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Ein Familienmagazin — freigegeben ab 6 Jahren mathematischer Erfahrung

Spencer Bloch beginnt seinen Artikel über den Beweis der Mordellschen Vermutung durch Faltings mit der Bemerkung, dass es für ein „mathematisches Familienmagazin“ nicht in Frage komme, in die Details der Beweisführung zu gehen. Im Klartext heißt das: Man braucht kein Experte auf dem Gebiet der algebraischen Geometrie zu sein, um den Artikel verstehen zu können — aber mindestens die Vordiplomprüfung sollte man schon hinter sich haben! Ähnlich ließe sich auch über die 39 anderen in „Mathematical Conversations“ versammelten Beiträge urteilen. Das ganze ist eine Auswahl aus den ersten 20 Jahren der Zeitschrift „The Mathematical Intelligencer“. Die behandelten Themen umfassen u.a. die Darstellungstheorie, das Banach-Tarski-Paradoxon, den Beweis der Bieberbachschen Vermutung und die Knotentheorie. Auch einen Abschnitt über die Geschichte der Mathematik gibt es, für dessen Verständnis wirklich geringe mathematische Vorkenntnisse ausreichen. Ein Gesichtspunkt, der sich durch das ganze Buch zieht, ist die Betonung der Einheit der Mathematik. Wenn ein Problem der Zahlentheorie gelöst wird, dann benutzt man Methoden aus der Analysis („Adventures in Arithmetick, or: How to Make Good Use of a Fourier Transform“); wenn es um topologische 4-Mannigfaltigkeiten geht, dann spielen Algebra und Differentialgeometrie eine wichtige Rolle. Auch das Zusammenspiel von Mathematik und Physik wird behandelt; in einem Artikel über Minimalflächen erfahren die Leser außerdem etwas über den Einsatz von Computern in der reinen Mathematik. Ein besonders lustiger Artikel beschäftigt sich mit Anekdoten über Mathematiker. Dazu ein Beispiel: Norbert Wiener findet auf dem Nachhauseweg seine neue Wohnung nicht mehr vor. Die Familie ist soeben umgezogen. Da kommt ein Mädchen angelaufen. Wiener verzweifelt: „Kleines Mädchen, hilf mir! Meine Familie ist verschwunden, und mein Schlüssel passt nicht mehr ins Schloss.“ Darauf das Mädchen: „Ja Papi, die Mama hat mich geschickt, dich zu holen!“ Kurzum: Eine lesenswerte Artikel-Sammlung, deren Wert auch die Rechtschreibfehler, die sich hier und da eingeschlichen haben, nicht wirklich mindern können.

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