Der abgeklärte Ökofuzzi
Das Waldsterben, die Endlagerung radioaktiver Abfälle, die Kernkraft überhaupt, die Gentechnik und natürlich der Klimawandel: Das waren und sind nicht nur Themen für die Wissenschaftler und Ingenieure. Da wallten Emotionen auf, ganze Lebensentwürfe definierten sich durch die Haltung zu diesen Fragen, und an ihr waren Gut- und Bösemenschen bequem zu unterscheiden. Diese fundamentalistische Haltung ist durchaus noch lebendig, auch wenn die ganz heroischen Zeiten inzwischen vorbei sind. Da kommt Volker Quaschning und lässt aus etlichen schon etwas abgeschlafften Luftballons endgültig die Luft ab.
Dabei könnte er sogar einigermaßen problemlos als Gutmensch durchgehen, und das, obgleich er eingesteht, dass er noch Auto fährt und das Fliegen nicht verschmäht. Immerhin ist er im Hauptberuf Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin, bewohnt ein vorbildlich gedämmtes Haus und ist Vegetarier. Aber er diskutiert nicht gern über seine Essgewohnheiten, verzichtet aufs Missionieren und schweigt nicht über manche Absurdität, die der deutsche Perfektionismus bei der Mülltrennung produziert.
Mehr noch: Er findet an allem, was dem deutschen Mülltrenner, Energiesparer und Waldfreund heilig ist, etwas zum Lachen. Da ist der Standardwitz mit der Fusionskonstante: Bis ein funktionierendes Kernfusionskraftwerk ans Netz geht, dauert es noch genau 50 Jahre. Das gilt seit ungefähr 50 Jahren zu jedem Zeitpunkt, an dem diese Prognose geäußert wird. Gewisse Dieselautos muss man gelegentlich über längere Zeit mit hohen Motordrehzahlen betreiben – der Umwelt zuliebe. Dann reinigt nämlich die Automatik den Rußfilter. Und wenn die antarktischen Eismassen abtauen und der Meeresspiegel um 70 Meter steigt: Dann bekommt der Schlachtruf "Ohne Holland zur WM!" eine ganz neue Bedeutung.
In 30 kurzen Kapiteln handelt Quaschning auf diese Weise die Palette der Ökothemen ab, launig, mit wohltuender Unaufgeregtheit und durchaus wissenschaftlich ausgewogen, soweit das bei derart kontroversen Themen überhaupt möglich ist. Zur Frage der Handystrahlen ist er merkwürdig zurückhaltend; eine schädliche Wirkung auf den Menschen hält er nicht für abwegig, sondern nur für "umstritten". Und über die zurzeit noch hohen Kosten der Fotovoltaik verliert er kein Wort.
Wer die Witzchen nicht mag oder, wie ich, am Ende einen leichten Überdruss verspürt, kann sich auf die grauen Kästchen am Ende jedes Kapitels beschränken. Dort fasst Quaschning die Fakten kurz zusammen und nennt Webhinweise zur Vertiefung.
Im 31. Kapitel gibt er schließlich das Geheimrezept zur Durchsetzung aller Umweltziele preis: "In seiner ganzen Tragweite ist Umweltschutz uncool und eher was für Hardcore-Grüne aus den 1980-er Jahren. Wer Umweltschutz im ganz großen Maßstab durchsetzen will, muss ihn sexy machen!" Prima Idee. Umweltschutz soll Spaß machen, und wenn wir dann auch noch "aufhören, ständig nörgelnde, humorlose Deutsche zu sein", können wir sogar stolz auf die Vorreiterrolle Deutschlands sein.
Nur die Realisierung ist mir noch nicht so ganz klar, und Quaschning weiß nicht viel Überzeugendes dazu beizutragen. Ich bin ja gerne bereit, fünf verschiedene sortenrein gefüllte Mülltüten zu verschiedenen Zeiten an verschiedene Plätze zu transportieren. Wenn man es geschickt anstellt, stinkt es auch nicht besonders. Aber richtig geil ist das eigentlich nicht.
Dabei könnte er sogar einigermaßen problemlos als Gutmensch durchgehen, und das, obgleich er eingesteht, dass er noch Auto fährt und das Fliegen nicht verschmäht. Immerhin ist er im Hauptberuf Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin, bewohnt ein vorbildlich gedämmtes Haus und ist Vegetarier. Aber er diskutiert nicht gern über seine Essgewohnheiten, verzichtet aufs Missionieren und schweigt nicht über manche Absurdität, die der deutsche Perfektionismus bei der Mülltrennung produziert.
Mehr noch: Er findet an allem, was dem deutschen Mülltrenner, Energiesparer und Waldfreund heilig ist, etwas zum Lachen. Da ist der Standardwitz mit der Fusionskonstante: Bis ein funktionierendes Kernfusionskraftwerk ans Netz geht, dauert es noch genau 50 Jahre. Das gilt seit ungefähr 50 Jahren zu jedem Zeitpunkt, an dem diese Prognose geäußert wird. Gewisse Dieselautos muss man gelegentlich über längere Zeit mit hohen Motordrehzahlen betreiben – der Umwelt zuliebe. Dann reinigt nämlich die Automatik den Rußfilter. Und wenn die antarktischen Eismassen abtauen und der Meeresspiegel um 70 Meter steigt: Dann bekommt der Schlachtruf "Ohne Holland zur WM!" eine ganz neue Bedeutung.
In 30 kurzen Kapiteln handelt Quaschning auf diese Weise die Palette der Ökothemen ab, launig, mit wohltuender Unaufgeregtheit und durchaus wissenschaftlich ausgewogen, soweit das bei derart kontroversen Themen überhaupt möglich ist. Zur Frage der Handystrahlen ist er merkwürdig zurückhaltend; eine schädliche Wirkung auf den Menschen hält er nicht für abwegig, sondern nur für "umstritten". Und über die zurzeit noch hohen Kosten der Fotovoltaik verliert er kein Wort.
Wer die Witzchen nicht mag oder, wie ich, am Ende einen leichten Überdruss verspürt, kann sich auf die grauen Kästchen am Ende jedes Kapitels beschränken. Dort fasst Quaschning die Fakten kurz zusammen und nennt Webhinweise zur Vertiefung.
Im 31. Kapitel gibt er schließlich das Geheimrezept zur Durchsetzung aller Umweltziele preis: "In seiner ganzen Tragweite ist Umweltschutz uncool und eher was für Hardcore-Grüne aus den 1980-er Jahren. Wer Umweltschutz im ganz großen Maßstab durchsetzen will, muss ihn sexy machen!" Prima Idee. Umweltschutz soll Spaß machen, und wenn wir dann auch noch "aufhören, ständig nörgelnde, humorlose Deutsche zu sein", können wir sogar stolz auf die Vorreiterrolle Deutschlands sein.
Nur die Realisierung ist mir noch nicht so ganz klar, und Quaschning weiß nicht viel Überzeugendes dazu beizutragen. Ich bin ja gerne bereit, fünf verschiedene sortenrein gefüllte Mülltüten zu verschiedenen Zeiten an verschiedene Plätze zu transportieren. Wenn man es geschickt anstellt, stinkt es auch nicht besonders. Aber richtig geil ist das eigentlich nicht.
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