von Situationen gibt, die sich voneinander unterscheiden. Ob eine Anforderung erfolgreich gemeistert wurde, hängt daher von jeweils anderen Bedingungen ab. "Es ist unmöglich, unwiderruflich festzulegen, welche Kriterien von Bedeutung sind und welche nicht", stellen Preckel und Brüll fest.
Die Vorstellung, was Intelligenz eigentlich ist, entwickelt sich daher ständig weiter und folglich kann Intelligenz nicht durch einen Einheitstest erfasst werden. Auch wenn bei vielen Intelligenztests am Ende ein Intelligenzquotient, also der bekannte IQ, steht, bedeutet dieser Wert je nach Testverfahren und zu Grunde liegender Theorie jeweils etwas anderes.
Können die Tests also beispielsweise die Frage beantworten, ob Intelligenz eher erblich oder umweltbedingt ist? Nein, stellen die Autoren fest. Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit, die Erblichkeit dieses Merkmals bei einer bestimmten Person zu messen. Messbar ist hingegen die Intelligenzentwicklung während des Lebens. Bereits ab einem Alter von fünf Jahren können spätere Intelligenzunterschiede im Alter von 18 Jahren und darüber hinaus relativ gut vorhergesagt werden. Und die fluide, das heißt biologisch geprägte Intelligenz unterliegt einem früheren und deutlicheren Abbau als die kristalline, kulturell determinierte Klugheit.
Neben dem Alter, entscheidet auch das Geschlecht über die Intelligenz: So gibt es in einigen eng umgrenzten Teilbereichen entsprechend spezifische Unterschiede – beispielsweise bei sprachlichen Fähigkeiten oder räumlichem Orientierungsvermögen. Hinsichtlich der Gesamtintelligenz trifft dies jedoch nicht zu.
Im zweiten Kapitel des Buchs geht es um wichtige Grundlagen zum Thema Test: Was ist ein Test? Wie wird er konstruiert? Wie kann die Qualität eines Tests beurteilt werden? Nach dieser Theorie folgen der IQ und die Intelligenztests selbst im dritten Kapitel. Es wird deutlich, dass diese Tests zwar Möglichkeiten zur Ermittelung der Intelligenz bieten, jedoch sind diese begrenzt. Eine ihrer Stärke ist, dass sie eine Unterscheidung verschiedener Bereiche der Intelligenz ermöglichen und damit beim Ausbildungs- und Berufserfolg eine hohe Vorhersagekraft zeigen. Andererseits weisen Preckel und Brüll auf ihre Grenzen hin: IQ-Testaufgaben bilden lediglich einen Ausschnitt des geistigen Vermögens ab. Und je nach Tagesform kann ein Intelligenztest auch einmal bei einem Begabten schlecht ausfallen.
Eine Auswahl aktueller Verfahren lernt der Leser anschließend kennen. Es geht um Themen wie die so genannten Wechsler-Tests, Kaufman-Testbatterien, Grundintelligenz- und Intelligenzstrukturtests. Die Autoren geben einen ersten orientierenden Einblick in die einzelnen Verfahren. Das letzte Kapitel schließlich dokumentiert ein Anwendungsbeispiel. Es geht um einen 14-jährigen Jungen namens Thorsten, der die 8. Klasse eines Gymnasiums besucht. Seine schulischen Leistungen haben in den letzten Monaten stark nachgelassen, und die Eltern fragen sich, welche Gründe hierfür verantwortlich sind. Anhand dieses konkreten Falls aus der Praxis zeigen die beiden Autoren, welche Fragen beim Einsatz von Intelligenztests auftreten können und wie mit ihnen zu verfahren ist.
"Intelligenztests" von Preckel und Brüll ist ein verständlich geschriebenes und klar gegliedertes Buch zu einem günstigen Preis. Eines wird in dem Buch jedenfalls deutlich: Intelligenz ist eine geistige Eigenschaft, die sich einer einheitlichen Definition entzieht.
Mittlerweile gibt es bessere Methoden. Dies lässt das Buch "Intelligenztests" von Francis Preckel und Mathias Brüll deutlich erkennen. Die beiden Wissenschaftler von der Universität Trier beschreiben kurz und bündig die Messung von Intelligenz mittels moderner Testverfahren. Der Leser erhält einen verständlichen Überblick über die zahlreichen IQ-Tests und erfährt viel über ihre Stärken und Schwächen sowie ihre Einsatzmöglichkeiten. Lesenswert ist das Buch vor allem für Studierende der Psychologie und Pädagogik.
