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Eher zum Gähnen

Keiner gibt es gern zu, doch viele erleben es: Wer fühlt sich nicht manchmal wie der Hund auf dem Coverbild des Buchs "Langweilen Sie sich" von Maria T. Kern und langweilt sich selbst "tierisch" in einer Sitzung, Schulstunde oder gar zu Hause? Leider können wir dann oftmals nicht wie dieses Tier unseren Unmut in Aktivität umsetzen und genüsslich unsere jeweilige Sitzunterlage zerpflücken.

Was gibt es Kurzweiliges über die Langeweile zu sagen? Maria T. Kern hat die bisherigen Forschungsergebnisse zusammengetragen und möchte, wie sie eingangs sagt, in ihrem Buch das Phänomen umfassend entschlüsseln. Sie geht dabei auf ganz verschiedene Aspekte dieses oft erlebten und ungeliebten Zustandes ein. Vom Warten auf einen verspäteten Zug bis hin zur chronischen Langeweile, die zu Depression und Suchtverhalten führen kann, werden viele Themen abgedeckt.

Die Autorin stellt dazu durchaus spannende Fragen: Ist Langeweile angeboren? Neigen bestimmte Menschen mehr dazu als andere? Langweilen sich zum Beispiel Männer mehr oder Frauen? Dumme oder Schlaue? Was spielt das Alter für eine Rolle, die Lebenssituation, das Einkommen oder die psychische Stabilität? Wie viel tragen die Umstände dazu bei, dass wir uns langweilen und wie viel unsere eigene Persönlichkeit? Welche Situationen sind wie geschaffen dazu, uns anzuöden: Schule, Arbeit, Freizeit, Beziehung oder der Militärdienst? Warum ist das so und was kann man dagegen tun?

Ihre Antworten aber sind oft eher vage und mit der Bemerkung versehen: Das Thema ist bisher zu wenig erforscht. So werden zwar einige Ideen und Ergebnisse vorgestellt, die sich aber nicht zu einem vollständigen Bild zusammensetzen. Besonders, wer nach Lösungsansätzen und Bewältigungsstrategien sucht, ist mit dem Buch schlecht bedient. Nur ein kurzes Kapitel beschäftigt sich – auch dort eher beschreibend, denn Rat gebend – mit diesem Thema. Viel Forschungsbedarf also weiterhin – dies betont die Autorin sogar nochmal in ihrem Schlusswort. Warum, fragt man sich dann, schreibt jemand eine Zusammenfassung über ein Thema, wenn es (noch) gar keine gibt?

Die wenigen greifbaren Erkenntnisse, die vorhanden sind, versteckt Maria T. Kern hinter komplizierten Formulierungen und einer Aneinanderreihung von Literaturangaben. Diese Schreibweise, die eher an eine Dissertation denken lässt, macht das Buch nicht gerade zu einem Lesevergnügen. Für Fachfremde, die sich in das Thema einlesen wollen, ist das Buch daher wohl weniger geeignet.

Fazit: Den Erwartungen, die Untertitel und Coverbild wecken, wird das Buch nicht gerecht und von einer umfassenden Entschlüsselung des Phänomens Langeweile ist es weit entfernt. Allenfalls als aktuelle Zusammenfassung der vorliegenden Forschungsergebnisse kann es durchgehen, und die könnte man sicher kurzweiliger verpacken.

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