Physikalischer Kürlauf
"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an", sang einst der Schlagerkomponist Udo Jürgens ermutigend. An dieser Messlatte gemessen, sind die physikalischen Theorien, mit denen Tipler und Llewellyn ihre Leser in der "Modernen Physik" vertraut machen, allesamt "junge Hüpfer". Einige – interessanterweise außerordentlich grundlegende – Theorien der Physik scheinen ohnehin auf wunderbare Weise mit der Eigenschaft ewiger Jugend versehen zu sein. Auch rund hundert Jahre nach Ihrer ersten Formulierung machen die Relativitätstheorie(n) Einsteins und die Quantentheorie der Materie einen jungdynamischen Eindruck ohne jede Abnutzungserscheinung.
Und um diese (und noch andere) ewig junge und deshalb zeitlos "moderne" Physik geht es in diesem Lehrbuch, das aus der Masse der Physiklehrbücher auf Grund seiner besonderen Themenauswahl heraussticht. "Moderne Physik" ist kein Ersatz für "klassische" Lehrbücher (sollte man hier konsequenterweise sagen "Lehrbücher der unmodernen Physik"?) der ebenso genannten "klassischen Physik" und versteht sich auch nicht als solche, sondern eine Ergänzung. Zwischen der Ausbildung in der so genannten klassischen Physik und der Fortgeschrittenenausbildung in "moderner" Physik klafft oft eine deutliche Lücke, die dieses Werk zu schließen sucht. Erfolgreich, wie ich meine.
Es richtet sich an Studenten der Physik und zweifelsohne auch an (Schul-)Lehrer dieses Faches. Im Gegensatz zu den einschlägigen Spezialwerken, welche die von Tipler und Llewellyn behandelten Themen für Fortgeschrittene im Detail beleuchten, ist "Moderne Physik" auf Grund der moderaten mathematischen Anforderungen für Physikstudenten aller Semester sowie für Studenten anderer naturwissenschaftlicher Fächer geeignet.
Studenten der Chemie und technischer Disziplinen, die auf ein solides mathematisches Polster zugrückgreifen können, werden mit dem Tipler/Llewellyn keine Schwierigkeiten haben und im Gegenteil sehr von dieser in ihrer Form konkurrenzlosen Darstellung profitieren. Ebenfalls durchaus vorstellbar ist, dass ambitionierte Leistungskursler ihren Spaß an und manche tiefe physikalische Einsicht mit diesem Werk haben können.
Diese letzte Bemerkung darf jedoch nicht zu der Annahme verleiten, dass es sich hier um ein leichtgewichtiges verkapptes Schulbuch handelt! Im Gegenteil: Auf über 900 Seiten bekommt der Leser einen Querschnitt durch Bereiche der Physik, in denen heute intensive Forschung stattfindet. Der Bogen spannt sich von den "klassischen" Themen der modernen Physik wie die schon erwähnten Relativitätstheorien und der kurz danach entstandenen Wellen- oder Quantenmechanik über direkt davon abzuleitende Gebiete wie die Festkörper- und die Kernphysik bis hin zu den "extremistischen" Gefilden der Teilchenphysik und der Kosmologie, die auf Grund der alle irdischen Grenzen sprengenden Energie- und Dimensionsbereiche ihrer Untersuchungsobjekte eine besondere Herausforderung an die Physikergemeinde stellt.
Die 14 Kapitel dieses mit Fug und Recht als spannend zu bezeichnenden Universitätslehrbuchs sind ein Parforceritt über die "glühenden Kohlen" der heute wirklich "heißen" Gebiete der Physik. Jeder Physikstudent, der sich auf der steinigen Via aspera der Wissenschaft durch die manchmal zähen Aufgaben der klassischen Mechanik und Elektrostatik beißt, wird sich bei der Berechnung von "alten Kamellen" wie Drehmomenten und Leistungsverlusten in elektrischen Leitungen von Tipler und Llewellyn gern ein bisschen aufputschen lassen und nach einer ordentlichen "Dröhnung" moderner Physik mit der Aussicht auf das Kommende wieder erfrischt ans Werk gehen.
