Von Genomics zu Proteomics. Ein gelungener Leitfaden der Proteomforschung aus dem Hause Spektrum
Was die Raupe vom Schmetterling unterscheidet und den menschlichen Embryo vom Erwachsenen, ist nicht das Genom, sondern das Proteom: das Proteinexpressionsmuster. Am Übergang vom Zeitalter der Genomics zu dem der Proteomics ist es in den Biowissenschaften ein wichtiges Ziel geworden, unterschiedliche Expressionsmuster so genau zu erfassen und zu beschreiben, dass anhand dieser Analyse biologische oder medizinische Fragestellungen bearbeitet werden können. Das Methodenrepertoire der Proteomics umfasst aber so komplexe und zugleich verschiedenartige Techniken wie 2D-gelelektrophoretische Probenauftrennung, Peptidfragmentierung, Massenspektrometrie und — nicht zu vergessen — die gründliche Datenbankanalyse. Das alles birgt für den Einsteiger in die Proteomics mehr als genug Fragen und Probleme. In “Methoden der Proteomforschung — Molekulare Analyse der Proteinexpression” finden wir nun ein gelungenes Laborhandbuch nicht nur für den Einsteiger in das Gebiet der Proteomics. Das Werk folgt der logischen Gliederung: i) Einleitung, ii) theoretische Einführung in die Methoden der Proteomics, iii) Rezepte für die praktischen Vorgehensweisen, iv) Massenspektrometrie und v) Bioinformatik. Die Einleitung motiviert zunächst in klaren und einfachen Worten die Relevanz der Proteomics. Diese resultiert aus der Erkenntnis, dass sich viele der physiologischen Regulationsprozesse nicht auf Genebene, sondern auf Proteinebene abspielen. Wer diese Prozesse verstehen will, ist deshalb darauf angewiesen, nicht nur die etwa 30.000 menschlichen Gene zu kennen, sondern auch zu wissen, was welche Zellen zu welchem Zeitpunkt aus diesen Genen machen. Das zweite Kapitel erläutert die Vorgehensweise und mithin die Methoden, derer sich die Proteomforschung bedient. Jeder einzelne Abschnitt beinhaltet eine gut verständliche Einführung, eine Schilderung der Methodik und gegebenenfalls Übersichtstabellen, Tipps zur Fehlervermeidung, veranschaulichende Grafiken und weiterführende Literaturhinweise. Im praktischen Teil werden die theoretisch vorgestellten Techniken durch konkrete Laboranleitungen ergänzt, welche als Textboxen im Telegrammstil vom Rumpftext abgetrennt sind. Auch in diesem Kapitel finden sich reichlich übersichtliche Schaubilder, Zusatzinformationen sowie Hinweise auf Pitfalls. Gefällig ist besonders, dass auch die basalen Grundbegriffe und Techniken zur Probengewinnung an konkreten Beispielen erläutert werden. Der Abschnitt zur Massenspektrometrie enthält neben einer einleitenden Vorstellung der verschiedenen Verfahren (wie z.B. FAB, ESI und MALDI) eine detaillierte Schilderung der Vorgehensweise von der Probenvorbereitung bis zur (Datenbank-)Analyse von Beispielspektren. Das abschließende Kapitel über Bioinformatik gibt einen ausführlichen Überlick über die gegenwärtig nutzbaren Sequenz- und Analysedatenbanken und schildert deren Kompetenzbereiche samt Vor- und Nachteilen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es den Autoren gelungen ist, Theorie und Praxis miteinander zu verschmelzen. Die Texte sind leicht verständlich geschrieben und beschränken sich glücklicherweise nicht nur auf die allgemeine Vorgehensweise einer Methode, sondern liefern auch häufig Hinweise auf die im Laboralltag so störenden Pitfalls, die leider selten in den Originalbeschreibungen zu finden sind. Nicht nur der Einsteiger in das Gebiet der Proteomics wird von diesem Buch profitieren.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben