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Astronomische Jahrbücher 2013

Wenn sich das laufende Jahr dem Ende zuneigt, ist es für viele Sternfreunde an der Zeit, über den Kauf eines neuen astronomischen Jahrbuchs nachzudenken. Besonders für Einsteiger in die Astronomie bietet sich die Anschaffung eines solchen Kalendariums als Leitfaden an, aber auch viele Amateure mit langjähriger Erfahrung nutzen trotz Internet nach wie vor diese kompakten Zusammenstellungen aller relevanten Beobachtungsdaten in gedruckter Form.

Drei astronomische Jahrbücher sind seit vielen Jahren auf dem Markt etabliert: Ahnerts Astronomisches Jahrbuch oder kurz "der Ahnert", erstellt von der Redaktion von "Sterne und Weltraum" sowie das Himmelsjahr und der Sternenhimmel aus dem Kosmos-Verlag, die jeweils von Hans-Ulrich Keller vom Planetarium Stuttgart und dem pensionieren Schweizer Lehrer Hans Roth herausgegeben werden. Vergleicht man die neuen Ausgaben mit denen des Vorjahrs, so haben sich bei allen drei Jahrbüchern inhaltlich wie gestalterisch nur wenige Änderungen ergeben. Der Ahnert erscheint passend zu "Sterne und Weltraum" im A4-Heftformat, Sternenhimmel und Himmelsjahr sind vom Format her nur etwa halb so groß und "richtige" Bücher. Die beiden Kosmos-Jahrbücher sind nicht nur kompakter, sondern wegen des festeren und weniger feuchtigkeitsanfälligen Papiers auch deutlich robuster und somit besser für den Feldeinsatz geeignet. Der Sternenhimmel punktet dabei noch zusätzlich mit einer festen Einbanddecke und Fadenheftung.

Alle drei Jahrbücher sind in einen allgemein einführenden Teil, monatlich strukturierte Übersichten und Datensammlungen für das gesamte Jahr gegliedert. Darin ähneln sich Ahnert und Himmelsjahr stark: Zusätzlich zur Kalenderübersicht, Sternkarte und Tabellen mit Angaben über Sonne und Mond enthält jeder Monatsabschnitt eine ausführliche Beschreibung des jeweiligen Sternhimmels mit interessanten Beobachtungsobjekten und dem Lauf der Planeten, die in beiden Bänden mit vielen Grafiken illustriert ist. Der Ahnert zeigt dabei zusätzlich eine Auswahl von Amateuraufnahmen und Zeichnungen. Während letzterer zur Farbgestaltung dieselben Blauvioletttöne verwendet, die auch in "Sterne und Weltraum" zur Hinterlegung von Tabellen zum Einsatz kommen, nutzt das Himmelsjahr zusätzlich zu roten und gelben Farbtönen eine Leiste, die im Laufe des Jahres alle Farben des Regenbogens durchläuft und anhand derer man sich beim Aufschlagen des Buches orientieren kann.

Ganz anders dagegen der Sternenhimmel, der nach wie vor auf ein dezentes Layout mit Weiß als Grundfarbe Wert legt. Mit seinem detaillierten Tageskalender, der die Daten zu Sonne, Mond und Planeten chronologisch anordnet, hebt er sich zusätzlich von den beiden anderen Jahrbüchern ab. Ganz offensichtlich will er gar nicht erst um die Gunst der Naturfreunde und Astronomie-Einsteiger buhlen, die sich vom optisch "abgerundeteren" Himmelsjahr oder dem reich bebilderten Ahnert leichter ansprechen lassen. Wäre da nicht die Jahreszahl, könnte man den Einband des Sternenhimmels fast mit dem des Vorjahrs verwechseln. Erst bei näherem Hinsehen fällt auf, dass er nun nicht mehr als "Astronomisches Jahrbuch für Sternfreunde", sondern als "das Jahrbuch für Hobby-Astronomen" firmiert. Weitere Auswirkungen scheint die Umformulierung des Untertitels aber nicht zu haben.

Nur noch wenige Grafiken im Sternenhimmel sind mittlerweile noch Schwarz-Weiß verblieben. Die Sternkarten und Farbgrafiken werden den Lesern der Schweizer Zeitschrift Orion bekannt vorkommen, wo sie wie in den Vorjahren mit ziemlicher Sicherheit auch 2013 ein zweites Mal Verwendung finden werden. Gleiches gilt entsprechend für die Karten, Grafiken und auch einige Tabellen im Ahnert und die Rubrik "Aktuelles am Himmel" von Sterne und Weltraum. Das Himmelsjahr 2013 unterscheidet sich zwar im Titelbild von seinem Vorgänger, aber auch hier erwartet den Leser wie bei Ahnert und Sternenhimmel im Inneren nicht nur dasselbe Layout, sondern auch derselbe Aufbau. Allein die Erläuterungen zum Gebrauch, die vor einigen Jahren in den Anhang verbannt wurden, befinden sich nun wieder im Einleitungsteil zu Beginn des Buchs.

