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Zauberhaftes unter dem Bino

Bunt, ansprechend und groß – ein Bilderbuch des Mikrokosmos für neugierige Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das ist mal etwas Ungewöhnliches. Mit Binokular und Lupe untersuchen die Biologen Katrin und Frank Hecker faszinierende Naturobjekte und beantworten Fragen wie "Warum ist die Blume bunt?", "Wie viel Faden ist in einer Spinne?" oder "Wie essen Insekten?" Anhand von zwanzig erprobten Projekten, die zum Nachmachen anregen sollen, kommt man Schritt um Schritt den Geheimnissen von Vogelfedern, Läusekolonien und Staubgefäßen (umgewandelten Blütenblättern, die den Pollen produzieren) auf die Spur. Damit erschließen die Autoren uns einen Blick auf die kleinen Dinge in der Natur, die den meisten sonst verborgen geblieben wären.

Das Sachbuch besticht schon auf den ersten Blick mit vielen fantastischen Großaufnahmen, gemacht von Frank Hecker, der hauptberuflich als Naturfotograf tätig ist. Mir haben es vor allem die Makrofotos unter Wasser lebender Organismen angetan. Viele Erkenntnisse, die das Buch vermittelt, führen bei Kindern und Erwachsenen immer wieder zu ungläubigem Staunen – etwa, dass Libellen den Großteil ihres Lebens als Larven im Wasser verbringen. Nach solchen "Aha"-Erlebnissen werden die Leser den eigenen Gartenteich oder den Bach vor der Haustür sicher mit anderen Augen sehen.

Die Autoren stellen hochinteressante Untersuchungsobjekte vor, darunter die Eihüllen der Wasser-schnecken, die Farbmosaike der Schmetterlingsflügel oder die Mundwerkzeuge von Mücken, Fliegen, Bremsen und Wanzen. Auch Blüten und Brennhaare von Brennnesseln nehmen sie genau unter die Lupe und beschreiben sie knapp und leicht verständlich. Selbst exotisch anmutende Forschungsobjekte wie der "klebrige Sonnentau" oder der "verfressende Wasserschlauch" – beides fleischfressende Pflanzen – haben ihren Auftritt.

Um all das erforschen zu können, benötigt man nicht etwa ein Mikroskop, wie viele glauben, sondern eine Stereolupe, auch Binokular genannt. Denn ein herkömmliches Mikroskop erlaubt lediglich das Betrachten hauchdünner Präparate, die fertig gekauft oder selbst hergestellt werden müssen. Ganz anders das Binokular: Es ermöglicht die buchstäblich kinderleichte Beobachtung lebender Tiere oder größerer Pflanzenteile bei 10- bis 30-facher Vergrößerung. Als Vorläufer des teuren optischen Geräts stellen die Autoren ein "magisches Auge" vor: eine Apparatur aus Plastikbechern, Styropor und Frischhaltefolie, die unter anderem zum Fixieren lebender Insekten dient und sich mit wenig Aufwand anfertigen lässt.

Wieder einmal ist dem Schweizer Haupt Verlag ein ansprechendes Sachbuch gelungen, das den Leser in den Bann zieht und die Vorfreude auf eigene Entdeckungen weckt. "Mit Binokular und Lupe" fördert auf 174 Seiten spielerisch den Entdeckergeist und ist für junge Leser ab sieben Jahren geeignet.

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