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Mit einem großen Fotografen auf Expeditionsreise

Große Entdeckungen, Erzählungen von Mut, Willenskraft, Glück und Unglück, Erfolg und Misserfolg gehören zu den faszinierendsten Kapiteln unserer Geschichte. Wer kennt nicht den berühmten Wettlauf zum Südpol zwischen Amundsen und Scott, den grandiosen Erfolg Amundsens und das tragische Scheitern Scotts. Der Antarktiserforscher Sir Ernest Shackleton und seine Expeditionen sind jedoch trotz ihrer historischen Bedeutung im deutschsprachigen Raum meist nur Liebhabern der Antarktis bekannt. Dies mag daran liegen, dass Shackleton seine hochgesteckten Ziele immer verfehlte, und dass bei seiner zweiten Südpol-Expedition ein anderes Ereignis, der erste Weltkrieg, im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stand.

Nachdem Shackletons erste Südpol-Expedition (1907-1909) nur 97 Meilen vor dem Pol umkehren musste und dann Amundsen 1911 den Pol ereichte, fasste Shackleton den Entschluss mit einer zweiten Südpol-Expedition die Antarktis zu durchqueren. Diese wagemutige Expedition startete am 26. Oktober 1914 in Buenos Aires und wurde zu einer wahren Odyssee für die 28 Teilnehmer bei der nicht einmal das Antarktische Festland erreicht wurde. Nach einer monatelangen Gefangenschaft im Packeis und dem Verlust des Expeditionsschiffes "Endurance" konnten sie sich auf die karge "Elephant Island" retten. Von dort segelte Shackleton mit fünf seiner Männer in einem Rettungsboot 1200 Kilometer über das stürmischste Meer der Erde nach Südgeorgien und überquerte mit letzter Kraft in einem 36 Stundenmarsch die hochalpinen Berge dieser Insel. Mehrmals nur knapp dem Tode entronnen, sollte es noch weitere dreieinhalb Monate dauern, ehe er im dritten Versuch den Rest seiner Mannschaft von "Elephant Island" retten konnte.

Wesentlich zu dem Mythos dieser zweiten Südpol-Expedition haben die eindrucksvollen Bilder des Expeditions-Fotografen Frank Hurley beigetragen. Man kann den Herausgebern nicht genug danken, dass nun erstmals alle von dieser Expedition erhalten gebliebenen Fotos der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Der Bildband umfasst sechs Kapitel, beginnend mit einem kurzen aber umfassenden Überblick über die 23 Monate dauernde zweite Südpol-Expedition Shackletons.

Der zweite Teil, das Leben des Frank Hurley, lässt den Leser mit einem unbefriedigenden Gefühl zurück. Detailliert in der Aufzählung des beruflichen Werdeganges, werden jedoch der persönliche und der familiäre Hintergrund nur marginal behandelt, sodass sich der Mensch Frank Hurley dem Leser kaum erschließt. Ungenauigkeiten und zahlreiche vage Behauptungen sind mitunter schlicht ärgerlich.

Der Hauptteil des Buches aber ist den Fotografien Hurleys gewidmet – und das in einer ausgezeichneten Qualität. Von den sorgfältig geplanten und komponierten Aufnahmen des Expeditionsschiffes bis hin zu den Momentaufnahmen des Expeditionsalltages vermitteln sie einen tiefen Eindruck von diesem abweisenden Teil unserer Erde. Jeder, der einmal die Möglichkeit hatte die Antarktis zu besuchen, weiß, wie treffend die Fotos von Frank Hurley dieses Gefühl von einer Landschaft wiedergeben, die sich noch heute wie kaum eine andere Region ihren archaischen Charakter erhalten hat. Dies darzustellen waren der Verdienst und die Kunst dieses Fotografen. Schon allein dieser Teil des Buches lohnt unbedingt den Kauf.

Der vierte Teil des Buches würdigt Hurleys Bedeutung als Pionier der Fotografie, die bis an die Grenzen des zur Verfügung stehenden Materials und des Fotografen selbst ging. Komplettiert wird dieser Abschnitt mit einer Beschreibung der auf der Expedition verwendeten Kameras und technischen Ausrüstung.

Im sich anschließenden Katalog werden noch einmal alle Fotografien mit Beschreibung und Quelle aufgeführt. Etwas verwirrend ist hier nur, dass die Chronologie, vermutlich aus Gründen der Bildkomposition, zum Teil aufgegeben wurde. Eine Biografie in Kurzform, sowie die Bibliografie beschließen den umfangreichen Bildband zur Südpol-Expedition mit der "Endurance".

Alles in allem ein sehr schöner und zu empfehlender Bildband, der auch vom Preis her angemessen ist.

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