Im ersten Kapitel des Buches geht es zunächst um die schwierige Frage, was Intelligenz überhaupt ist. Da es unmöglich ist, ein einheitliches Konzept zu finden, gibt es lediglich eine Vielzahl von Definitionen. Warum dies so ist, ist leicht zu verstehen: Intelligenz wird anhand des Verhaltens in einer bestimmten Situation beurteilt. Die Schwierigkeit liegt darin, dass es eine Vielzahl von Situationen gibt, die sich voneinander unterscheiden. Ob eine Anforderung erfolgreich gemeistert wurde, hängt daher von jeweils anderen Bedingungen ab. "Es ist unmöglich, unwiderruflich festzulegen, welche Kriterien von Bedeutung sind und welche nicht", stellen Preckel und Brüll fest.
Die Vorstellung, was Intelligenz eigentlich ist, entwickelt sich daher ständig weiter und folglich kann Intelligenz nicht durch einen Einheitstest erfasst werden. Auch wenn bei vielen Intelligenztests am Ende ein Intelligenzquotient, also der bekannte IQ, steht, bedeutet dieser Wert je nach Testverfahren und zu Grunde liegender Theorie jeweils etwas anderes.
Können die Tests also beispielsweise die Frage beantworten, ob Intelligenz eher erblich oder umweltbedingt ist? Nein, stellen die Autoren fest. Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit, die Erblichkeit dieses Merkmals bei einer bestimmten Person zu messen. Messbar ist hingegen die Intelligenzentwicklung während des Lebens. Bereits ab einem Alter von fünf Jahren können spätere Intelligenzunterschiede im Alter von 18 Jahren und darüber hinaus relativ gut vorhergesagt werden. Und die fluide, das heißt biologisch geprägte Intelligenz unterliegt einem früheren und deutlicheren Abbau als die kristalline, kulturell determinierte Klugheit.
Neben dem Alter, entscheidet auch das Geschlecht über die Intelligenz: So gibt es in einigen eng umgrenzten Teilbereichen entsprechend spezifische Unterschiede – beispielsweise bei sprachlichen Fähigkeiten oder räumlichem Orientierungsvermögen. Hinsichtlich der Gesamtintelligenz trifft dies jedoch nicht zu.
Im zweiten Kapitel des Buchs geht es um wichtige Grundlagen zum Thema Test: Was ist ein Test? Wie wird er konstruiert? Wie kann die Qualität eines Tests beurteilt werden? Nach dieser Theorie folgen der IQ und die Intelligenztests selbst im dritten Kapitel. Es wird deutlich, dass diese Tests zwar Möglichkeiten zur Ermittelung der Intelligenz bieten, jedoch sind diese begrenzt. Eine ihrer Stärke ist, dass sie eine Unterscheidung verschiedener Bereiche der Intelligenz ermöglichen und damit beim Ausbildungs- und Berufserfolg eine hohe Vorhersagekraft zeigen. Andererseits weisen Preckel und Brüll auf ihre Grenzen hin: IQ-Testaufgaben bilden lediglich einen Ausschnitt des geistigen Vermögens ab. Und je nach Tagesform kann ein Intelligenztest auch einmal bei einem Begabten schlecht ausfallen.
Eine Auswahl aktueller Verfahren lernt der Leser anschließend kennen. Es geht um Themen wie die so genannten Wechsler-Tests, Kaufman-Testbatterien, Grundintelligenz- und Intelligenzstrukturtests. Die Autoren geben einen ersten orientierenden Einblick in die einzelnen Verfahren. Das letzte Kapitel schließlich dokumentiert ein Anwendungsbeispiel. Es geht um einen 14-jährigen Jungen namens Thorsten, der die 8. Klasse eines Gymnasiums besucht. Seine schulischen Leistungen haben in den letzten Monaten stark nachgelassen, und die Eltern fragen sich, welche Gründe hierfür verantwortlich sind. Anhand dieses konkreten Falls aus der Praxis zeigen die beiden Autoren, welche Fragen beim Einsatz von Intelligenztests auftreten können und wie mit ihnen zu verfahren ist.
"Intelligenztests" von Preckel und Brüll ist ein verständlich geschriebenes und klar gegliedertes Buch zu einem günstigen Preis. Eines wird in dem Buch jedenfalls deutlich: Intelligenz ist eine geistige Eigenschaft, die sich einer einheitlichen Definition entzieht.
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