"Moderne Physik" ist ein Kürlauf, kein Aufwärmtraining mit Pflichtübungen. Tipler und Llewellyn servieren ein intellektuelles Fünfgängemenue mit Weinbergschnecken und Trüffeln, kein "Wasser und Brot". Das Buch lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, welche Disziplin die "Königin der Wissenschaften" ist. Dem (das Werk) Studierenden stellen die Autoren in jedem Kapitel Herausforderungen in Form von Aufgaben verschiedenen Schwierigkeitsgrades, die auch für die gewitztesten ausreichend "Widerstand" leisten.
"Moderne Physik" ist eine hervorragende Bestandsaufnahme und ein Wegweiser, der es Interessierten (vor allem natürlich Studenten der Physik) ermöglicht, Gebiete zu identifizieren, auf denen es sich lohnt, vielleicht selbst tätig zu werden. Jeder Physikstudent, der dieses Werk in seinen Besitz nimmt, wird vorraussichtlich in hohem Maße davon profitieren können, ist es doch wahrscheinlich, dass er oder sie auf einem der hier entwickelten Gebiete einmal professionell tätig sein wird.
Das Werk fügt sich nahtlos in das ausgezeichnete Physikprogramm des Oldenbourg-Verlages ein. Papier und Druck sind makellos, lediglich die Einbanddecken dürften für ein Buch, das in der Schwergewichtsklasse kämpft, etwas dicker sein (die verwendeten neigen dazu, sich alsbald zu verziehen!).
Die Übersetzung aus dem Englischen ist übers Ganze gesehen für ein akademischen Lehrwerk akzeptabel, aber sicher nicht brillant. Die Übertragung ist "sehr nah am Originaltext", manches Mal so nah, dass die Wort-für-Wort-Übersetzung deutlich – zu deutlich – hervortritt. Dies ist ein leider allgemein verbreitetes Problem heutiger Übersetzungen. Die selbstverständlichen Qualitätsstandards der sechziger und siebziger Jahre des hinter uns liegenden Jahrhunderts auf diesem Gebiet scheinen heute unerreichbar zu sein.
Neben der reinen Übersetzung ist das Buch gegenüber der Originalausgabe leicht verändert und an die deutschen Lehrgewohnheiten angepasst worden. Dies tut jedoch dem Wert der "Modenen Physik" keinen Abbruch. Insgesamt eine originelle und deshalb empfehlenswerte Bereicherung des deutschsprachigen Lehrbuchmarktes. Wer sich von dem attraktiven blauen Einband angezogen fühlt, der greife zu! Aber a bisserl teuer is halt scho.
Und um diese (und noch andere) ewig junge und deshalb zeitlos "moderne" Physik geht es in diesem Lehrbuch, das aus der Masse der Physiklehrbücher auf Grund seiner besonderen Themenauswahl heraussticht. "Moderne Physik" ist kein Ersatz für "klassische" Lehrbücher (sollte man hier konsequenterweise sagen "Lehrbücher der unmodernen Physik"?) der ebenso genannten "klassischen Physik" und versteht sich auch nicht als solche, sondern eine Ergänzung. Zwischen der Ausbildung in der so genannten klassischen Physik und der Fortgeschrittenenausbildung in "moderner" Physik klafft oft eine deutliche Lücke, die dieses Werk zu schließen sucht. Erfolgreich, wie ich meine.
Es richtet sich an Studenten der Physik und zweifelsohne auch an (Schul-)Lehrer dieses Faches. Im Gegensatz zu den einschlägigen Spezialwerken, welche die von Tipler und Llewellyn behandelten Themen für Fortgeschrittene im Detail beleuchten, ist "Moderne Physik" auf Grund der moderaten mathematischen Anforderungen für Physikstudenten aller Semester sowie für Studenten anderer naturwissenschaftlicher Fächer geeignet.
Studenten der Chemie und technischer Disziplinen, die auf ein solides mathematisches Polster zugrückgreifen können, werden mit dem Tipler/Llewellyn keine Schwierigkeiten haben und im Gegenteil sehr von dieser in ihrer Form konkurrenzlosen Darstellung profitieren. Ebenfalls durchaus vorstellbar ist, dass ambitionierte Leistungskursler ihren Spaß an und manche tiefe physikalische Einsicht mit diesem Werk haben können.
