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Spiel, Spaß und Spannung

Gehen die Kinder nicht in die Natur, so kommt die Natur zu ihnen. Und zwar dank des reich mit Fotos ausgestatteten Sachbuchs "Kinder entdecken Natur in der Stadt" der Biologin und freien Journalistin Andrea Thonot, die – ebenso kurz und bündig wie kompetent und unterhaltsam – Antworten gibt auf insgesamt 50 interessante Fragen rund um die Natur in der Stadt.

Schon in ihrer Einleitung bemerkt die Autorin ganz richtig, dass für Kinder heutzutage so viel getan wird wie nie zuvor, angefangen bei der musikalischen Früherziehung über Englisch für Schulanfänger bis hin zum Erlernen sozialer Kompetenzen. Trotzdem geschieht fast unmerklich etwas, was an und für sich ein Paradoxon darstellt: Ausgerechnet unseren Kindern wird Lebendiges zunehmend fremd. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die wenigsten Kinder ihre Freizeit noch überwiegend "draußen" verbringen. Die Folgen: Sie weisen erhebliche "Wissenslücken" auf – und das bei ganz alltäglichen Naturerscheinungen. Weit gravierender sieht die Situation der US-Autor Richard Louv in seinem Buch "Last Child in the Woods". Durch ein naturfernes Leben käme es schon früh zu einen neuem Krankheitsbild, der so genannten Naturmangelstörung.

Um dem allgemeinen Negativtrend entgegen zu wirken, gibt es in den letzten Jahren immer mehr Naturratgeber und Motivationsbroschüren auf dem Büchertisch. Naturwissen wird nicht mehr von Generation zu Generation weitergegeben, sondern – als appetitliches Lesehäppchen schön verpackt – präsentiert, und zwar Eltern und ErzieherInnen ebenso wie Umweltpädagogen und Grundschullehrern. Nur: erreicht das vielfältige und ambitionierte Angebot eigentlich wirklich seine Zielgruppe? Fehlt es nicht eher an einer ganz wichtigen Voraussetzung bei der Beschäftigung mit der Natur?

Ich denke in erster Linie an den Faktor "freie Zeit" ohne Klavier-, Tennis- oder Ballettunterricht. Denn Freizeit ist unabdingbar für intensive Naturerlebnisse, die nachweislich dazu führen, dass im jungen Gehirn neue Nervenverbindungen geknüpft und Netzwerke gefestigt werden. Wenn schon Grundschüler samstags lieber "chillen", anstatt an einer Gruppenstunde der Naturschutzjugend teilzunehmen, nur um sich von einer anstrengenden "Arbeitswoche" in der Schule, vollgepackt mit vielen zusätzlichen Freizeitaktivitäten, auszuruhen, dann bleibt wenig (Zeit) über für die Natur und ihre große Vielfalt.

Vielleicht ist der Ansatz von Andrea Thonot da der Richtige: faktenreiche Lektüre als spannendes Lesevergnügen für die ganze Familie. Und danach: einfach gemeinsam nach "draußen" gehen, die Fahrt an den Stadtrand kann ruhig entfallen, denn Natur gibt es auch in der City – und das nicht zu knapp!

Fängt das Nachdenken über die natürliche Umgebung erst einmal an, dann kommen auch die Fragen: Was macht den Star zum Star? Haben Glühwürmchen einen Lichtschalter? Können Ohrwürmer kneifen? Warum heißt ein Waschbär Waschbär? Auch wenn die ein oder andere Frage manchmal etwas konstruiert wirkt, die Antworten sind immer qualifiziert und kindgerecht. Man merkt, dass Thonot, die sich im Natur- und Umweltschutz engagiert und jahrelange Erfahrung darin hat, Kinder für die Natur zu begeistern. So gut wie keine bekannte Tier- oder Pflanzenart, die in der Stadt zu finden ist, wird dabei ausgelassen. Angereichert mit Geschichten und Tatsachen rund um die städtische Natur eine empfehlenswerte Anschaffung und mit knapp 15 Euro auch bezahlbar. Und nicht vergessen ... nach "draußen" gehen und selber schauen!

  • Quellen
Spektrum.de

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