Mathematischer Käse als Leckerbissen
Als ich zum ersten Mal das Buch "Je mehr Löcher, desto weniger Käse" von Holger Dambeck in den Händen hielt, befürchtete ich, dass es sich dabei schon wieder um ein populärwissenschaftliches Buch über die Mathematik handelt, das verzweifelt versucht, anderen Menschen die Schönheit des Fachs mit dem Holzhammer näher zu bringen – das muss ich fairerweise gestehen. Wieder erwartete ich die immer gleichen Beispiele wie Cantors Abzählbarkeitsaxiom oder das unendliche Hotel von Hilbert.
Doch Holger Dambecks Buch ist tatsächlich anders ist. Natürlich verwendet der Wissenschaftsredakteur bei Spiegel Online ebenfalls die bekannten, oben genannten Beispiele, um die Klarheit und bestaunenswerten Inhalte der Mathematik aufzuzeigen. Nichtsdestotrotz hat sich der Autor etwas Neues überlegt, um sich von anderen Büchern abzugrenzen. Bei Spiegel Online schreibt er seit 2006 unter anderem die Zahlenkolumne "Numerator", deren Beiträge teilweise mehr als 100 000 Mal von Lesern aufgerufen werden. Viele Menschen interessieren sich also sehr wohl für Mathematik, andere zeigen aber auch zu große Ehrfurcht vor Algebra, Geometrie und Co – eine Fehlentwicklung, deren Gründe wohl im Unterricht und bisweilen vielleicht im gesellschaftlichen Klima zu suchen sind.
An diesem Punkt setzt Dambeck an: Das Buch besteht nicht nur aus mathematisch-populärwissenschaftlichen Beispielen, sondern auch aus Studien, die zu erklären versuchen, warum viele die Mathematik lieben – und andere ihr völlig aus dem Weg gehen wollen. So berichtet Dambeck von einer Untersuchung, bei der Grundschülern Fragen wie "Auf einem Schiff sind 36 Schafe. Davon fallen 10 ins Wasser. Wie alt ist der Kapitän?" gestellt wurden und bei der erschreckende Ergebnisse zum Vorschein kamen. Die meisten Schüler antworteten "36 – 10 = 26". Den Kindern wird im Unterricht ein "richtiger" Weg vorgegaukelt, von dem sie bloß nicht abweichen dürften. Alternative Wege, die vielleicht falsch ausgeführt, aber sehr gut gedacht sind, würden nicht akzeptiert, so der Schluss.
"Je mehr Löcher, desto weniger Käse" ist folglich eine Mischung aus Erklärung, woher die Angst vor der Mathematik kommt, und Beispielen, die zeigen, wie ansprechend sie doch ist. Abgerundet wird jedes Kapitel mit vier bis fünf Aufgaben zum Knobeln und Nachdenken – sogar mit Lösungshinweisen, wobei darauf geachtet wird, dass meistens mehrere Wege zum Ziel führen. Insgesamt ist Holger Dambecks Buch sehr gelungen, das selbst Mathematikstudenten wie mir noch spannende Einblicke bietet. Lesenswert!
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