Wie wird Naturschutz verwaltet? Ein neues Lehrbuch der Landschaftsplanung
Naturschutz war noch vor nicht allzu langer Zeit eines der meistdiskutierten Themen, und die Erinnerung daran dreht sich bei vielen wahrscheinlich um Krötenzäune, Seehunde und Vogelaufzuchtsstationen. Längst hat sich aber auch der Gesetzgeber des Themas angenommen und umrissen, wie Naturschutz in unserer verwalteten Landschaft umzusetzen ist — genau dies ist die Aufgabe der Landschaftsplanung. Landschaftsplanung ist praktisch alles, was staatliche und z.T. auch private Institutionen in Sachen Naturschutz unternehmen — und das ist erfreulicherweise eine ganze Menge. Aspekte aus Geographie, Landschaftsarchitektur, Biologie, Verwaltungswissenschaft und natürlich Rechtsprechung sind dabei zu berücksichtigen; entsprechend haben im vorliegenden Band insgesamt 23 Autoren aus den verschiedenen Blickwinkeln versucht, einen Überblick über das sehr heterogene Fach zu liefern. Das ambitionierte Vorhaben ist erstaunlich gut verwirklicht worden. Alle wichtigen Aspekte der Landschaftsplanung werden angerissen und teilweise en détail abgehandelt. Eine klare Gliederung und ein gutes Inhaltsverzeichnis erleichtern das "Selbststudium“, und den meisten Lesern sollte der Einstieg in die Materie somit gelingen. Ein echter "page turner" ist das Buch wegen seines manchmal etwas technischen Stils zwar nicht, aber das war bei einem solchen Vorhaben auch kaum anders zu erwarten. Allerdings hätte ich mir etwas mehr Mut zur kritischen Auseinandersetzung gewünscht. Zielkonflikte mit Landwirtschaft, Verkehr oder Tourismus werden jeweils auf nur einer Seite erwähnt. Auch zu dem für Planer kniffligen Begriff der „Wildnis“ ( = nicht manipulierte Natur!) findet sich nur ein einziger Eintrag. Die Darstellung der biologischen Hintergründe der Landschaftsplanung ist ebenfalls zu knapp geraten; nur die bekanntesten Konzepte werden hier beschrieben. Landschaftsplanung wird in jedem Bundesland anders gehandhabt, die Diskussion ist tatsächlich chaotisch, und alle Autoren mussten sich aus Platzgründen auf ausgewählte Beispiele beschränken. Dank deren Vielzahl ist das Lehrbuch jedoch sehr anschaulich und praxisnah — wobei es mitunter schwierig ist, die Gemeinsamkeiten und eben auch die gemeinsamen Probleme aus den Texten herauszufiltern. Das war den Herausgebern offenbar auch bewusst, die um eine „faire Beurteilung“ bitten. Diese hat das Buch dann auch auf jeden Fall verdient, das eine große Lücke schließt und hoffentlich große Verbreitung findet.
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