Diese letzte Bemerkung darf jedoch nicht zu der Annahme verleiten, dass es sich hier um ein leichtgewichtiges verkapptes Schulbuch handelt! Im Gegenteil: Auf über 900 Seiten bekommt der Leser einen Querschnitt durch Bereiche der Physik, in denen heute intensive Forschung stattfindet. Der Bogen spannt sich von den "klassischen" Themen der modernen Physik wie die schon erwähnten Relativitätstheorien und der kurz danach entstandenen Wellen- oder Quantenmechanik über direkt davon abzuleitende Gebiete wie die Festkörper- und die Kernphysik bis hin zu den "extremistischen" Gefilden der Teilchenphysik und der Kosmologie, die auf Grund der alle irdischen Grenzen sprengenden Energie- und Dimensionsbereiche ihrer Untersuchungsobjekte eine besondere Herausforderung an die Physikergemeinde stellt.
Die 14 Kapitel dieses mit Fug und Recht als spannend zu bezeichnenden Universitätslehrbuchs sind ein Parforceritt über die "glühenden Kohlen" der heute wirklich "heißen" Gebiete der Physik. Jeder Physikstudent, der sich auf der steinigen Via aspera der Wissenschaft durch die manchmal zähen Aufgaben der klassischen Mechanik und Elektrostatik beißt, wird sich bei der Berechnung von "alten Kamellen" wie Drehmomenten und Leistungsverlusten in elektrischen Leitungen von Tipler und Llewellyn gern ein bisschen aufputschen lassen und nach einer ordentlichen "Dröhnung" moderner Physik mit der Aussicht auf das Kommende wieder erfrischt ans Werk gehen.
"Moderne Physik" ist ein Kürlauf, kein Aufwärmtraining mit Pflichtübungen. Tipler und Llewellyn servieren ein intellektuelles Fünfgängemenue mit Weinbergschnecken und Trüffeln, kein "Wasser und Brot". Das Buch lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, welche Disziplin die "Königin der Wissenschaften" ist. Dem (das Werk) Studierenden stellen die Autoren in jedem Kapitel Herausforderungen in Form von Aufgaben verschiedenen Schwierigkeitsgrades, die auch für die gewitztesten ausreichend "Widerstand" leisten.
"Moderne Physik" ist eine hervorragende Bestandsaufnahme und ein Wegweiser, der es Interessierten (vor allem natürlich Studenten der Physik) ermöglicht, Gebiete zu identifizieren, auf denen es sich lohnt, vielleicht selbst tätig zu werden. Jeder Physikstudent, der dieses Werk in seinen Besitz nimmt, wird vorraussichtlich in hohem Maße davon profitieren können, ist es doch wahrscheinlich, dass er oder sie auf einem der hier entwickelten Gebiete einmal professionell tätig sein wird.
Das Werk fügt sich nahtlos in das ausgezeichnete Physikprogramm des Oldenbourg-Verlages ein. Papier und Druck sind makellos, lediglich die Einbanddecken dürften für ein Buch, das in der Schwergewichtsklasse kämpft, etwas dicker sein (die verwendeten neigen dazu, sich alsbald zu verziehen!).
Die Übersetzung aus dem Englischen ist übers Ganze gesehen für ein akademischen Lehrwerk akzeptabel, aber sicher nicht brillant. Die Übertragung ist "sehr nah am Originaltext", manches Mal so nah, dass die Wort-für-Wort-Übersetzung deutlich – zu deutlich – hervortritt. Dies ist ein leider allgemein verbreitetes Problem heutiger Übersetzungen. Die selbstverständlichen Qualitätsstandards der sechziger und siebziger Jahre des hinter uns liegenden Jahrhunderts auf diesem Gebiet scheinen heute unerreichbar zu sein.
Neben der reinen Übersetzung ist das Buch gegenüber der Originalausgabe leicht verändert und an die deutschen Lehrgewohnheiten angepasst worden. Dies tut jedoch dem Wert der "Modenen Physik" keinen Abbruch. Insgesamt eine originelle und deshalb empfehlenswerte Bereicherung des deutschsprachigen Lehrbuchmarktes. Wer sich von dem attraktiven blauen Einband angezogen fühlt, der greife zu! Aber a bisserl teuer is halt scho.
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