Holprige Entdeckungsreise
"Von den Anfängen naturwissenschaftlichen Denkens in der Antike über das Mikroskop bis zur synthetischen Biologie" führt Gerhart Drews laut Klappentext den Leser in seinem Buch "Mikrobiologie. Die Entdeckung der unsichtbaren Welt". Das Unterfangen ist ebenso ehrgeizig wie belangvoll, erfährt die Mikrobiologie – vor allem im Vergleich zur Zoologie und Botanik – doch eher geringe Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung. Dass die Welt der Bakterien mindestens so faszinierend ist wie die der Tiere und Pflanzen und dass neben Robert Koch und der Erfindung des Penicillins viel mehr Köpfe oder Errungenschaften der Mikrobiologie zum Allgemeinwissen zählen sollten, steht außer Frage.
Doch es gibt einen Grund für die geringe Beachtung der mikrobiologischen Welt, die Drews bereits selbst im Untertitel seines Buchs nennt: Sie ist unsichtbar. Laien fehlt oft das Greif- und Sichtbare; die Ergründung dieser Welt erfordert viel Vorstellungskraft und Ausdauer. Daraus ergeben sich Eigenschaften, die ein für die Allgemeinheit geschriebenes Buch über die Mikrobiologie aufweisen sollte: klare, einfache Sprache, aussagekräftige Vergleiche und Bilder, aufschlussreiche und spannende Anekdoten.
Gerhart Drews, von 1964 bis zu seiner Emeritierung 1993 Professor an der Universität Freiburg, bemüht sich um so einen neuartigen, leichteren Zugang zur Mikrobiologie: Er stellt bereits im Vorwort die Geschichte der Mikrobiologie – vom Beginn naturwissenschaftlichen Denkens über die Entdeckung der Viren bis hin zur synthetischen Biologie – im Kontext der kulturellen Evolution in den Mittelpunkt. Und so schildern auch viele der 17 Kapitel Leben, Werdegang und Ideen der wichtigsten Denker zum Thema und eröffnen so eine fassbare, menschliche Perspektive.
Allerdings fallen die biografischen Ausführungen zu Galenos von Pergamon, Antoni van Leeuwenhoek, Edwin Klebs, Paul Ehrlich und Co. teils notizenhaft-trocken aus. Ab dem 20. Jahrhundert hat sich die wissenschaftliche Welt überdies stark vergrößert und beschleunigt. So werden in den späteren Kapiteln des Buchs nicht mehr einzelne Protagonisten vorgestellt, sondern exemplarisch Wissensfelder mit großer Bedeutung für das Alltagsleben. Hier fehlt der leichte Zugang über persönliche Schicksale, was leider nicht über eine bildlichere Sprache oder eine Annäherung an komplexe Sachverhalte aus der Alltagsperspektive kompensiert wird.
Der Leser trifft – teils nach kurzer historischer Entdeckungsreise – somit relativ abrupt auf chemische Formeln, Stoffkreisläufe und Sätze der Art: "Durch Kontraktion entsteht ein enger Kontakt zwischen Donor und Rezipientenzelle, über den konjunktive Plasmide mit integrierten konjugativen Elementen auf die Empfängerzelle übertragen, und entweder ins Chromosom integriert oder als Plasmid in der Empfängerzelle vermehrt werden." Das schränkt das Lesevergnügen doch deutlich ein.
Drews Buch weist einen wichtigen Weg hin zu anschaulicher und spannender Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Sachverhalte. Allerdings gelingt es ihm nicht, einen einheitlichen Ton und eine konsequent populärwissenschaftliche Perspektive zu finden. Vielmehr ist es ein oft von Wissenschaftsjargon geprägtes – aber auch umfangreiches und profundes – Fachbuch, an dem vermutlich eher mikrobiologisch vorgebildete Leser Spaß haben als blutige Laien, die auf eine leicht konsumierbare Entdeckungsreise durch eine unsichtbare Welt hoffen.
Doch es gibt einen Grund für die geringe Beachtung der mikrobiologischen Welt, die Drews bereits selbst im Untertitel seines Buchs nennt: Sie ist unsichtbar. Laien fehlt oft das Greif- und Sichtbare; die Ergründung dieser Welt erfordert viel Vorstellungskraft und Ausdauer. Daraus ergeben sich Eigenschaften, die ein für die Allgemeinheit geschriebenes Buch über die Mikrobiologie aufweisen sollte: klare, einfache Sprache, aussagekräftige Vergleiche und Bilder, aufschlussreiche und spannende Anekdoten.
Gerhart Drews, von 1964 bis zu seiner Emeritierung 1993 Professor an der Universität Freiburg, bemüht sich um so einen neuartigen, leichteren Zugang zur Mikrobiologie: Er stellt bereits im Vorwort die Geschichte der Mikrobiologie – vom Beginn naturwissenschaftlichen Denkens über die Entdeckung der Viren bis hin zur synthetischen Biologie – im Kontext der kulturellen Evolution in den Mittelpunkt. Und so schildern auch viele der 17 Kapitel Leben, Werdegang und Ideen der wichtigsten Denker zum Thema und eröffnen so eine fassbare, menschliche Perspektive.
Allerdings fallen die biografischen Ausführungen zu Galenos von Pergamon, Antoni van Leeuwenhoek, Edwin Klebs, Paul Ehrlich und Co. teils notizenhaft-trocken aus. Ab dem 20. Jahrhundert hat sich die wissenschaftliche Welt überdies stark vergrößert und beschleunigt. So werden in den späteren Kapiteln des Buchs nicht mehr einzelne Protagonisten vorgestellt, sondern exemplarisch Wissensfelder mit großer Bedeutung für das Alltagsleben. Hier fehlt der leichte Zugang über persönliche Schicksale, was leider nicht über eine bildlichere Sprache oder eine Annäherung an komplexe Sachverhalte aus der Alltagsperspektive kompensiert wird.
Der Leser trifft – teils nach kurzer historischer Entdeckungsreise – somit relativ abrupt auf chemische Formeln, Stoffkreisläufe und Sätze der Art: "Durch Kontraktion entsteht ein enger Kontakt zwischen Donor und Rezipientenzelle, über den konjunktive Plasmide mit integrierten konjugativen Elementen auf die Empfängerzelle übertragen, und entweder ins Chromosom integriert oder als Plasmid in der Empfängerzelle vermehrt werden." Das schränkt das Lesevergnügen doch deutlich ein.
Drews Buch weist einen wichtigen Weg hin zu anschaulicher und spannender Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Sachverhalte. Allerdings gelingt es ihm nicht, einen einheitlichen Ton und eine konsequent populärwissenschaftliche Perspektive zu finden. Vielmehr ist es ein oft von Wissenschaftsjargon geprägtes – aber auch umfangreiches und profundes – Fachbuch, an dem vermutlich eher mikrobiologisch vorgebildete Leser Spaß haben als blutige Laien, die auf eine leicht konsumierbare Entdeckungsreise durch eine unsichtbare Welt hoffen.
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