Big is beautiful
Makromoleküle finden sich in allen Zweigen der Chemie. Sie nehmen eine dominierende Rolle sowohl im Bereich der "natürlichen" (nicht von menschlichen Chemikern gemachten) als auch unter den von Chemikern in Labor und Technik hergestellten Verbindungen ein. In Form der Kunststoffe durchdringen synthetische makromolekulare Verbindungen seit Jahrzehnten unser aller Leben, sodass sie aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind und ihre Allgegenwart den meisten gar nicht bewusst wird.
Trotz ihrer immensen praktischen Bedeutung gibt es erstaunlich wenige Lehrbücher, die sich diesen Riesenmolekülen widmen. Eines der seltenen originär deutschsprachigen Werke auf diesem Gebiet liegt nun in der dritten Auflage vor. In acht Kapiteln (von denen das erste – die Einführung – nur eine Seite beansprucht!) führen Manfred Lechner, Klaus Gehrke und Eckhard Nordmeier fortgeschrittene Studenten in die "Makromolekulare Chemie" ein. Den Schwerpunkt der eigentlich sieben Kapitel hat das Autorenteam dabei deutlich auf die Physikochemie der Riesenmoleküle gelegt: Die Kapitel über ihre und Thermodynamik sowie die nachfolgenden über Makromoleküle in Lösung und als Festkörper beziehungsweise Schmelze zeigen dies klar.
Ein über hundert Seiten starkes Kapitel zur Synthese von Polymeren diskutiert die chemische Seite in engeren Sinn. Das Schwergewicht liegt hier auf den als Kunststoffe bezeichneten synthetischen hochpolymeren Verbindungen. Das viel kürzere siebte Kapitel über "Reaktionen an Makromolekülen" nimmt den "chemischen Faden" erneut auf. Das abschließende Kapitel "Verwertung von Kunststoffen" nimmt sich des Themas der Rückführung und Weiterverarbeitung von – oft biologisch resistenten – synthetischen Polymeren an.
Die biologischen Polymere werden als explizites Thema nur gestreift. Ein kurzer Abschnitt über Zellulose in Kapitel 7 und ein weiterer über Laborsynthesen biologischer Polymere in Kapitel 3 sind die einzigen Ausflüge in diese Gefilde. Da ihr physikochemisches Verhalten jedoch nicht grundsätzlich anders ist, sind die meisten Kapitel des Buches ohne Einschränkung auch für Biochemiker, die mit Makromolekülen hantieren, von Interesse und Relevanz.
Das Buch diskutiert die verschiedenen Facetten seines Themas auf hohem akademischem Niveau; der Leser benötigt daher entsprechende Vorkenntnisse. Auf Grund der Schwerpunktsetzung der Autoren im physikalisch-chemischen Bereich sollten Benutzer solide Grundkenntnisse in Physik und im Besonderen der physikalischen Chemie mitbringen. Für die mehr chemisch ausgerichteten Kapitel und Abschnitte sind ebensolche insbesondere in organischer Chemie höchst nützlich oder gar zwingend erforderlich.
Die Zielgruppe der "Makromolekularen Chemie" sind somit fortgeschrittene Studenten im Hauptstudium, welche die erforderlichen Vorkenntnisse bereithalten. Für diesen Benutzerkreis liefert das Buch auf Grund seiner dichten, bisweilen gedrängten Darstellung ein Maximum an Information. Der Stil ist immer sachlich und in der Regel technisch; hier "reden" Experten auf Augenhöhe zu solchen, die es werden wollen.
"Makromolekulare Chemie" ist keine leichte Einführung für jene, die sich einen kurzen "Blick über den Zaun" gönnen wollen, sondern eine anspruchsvolle, in die Tiefe gehende Abhandlung für Studenten, die "es wirklich wissen wollen" – solche, die also zumindest mit dem Gedanken spielen, vielleicht ihre Examensarbeit auf diesem Gebiet anzufertigen. Schließlich wendet es sich auch an Wissenschaftler der Chemie, der Verfahrenstechnik und ähnlicher Gebiete, die vielleicht einen anderen Schwerpunkt hatten und die die Berufspraxis auf dieses Feld verschlagen hat.
Die Produktionsqualität des Werks ist ausgezeichnet; lediglich das Fehlen eines festen Einbandes schlägt negativ zu Buche. Im Angesicht der erstklassigen Papier- und Druckqualität stände ein solider Einband gut zu Gesicht.
Dem Buch liegt eine CD-ROM bei, die zu den kurioseren ihrer Art gehört. Sie enthält den gesamten Buchtext als pdf-Dateien, die von der gedruckten Fassung ununterscheidbar – also von höchster Qualität – sind. Allerdings sind diese Dateien nicht druckbar, sodass sich unweigerlich die Frage stellt, welchen Zweck die Dreingabe dieses "e-books" verfolgt. Aufgaben zum Thema enthält die Scheibe leider nicht; dies wäre in zukünftigen Ausgaben eine Bereicherung, die den Nutzen des Werkes für den Lernenden beträchtlich erhöhen könnte. Immerhin kann man schon jetzt am Computer weiterlesen, wenn das Buch geklaut wird oder einem Laborbrand zum Opfer fällt...
Die "Makromolekulare Chemie" enthält leider auch keine Übungsaufgaben; es ist daher primär für die Begleitung einer entsprechenden Hochschulausbildung in diesem Fach geeignet. Weiterführende Buchliteratur wird am Ende des Werkes in einer zentralen Liste angegeben.
