Mich laust der Affe. Einblicke in ein Forscherleben im Herzen Afrikas
Wer Robert Sapolsky als einen der führenden Stress-Forscher kennt und bei der Lektüre seines neuen Buches "Mein Leben als Pavian" auf hochwissenschaftliche neurobiologische Ergüsse hofft, wird enttäuscht sein. Denn der hochdekorierte Wissenschaftler hat hier niedergeschrieben, was sonst sicher nur an den Stammtischen der Forscher – einige Bestellrunden nach der wissenschaftlichen Diskussion – erzählt wird: So liefert er tiefe Einblicke in das Freiland-Forscherleben, amüsiert mit Anekdoten aus über 20 Jahren Wissenschaft im Herzen Afrikas, in der Steppe Kenias, und berichtet von diversen Reisen in die angrenzenden Länder. Besonders reizvoll dabei ist die Mischung: Episoden aus dem Leben von Sapolskys Mantelpavianen, Beschreibungen seiner Forschungsprojekte und Freunde sowie Einblicke in das Leben von Mitarbeitern und Nachbarn, den Massai. Eindrucksvoll sind vor allem Sapolskys Beschreibungen "seiner" Paviane. Der Leser wird Zeuge vom Kampf um Macht und Weibchen im Affenclan und erfährt – spritzig vermittelt – auch von Missständen im Forscher-Alltag: So vergaß Sapolskys Doktorvater zum Beispiel einmal, ihm sein Geld nach Afrika zu schicken, und der heute hoch angesehene Forscher musste sich eine Zeit lang als Gelegenheitsdieb über Wasser halten. Sapolsky stellt uns einheimische Mitarbeiter vor, die in einem Konflikt zwischen traditioneller Lebensweise und westlicher Kultur leben; er schreibt über korrupte Beamte und die negativen Folgen des Tourismus, der am Ende seines Buches in der Beschreibung einer Art Epidemie gipfelt – deren Opfer Sapolskys Paviane werden. "Mein Leben als Pavian" ist eine angenehm zu lesende Lebensgeschichte von Menschen und Pavianen. Was wissenschaftliche Veröffentlichungen nicht zeigen können, wird hier auf eindrucksvolle Weise deutlich: Für Sapolsky sind "seine" Paviane weit mehr als nur Forschungsobjekte, Kenia ist ihm mehr als nur ein Land, in dem die Tiere zufällig leben, und die Einheimischen sind nicht nur billige Arbeitskräfte, sondern faszinierende Persönlichkeiten.
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