Wie man Evolution macht
Aus dem Schulunterricht dürften viele den Begriff "Evolution" mit einer alten Theorie (der Geburtstag ihres Begründers Charles Darwin jährte sich im Februar 2009 zum 200. Mal) verbinden, mit verstaubten Fossilien und den unvermeidlichen Galapagosfinken, deren unterschiedliche Schnabelspezialisierungen seit Jahrzehnten als traditionelles Lehrbuchbeispiel herhalten müssen. Dass Evolution unendlich komplexer, spannender und von unvergänglicher Aktualität ist, führt das neue, mit viel Witz und Liebe fürs Detail geschriebene "Lese-Lehrbuch Evolution" vor Augen.
Die deutsche, von den beiden an der Universität Duisburg-Essen lehrenden Zoologen Hynek Burda und Sabine Begall herausgegebene Ausgabe beruht auf dem tschechischen Werk "Jak se delá evoluce" der Biologen Jan Zrzavý, David Storch und Stanislav Mihulka. Der Originaltitel bedeutet "Wie man Evolution macht" und umreißt damit knapp und treffend die besondere Herangehensweise dieses unorthodoxen Lehrbuchs: Zum einen werden die biologischen Mechanismen der Evolution beschrieben, zum anderen steht die Frage im Mittelpunkt, wie wir Menschen die Evolution fassen, verstehen und methodisch rekonstruieren können.
Das von den deutschen Herausgebern um zahlreiche Abbildungen und einige zusätzliche Inhalte erweiterte Buch enthält also nicht nur altbekannten Schulstoff, klassische Theorien und etablierte Konzepte, sondern geht auch auf die aktuelle Evolutionsforschung ein, stellt moderne Methoden sowie kontrovers diskutierte Ideen vor (beispielsweise den Neolamarckismus oder biologische Gründe für Homosexualität). Selbst die gegen die Evolutionstheorie stehenden Gedankengebäude des Kreationismus und Intelligent Designs werden (soweit möglich) ernsthaft diskutiert und argumentativ entkräftet. Anders als in klassischen Lehrbüchern ist dabei der Haupttext eher lesebuchartig und ansprechend; trockener Lehrstoff wird in übersichtlichen Boxen präsentiert.
Die inhaltliche Gliederung ist dagegen traditionell: Nach einer Einleitung folgen fünf übersichtliche, durch Grafiken ergänzte Kapitel zu Selektion, Phylogenese, evolutionären Neuheiten, Adaption und Vielfalt. Zwei kurze Epiloge bilden den Abschluss, in denen Vorurteile, Widersprüche und Unzulänglichkeiten der Evolutionstheorie kritisch beleuchtet werden. Das eher lehrbuchuntypische Fazit "Vieles ist noch unbekannt, es gibt jede Menge offene Fragen" zeigt dabei nur einmal mehr, dass es sich um ein kritisches, offenes und aktuelles Buch handelt.
Hynek Burda und Sabine Begall haben ein nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ansprechendes Werk herausgebracht. Die mehr als 150 Illustrationen von Jan Burda sind unkonventionell und ansprechend. An jedem Kapitelanfang gibt es einen "Appetizer" in Form von Bildern, Sprüchen und Zitaten zum Thema (zum Beispiel ein Bild von James Bond umgeben von fünf hübschen Damen im Kapitel "Selektion" oder Tolkiens Hobbits als beflissene Phylogenetiker, die ihre eigene Herkunft lückenlos zu rekonstruieren versuchen). Am Ende jedes Kapitels steht eine Reihe von Fragen zur Verständniskontrolle.
Insgesamt 180 Wissenschaftler, die die Evolutionsforschung der vergangenen zwei Jahrhunderte geprägt haben, werden in über den gesamten Text verteilten Boxen porträtiert. Selbstverständlich verfügt das Buch auch über ein umfangreiches Glossar, eine Liste der zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Literatur sowie einen übersichtlichen Index zu Personen, Sachen und Organismen.
Das "Lese-Lehrbuch Evolution" ist eine sehr informative, teils witzig, teils provozierend, aber immer verständlich geschriebene Lektüre. Es wird den Ansprüchen an ein aktuelles wissenschaftliches Lehrbuch voll gerecht und liefert zudem spannende Geschichten und kontroverse Standpunkte aus 200 Jahren Evolutionsforschung, was den Leser zum Nachdenken zwingt. Wer ein Minimum an Neugier und Begeisterungsfähigkeit für die Erforschung der biologischen Grundfragen des Lebens mitbringen, wird durch das Buch reichlich belohnt. Für Biologiestudenten und Lehrende an Schule oder Universität ist es optimal. Und selbst Lesemuffel könnten dank James Bond, McGyver und der frischen Aufmachung bekehrt werden.
