Viel Theorie, wenig Praxis
Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann schreibt im Vorwort: "Vorsicht! Dieses Buch bemüht sich um Ehrlichkeit, aber es gibt keine fertigen Antworten." Genau dieser Satz sollte statt des irreführenden Titels auf dem Umschlag stehen. Denn das Buch wird als Ratgeber vermarktet, doch dazu ist es weder klar genug strukturiert noch ausreichend verständlich formuliert.
Für Leser mit wissenschaftlichem Interesse sind die Aussagen wiederum nicht hinreichend mit Quellen und Zitaten belegt. Wenn Bergmann seine individuelle Sicht auf die Ursachen der Probleme der heutigen Jungen darstellt, schöpft er allein aus seiner langjährigen Erfahrung als Erziehungsberater und Leiter des Instituts für Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover.
Großes Sendungsbewusstsein durchdringt seine Schilderungen; der Pädagoge ruft zur Umkehr auf: Nicht die Jungen müsse man ändern, sondern ihre Umwelt. Wie sollten Kinder denn überhaupt Ruhe und Halt finden in einer hektischen Welt voller elektronischer Medien? – so seine rhetorische Frage an die Leser.
Neben den Medien prangert der Autor auch eine schwache Mutter-Kind-Bindung an. Wenn sie nicht funktionierte, sei "emotional-triebhafte Unruhe" vorprogrammiert. Doch bietet Bergmann für den Fall, dass das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, keine Lösungen an. Das hilft nicht weiter, wenn dem Jungen ein Rauswurf aus der Schule droht.
Das Verschreiben von Medikamenten als Ausweg etwa für Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitäts-Syndrom) hält er für fragwürdig: Sie dienten allein der "symptomatischen Beschwichtigung der überbordenden Impulse". Vielmehr müsse man bei jedem Kind individuell Geschichte und Umwelt betrachten und ebenso liebevoll wie kraftvoll Einfluss nehmen. Schön gesagt – nur wie?
Bergmann beurteilt die Chancen, Jungen mittels pädagogischer Maßnahmen auf den rechten Weg zu bringen, selbst pessimistisch: "Wer glaubt denn ernsthaft, dass das in der Gruppentherapie angelernte soziale Mitgefühl dem Abzocken auf dem Schulhof am nächsten Morgen Einhalt gebieten kann?" Die geschilderten Fälle, die er dieser Einschätzung zu Grunde legt, sind allerdings oft so extrem, dass man sich fragt, ob sie nicht aus mehreren Einzelfällen zusammengebastelt sind.
Für den alltäglichen Umgang mit Kindern und Jugendlichen gibt der Autor immerhin manchen konkreten Hinweis. So sollten Erwachsene der Gewalt auf Pausenhof oder Schulweg mit einem deutlichen "Halt" entgegentreten und sich ohne Zögern durchsetzen. Es müsse klar sein: Wer andere verprügelt oder mobbt, hat dafür die Konsequenzen zu tragen.
Mit solchen Tipps ist das Buch am ehesten für Pädagogen wertvoll – auch wenn es sich ausdrücklich an Eltern richtet. Frustrierte Mütter, die guten Rat für die Erziehung ihres widerspenstigen Sohnes suchen, werden allerdings enttäuscht, denn praktische Hilfe für Eltern bietet der Ratgeber nicht.
Für Leser mit wissenschaftlichem Interesse sind die Aussagen wiederum nicht hinreichend mit Quellen und Zitaten belegt. Wenn Bergmann seine individuelle Sicht auf die Ursachen der Probleme der heutigen Jungen darstellt, schöpft er allein aus seiner langjährigen Erfahrung als Erziehungsberater und Leiter des Instituts für Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover.
Großes Sendungsbewusstsein durchdringt seine Schilderungen; der Pädagoge ruft zur Umkehr auf: Nicht die Jungen müsse man ändern, sondern ihre Umwelt. Wie sollten Kinder denn überhaupt Ruhe und Halt finden in einer hektischen Welt voller elektronischer Medien? – so seine rhetorische Frage an die Leser.
Neben den Medien prangert der Autor auch eine schwache Mutter-Kind-Bindung an. Wenn sie nicht funktionierte, sei "emotional-triebhafte Unruhe" vorprogrammiert. Doch bietet Bergmann für den Fall, dass das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, keine Lösungen an. Das hilft nicht weiter, wenn dem Jungen ein Rauswurf aus der Schule droht.
Das Verschreiben von Medikamenten als Ausweg etwa für Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitäts-Syndrom) hält er für fragwürdig: Sie dienten allein der "symptomatischen Beschwichtigung der überbordenden Impulse". Vielmehr müsse man bei jedem Kind individuell Geschichte und Umwelt betrachten und ebenso liebevoll wie kraftvoll Einfluss nehmen. Schön gesagt – nur wie?
Bergmann beurteilt die Chancen, Jungen mittels pädagogischer Maßnahmen auf den rechten Weg zu bringen, selbst pessimistisch: "Wer glaubt denn ernsthaft, dass das in der Gruppentherapie angelernte soziale Mitgefühl dem Abzocken auf dem Schulhof am nächsten Morgen Einhalt gebieten kann?" Die geschilderten Fälle, die er dieser Einschätzung zu Grunde legt, sind allerdings oft so extrem, dass man sich fragt, ob sie nicht aus mehreren Einzelfällen zusammengebastelt sind.
Für den alltäglichen Umgang mit Kindern und Jugendlichen gibt der Autor immerhin manchen konkreten Hinweis. So sollten Erwachsene der Gewalt auf Pausenhof oder Schulweg mit einem deutlichen "Halt" entgegentreten und sich ohne Zögern durchsetzen. Es müsse klar sein: Wer andere verprügelt oder mobbt, hat dafür die Konsequenzen zu tragen.
Mit solchen Tipps ist das Buch am ehesten für Pädagogen wertvoll – auch wenn es sich ausdrücklich an Eltern richtet. Frustrierte Mütter, die guten Rat für die Erziehung ihres widerspenstigen Sohnes suchen, werden allerdings enttäuscht, denn praktische Hilfe für Eltern bietet der Ratgeber nicht.
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