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Hochenergieastrophysik

Wir leben in einer Blütezeit der Wissenschaften. Man erkennt es unter anderem daran, dass so manche Lehrbücher dem Fortschritt der Wissenschaft notgedrungen hintereilen. Die Hochenergieastrophysik ist dabei wirklich ein Paradebeispiel: Trotz der seit fast zehn Jahren erfolgreichen Röntgensatelliten XMM-Newton und Chandra in der Erdumlaufbahn, trotz des europäischen Gammastrahlensatelliten Integral und des amerikanischen Satelliten Swift – aktuelle Lehrbücher über Hochenergieastrophysik sind durchaus Mangelware (egal ob auf Englisch oder Deutsch verfasst), und so kommt das Buch von Rosswog und Brüggen gerade recht.

Auf 356 Seiten geben die Autoren einen Einblick darüber, was die hauptsächlichen Ziele der Hochenergieastrophysik sind und was ihr theoretisches Rüstzeug. Eigentlich ist in diesem Buch alles drin, was ein Einsteiger in diese Problematik braucht: Spezielle Relativitätstheorie, Gas- und Strahlungsprozesse, Neutronensterne, Röntgendoppelsterne, Supernovae, aktive galaktische Kerne, selbst Gammastrahlenblitze werden in einem Extrakapitel detailliert behandelt. Übungsaufgaben runden das Ganze ab. Der Text ist sehr verständlich geschrieben, physikalische Gleichungen werden detailliert hergeleitet, Physikstudenten werden dies zu schätzen wissen.

Aufgrund der gebotenen Fülle des Materials sei hier nur das Kapitel über Supernovae hervorgehoben; in seiner Ausführlichkeit und Aktualität ist es charakteristisch für das ganze Buch. Das Kapitel beginnt mit einer Erläuterung der phänomenologischen Klassifikation der Supernovae und berichtet über den Stand der Forschung auf dem Gebiet der numerischen Kollapsmodelle. Anschließend geht es detailliert auf die Entwicklung der Supernova- Überreste ein und diskutiert schließlich die Frage der Teilchenbeschleunigung in Supernova-Überresten, berührt also die Frage der kosmischen Strahlung. Natürlich ist alles in einen schönen mathematischphysikalischen Apparat eingebunden. Es ist ein Vergnügen, dies zu lesen.

Die Autoren Rosswog und Brüggen sind nicht nur für ihre eigenen Beiträge zur Hochenergieastrophysik international bekannt, sie sind auch aktiv in den Lehrbetrieb an der Jacobs-Universität Bremen eingebunden. Diese Synergie garantiert ein pädagogisch sehr gut durchdachtes Lehrbuch. Es ist wärmstens allen Physik- Studenten zu empfehlen, die in die Hochenergieastrophysik einsteigen wollen. Aber auch wer hier arbeitet, wird sich beim Lesen dieses Buches nicht langweilen; es ist sehr aktuell und ein echter Gewinn auf dem Lehrbuchmarkt der Astronomie. Es sollte in keiner Bibliothek fehlen.
  • Quellen
Sterne und Weltraum 02/2009

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