Mein Fazit: Dieses Buch ist insgesamt sehr empfehlenswert für fortgeschrittene Studenten der Chemie und Chemietechnik sowie der Physik, die eine Vertiefung in diesem Bereich wünschen – ebenso für Profis der genannten Disziplinen, die sich in makromolekularer Chemie fortbilden wollen oder müssen.
Trotz ihrer immensen praktischen Bedeutung gibt es erstaunlich wenige Lehrbücher, die sich diesen Riesenmolekülen widmen. Eines der seltenen originär deutschsprachigen Werke auf diesem Gebiet liegt nun in der dritten Auflage vor. In acht Kapiteln (von denen das erste – die Einführung – nur eine Seite beansprucht!) führen Manfred Lechner, Klaus Gehrke und Eckhard Nordmeier fortgeschrittene Studenten in die "Makromolekulare Chemie" ein. Den Schwerpunkt der eigentlich sieben Kapitel hat das Autorenteam dabei deutlich auf die Physikochemie der Riesenmoleküle gelegt: Die Kapitel über ihre und Thermodynamik sowie die nachfolgenden über Makromoleküle in Lösung und als Festkörper beziehungsweise Schmelze zeigen dies klar.
Ein über hundert Seiten starkes Kapitel zur Synthese von Polymeren diskutiert die chemische Seite in engeren Sinn. Das Schwergewicht liegt hier auf den als Kunststoffe bezeichneten synthetischen hochpolymeren Verbindungen. Das viel kürzere siebte Kapitel über "Reaktionen an Makromolekülen" nimmt den "chemischen Faden" erneut auf. Das abschließende Kapitel "Verwertung von Kunststoffen" nimmt sich des Themas der Rückführung und Weiterverarbeitung von – oft biologisch resistenten – synthetischen Polymeren an.
Die biologischen Polymere werden als explizites Thema nur gestreift. Ein kurzer Abschnitt über Zellulose in Kapitel 7 und ein weiterer über Laborsynthesen biologischer Polymere in Kapitel 3 sind die einzigen Ausflüge in diese Gefilde. Da ihr physikochemisches Verhalten jedoch nicht grundsätzlich anders ist, sind die meisten Kapitel des Buches ohne Einschränkung auch für Biochemiker, die mit Makromolekülen hantieren, von Interesse und Relevanz.
Das Buch diskutiert die verschiedenen Facetten seines Themas auf hohem akademischem Niveau; der Leser benötigt daher entsprechende Vorkenntnisse. Auf Grund der Schwerpunktsetzung der Autoren im physikalisch-chemischen Bereich sollten Benutzer solide Grundkenntnisse in Physik und im Besonderen der physikalischen Chemie mitbringen. Für die mehr chemisch ausgerichteten Kapitel und Abschnitte sind ebensolche insbesondere in organischer Chemie höchst nützlich oder gar zwingend erforderlich.
Die Zielgruppe der "Makromolekularen Chemie" sind somit fortgeschrittene Studenten im Hauptstudium, welche die erforderlichen Vorkenntnisse bereithalten. Für diesen Benutzerkreis liefert das Buch auf Grund seiner dichten, bisweilen gedrängten Darstellung ein Maximum an Information. Der Stil ist immer sachlich und in der Regel technisch; hier "reden" Experten auf Augenhöhe zu solchen, die es werden wollen.
"Makromolekulare Chemie" ist keine leichte Einführung für jene, die sich einen kurzen "Blick über den Zaun" gönnen wollen, sondern eine anspruchsvolle, in die Tiefe gehende Abhandlung für Studenten, die "es wirklich wissen wollen" – solche, die also zumindest mit dem Gedanken spielen, vielleicht ihre Examensarbeit auf diesem Gebiet anzufertigen. Schließlich wendet es sich auch an Wissenschaftler der Chemie, der Verfahrenstechnik und ähnlicher Gebiete, die vielleicht einen anderen Schwerpunkt hatten und die die Berufspraxis auf dieses Feld verschlagen hat.
Die Produktionsqualität des Werks ist ausgezeichnet; lediglich das Fehlen eines festen Einbandes schlägt negativ zu Buche. Im Angesicht der erstklassigen Papier- und Druckqualität stände ein solider Einband gut zu Gesicht.
Dem Buch liegt eine CD-ROM bei, die zu den kurioseren ihrer Art gehört. Sie enthält den gesamten Buchtext als pdf-Dateien, die von der gedruckten Fassung ununterscheidbar – also von höchster Qualität – sind. Allerdings sind diese Dateien nicht druckbar, sodass sich unweigerlich die Frage stellt, welchen Zweck die Dreingabe dieses "e-books" verfolgt. Aufgaben zum Thema enthält die Scheibe leider nicht; dies wäre in zukünftigen Ausgaben eine Bereicherung, die den Nutzen des Werkes für den Lernenden beträchtlich erhöhen könnte. Immerhin kann man schon jetzt am Computer weiterlesen, wenn das Buch geklaut wird oder einem Laborbrand zum Opfer fällt...
Die "Makromolekulare Chemie" enthält leider auch keine Übungsaufgaben; es ist daher primär für die Begleitung einer entsprechenden Hochschulausbildung in diesem Fach geeignet. Weiterführende Buchliteratur wird am Ende des Werkes in einer zentralen Liste angegeben.
Mein Fazit: Dieses Buch ist insgesamt sehr empfehlenswert für fortgeschrittene Studenten der Chemie und Chemietechnik sowie der Physik, die eine Vertiefung in diesem Bereich wünschen – ebenso für Profis der genannten Disziplinen, die sich in makromolekularer Chemie fortbilden wollen oder müssen.
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