Die deutsche, von den beiden an der Universität Duisburg-Essen lehrenden Zoologen Hynek Burda und Sabine Begall herausgegebene Ausgabe beruht auf dem tschechischen Werk "Jak se delá evoluce" der Biologen Jan Zrzavý, David Storch und Stanislav Mihulka. Der Originaltitel bedeutet "Wie man Evolution macht" und umreißt damit knapp und treffend die besondere Herangehensweise dieses unorthodoxen Lehrbuchs: Zum einen werden die biologischen Mechanismen der Evolution beschrieben, zum anderen steht die Frage im Mittelpunkt, wie wir Menschen die Evolution fassen, verstehen und methodisch rekonstruieren können.
Das von den deutschen Herausgebern um zahlreiche Abbildungen und einige zusätzliche Inhalte erweiterte Buch enthält also nicht nur altbekannten Schulstoff, klassische Theorien und etablierte Konzepte, sondern geht auch auf die aktuelle Evolutionsforschung ein, stellt moderne Methoden sowie kontrovers diskutierte Ideen vor (beispielsweise den Neolamarckismus oder biologische Gründe für Homosexualität). Selbst die gegen die Evolutionstheorie stehenden Gedankengebäude des Kreationismus und Intelligent Designs werden (soweit möglich) ernsthaft diskutiert und argumentativ entkräftet. Anders als in klassischen Lehrbüchern ist dabei der Haupttext eher lesebuchartig und ansprechend; trockener Lehrstoff wird in übersichtlichen Boxen präsentiert.
Die inhaltliche Gliederung ist dagegen traditionell: Nach einer Einleitung folgen fünf übersichtliche, durch Grafiken ergänzte Kapitel zu Selektion, Phylogenese, evolutionären Neuheiten, Adaption und Vielfalt. Zwei kurze Epiloge bilden den Abschluss, in denen Vorurteile, Widersprüche und Unzulänglichkeiten der Evolutionstheorie kritisch beleuchtet werden. Das eher lehrbuchuntypische Fazit "Vieles ist noch unbekannt, es gibt jede Menge offene Fragen" zeigt dabei nur einmal mehr, dass es sich um ein kritisches, offenes und aktuelles Buch handelt.
Hynek Burda und Sabine Begall haben ein nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ansprechendes Werk herausgebracht. Die mehr als 150 Illustrationen von Jan Burda sind unkonventionell und ansprechend. An jedem Kapitelanfang gibt es einen "Appetizer" in Form von Bildern, Sprüchen und Zitaten zum Thema (zum Beispiel ein Bild von James Bond umgeben von fünf hübschen Damen im Kapitel "Selektion" oder Tolkiens Hobbits als beflissene Phylogenetiker, die ihre eigene Herkunft lückenlos zu rekonstruieren versuchen). Am Ende jedes Kapitels steht eine Reihe von Fragen zur Verständniskontrolle.
Insgesamt 180 Wissenschaftler, die die Evolutionsforschung der vergangenen zwei Jahrhunderte geprägt haben, werden in über den gesamten Text verteilten Boxen porträtiert. Selbstverständlich verfügt das Buch auch über ein umfangreiches Glossar, eine Liste der zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Literatur sowie einen übersichtlichen Index zu Personen, Sachen und Organismen.
Das "Lese-Lehrbuch Evolution" ist eine sehr informative, teils witzig, teils provozierend, aber immer verständlich geschriebene Lektüre. Es wird den Ansprüchen an ein aktuelles wissenschaftliches Lehrbuch voll gerecht und liefert zudem spannende Geschichten und kontroverse Standpunkte aus 200 Jahren Evolutionsforschung, was den Leser zum Nachdenken zwingt. Wer ein Minimum an Neugier und Begeisterungsfähigkeit für die Erforschung der biologischen Grundfragen des Lebens mitbringen, wird durch das Buch reichlich belohnt. Für Biologiestudenten und Lehrende an Schule oder Universität ist es optimal. Und selbst Lesemuffel könnten dank James Bond, McGyver und der frischen Aufmachung bekehrt werden.
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