Die auffälligste Neuerung hat noch der Ahnert zu bieten: Für die veränderlichen Sterne in der Jahresübersicht gibt es nun Aufsuchkarten. Die Sterne sind darin schwarz auf weißem Grund wiedergegeben, was für die Beobachtung sinnvoll ist. Damit wollen diese Karten aber irgendwie nicht so recht zu den anderen passen, auf denen die Sterne weiß auf dunkelblau dargestellt sind. Der Abgleich mit älteren Ausgaben zeigt allerdings auch, dass bei allen drei Jahrbüchern nicht nur Design und inhaltlicher Aufbau mittlerweile konvergiert sind, sondern auch Texte oftmals wortwörtlich aus den Vorjahren übernommen werden. Das betrifft nicht nur die Einleitungskapitel mit den Anleitungen zum Gebrauch, sondern auch Abschnitte wie die Sternbild- und Objektbeschreibungen, wo man eigentlich etwas mehr Kreativität von den Verfassern erwarten darf.

Während die wiederholte Verwendung von Grafiken in identischer Form sicherlich vertretbar ist, wurde auf der Seite über Meteorströme im neuen Ahnert aber sogar das Sternschnuppenfoto vom Vorjahr erneut abgedruckt. Das Himmelsjahr wird seit mehr als einem halben Jahrhundert traditionell durch Monatsthemen ergänzt: Zwölf in sich abgeschlossene Artikel, die sich besonderen astronomischen Ereignissen des Jahres widmen und damit eng an das Kalendarium gekoppelt sind, häufig aber auch allgemeinere Themen aus Astronomie, Physik und Raumfahrt behandeln. Damit spricht das Himmelsjahr nicht nur Neueinsteiger in die Astronomie an, die anhand der Beobachtungshinweise den Himmel kennenlernen möchten, sondern auch Fortgeschrittene, die mehr erfahren wollen. Vor nunmehr 15 Jahren hat auch der Ahnert dieses Konzept übernommen, nachdem zuvor das jahresweise strukturierte Tabellenwerk nur durch einzelne Aufsätze im Anhang ergänzt wurde. Schon damals hatten die Artikel allerdings einen starken Bezug zur beobachterischen Seite der Astronomie, eine Eigenschaft, die sich bis heute erhalten hat. Mit insgesamt drei Themen aus diesem Bereich liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr auf dem bevorstehenden Maximum der Sonnenaktivität.

Weitere Themen beinhalten im Ahnert beispielsweise die Nebel im Orion, die Plejaden als Kalenderzeichen, Saturnbeobachtungen, Sternfarben und Spektraltypen, die Sterne des Sommerdreiecks oder die Messung der Höhe von Mondbergen. Im Himmelsjahr dagegen erfährt man mehr über Zeitzonen und die Sommerzeit, das aschgraue Mondlicht, den Helixnebel, erdähnliche Exoplaneten, die Mission Dawn zu Vesta und Ceres, den Doppelstern 70 Ophiuchi und den Krebsnebel. Zwei der Monatsthemen im Himmelsjahr lassen allerdings auch Zweifel an der Qualität dieser Artikel aufkommen: Wundert man sich zunächst nur, warum als Argument für die Existenz der hypothetischen Vulkanoiden innerhalb der Merkurumlaufbahn die verkraterte Oberfläche des Planeten angeführt wird, die aufgrund ihres Alters keinerlei Schlussfolgerungen diesbezüglich zulässt, so ist spätestens die vollkommen unkritische Darstellung so genannter "Schwarzer Sterne" als Alternative zu stellaren Schwarzen Löchern bedenklich.

Ein astronomisches Highlight wie den Venustransit hat 2013 nicht zu bieten, die Finsternisse des kommenden Jahres sind entweder von Mitteleuropa aus unbeobachtbar oder nicht besonders spektakulär. Am ehesten bieten sich daher noch die Kometen PANSTARRS und ISON an, die im März beziehungsweise November 2013 für das bloße Auge sichtbar werden könnten. Tatsächlich ziert die Titelseite des Himmelsjahrs ein Komet – ob dies allerdings bloß Zufall ist, lässt sich nicht feststellen, denn über ein Monatsthema zu Kometen allgemein hinaus wird das Thema nicht behandelt. Der Ahnert dagegen titelt "Wie hell wird Komet PanStarrs?" und schreibt damit zunächst einmal den Namen falsch. Auf Spekulationen über die Helligkeit, die er erreichen wird, lässt man sich dann aber auf der einen Seite, die dem Kometen gewidmet ist, klugerweise trotzdem nicht ein. Irritierend ist allerdings, dass zwar eine Aufsuchkarte abgedruckt, aber weder Bahnelemente noch Ephemeriden angegeben werden.

Der Sternenhimmel weist auf dem Einband auf einen hellen Kometen hin und bringt Aufsuchkarten und Ephemeriden für PANSTARRS dann auch im Märzabschnitt mit unter. Der erst im September 2012 entdeckte ISON kam aber offensichtlich für den Satz aller drei Jahrbücher zu spät. Angesichts der bereits auf März 2012 datierten Vorworte von Himmelsjahr und Sternenhimmel verwundert das nicht, generell sollte der Kosmos-Verlag die lange Vorlaufzeit überdenken. Mein Resümee: Während sich der Sternenhimmel als ausführliche Datensammlung eindeutig an fortgeschrittene Amateure richtet, werden mit Ahnert und Himmelsjahr auch Einsteiger in die Astronomie angesprochen, die zusätzliche Informationen suchen. Dabei lässt sich der Ahnert besser für die Beobachtungsplanung am Schreibtisch einsetzen, während das Himmelsjahr am Teleskop im Feld leicht zur Hand ist.

  • Quellen
Sterne und Weltraum 12/2012

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