Sieben auf einen Streich
Unser Gehirn schaut auf eine lange Geschichte zurück: Der anatomisch moderne Homo sapiens hat sich vor circa 200 000 Jahren entwickelt und auf dieser Welt ausgebreitet. Entwicklungen in allen Bereichen führten dazu, dass der heutige Mensch da steht, wo er steht. Immerhin besitzt er ein wesentlich besser vernetztes Gehirn als unsere Vorfahren, obwohl wir annähernd mit dem gleichen Gehirn geboren werden wie die Steinzeitmenschen vor etwa 40 000 Jahren. Allein diese verstärkte Vernetzung soll uns Fähigkeiten geben, über die andere nur staunen können – mit dieser Tatsache beschäftigt sich Torkel Klingberg, Autor des Buches "Multitasking".
Vermutlich haben viele Menschen im Umfeld des Autors immer wieder dieselbe Frage gestellt: Was müssen wir eigentlich noch alles lernen und können, um bei den Entwicklungen der heutigen Zeit nicht den Kopf zu verlieren? Diesem Thema hat sich Klingberg, Professor für Kognitive Neurowissenschaft am Karolinska-Institut in Stockholm, angenommen. Er geht sogar noch weiter und will wissen, ob wir durch die steigende Informationsflut nicht bald alle unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden werden. Provokativ gibt er dem Leser aber sofort die Antwort: Wir sollten diese Veränderungen, diese mentalen Anforderungen als Herausforderungen sehen und sie in jedem Fall bejahen. Denn mannigfaltige Informationen befriedigen uns nicht nur, sondern zeigen uns auch bisweilen Grenzen auf, die uns ein Gleichgewicht zwischen Anspruch und Fähigkeit lehren und uns unterstützen, damit umzugehen.
In 15 Kapiteln erzählt Klingberg, was ein Arbeitsgedächtnis oder das reifende Gehirn ist, wie Informationen kodiert werden und was im Gehirn passiert, wenn man zwei Dinge gleichzeitig macht. Auch über Evolution, Intelligenz und Hirnkarten erfährt der Leser einiges, ebenso wie über mentales Muskeltraining, Gehirndoping und andere interessante Dinge rund um die Formbarkeit des Gehirns.
Wie viele andere Autoren ist auch Klingberg der Ansicht, dass es eine bestimmte mengenmäßige Grenze gibt, bis zu der wir Informationen verarbeiten: die Sieben. Bei mehr als sieben Zahlen beispielsweise bekommen wir Schwierigkeiten. Doch es gibt auch Ausnahmen: Eine Kombination wie KGB1968CIA2001 kann man sich noch sehr gut merken, obwohl hier mehr als sieben Zeichen im Arbeitsgedächtnis gespeichert werden müssen. Aber eine Zahlenfolge, die wir nicht gleich systematisieren können, kann nicht so schnell erfasst werden.
Zahlreiche Studien konnten belegen, dass die Kapazität der Informationsspeicherung während der gesamten Kindheit zunimmt und bei einem Alter von 25 Jahren ihr Maximum erreicht. Dabei übernehmen Areale im Stirn- und Scheitellappen wichtige Funktionen. Sollten Sie zu den etwas älteren Lesern gehören und jetzt glauben, dann kann ich ja gleich einpacken, haben Sie sich getäuscht. Denn genau in diesem Areal unterscheiden sich die Kinder von den Erwachsenen: In den unterschiedlichen Bereichen werden unterschiedliche Aktivitätsmuster bei Gedächtnisaufgaben erkennbar. Dem Scheitellappen scheint hier eine besondere Bedeutung zuzukommen. Wichtig ist und bleibt es deshalb, sein Gehirn zu trainieren und nicht auf Medikamente zurückzugreifen, um Hirnfunktionen zu verbessern. Übung macht den Meister, und das gilt vor allem im Alter.
Auch ein Appell an Schule geht diesem Buch aus: Spiele so zu gestalten, dass der Schulalltag miteinbezogen wird. So wäre es vielleicht einmal eine sinnvolle Idee, mathematische Funktionen und Integrale, Fotosynthese und mendelsche Regeln über Spielkonsolen zu lernen.
Multitasking kenne ich selbst noch aus meiner Schulzeit: Hier haben wir dem Lehrer aufmerksam zugehört und währenddessen Pullover und Schals gestrickt. Heute ist Multitasking während eines Meetings sein Handy zu zücken und eine SMS zu schreiben oder E-Mails zu lesen. Dabei, sagt Klingberg, ist man nicht Opfer eines unerbittlichen technischen Fortschritts, sondern handelt freiwillig – darauf legt der Autor Wert und macht es zum wichtigen Unterschied. Multitasking ist also durchaus zulässig, man sollte aber stets die Balance zwischen Anspruch, eigener Fähigkeit und der Freiheit, etwas zu wollen, wahren.
Vermutlich haben viele Menschen im Umfeld des Autors immer wieder dieselbe Frage gestellt: Was müssen wir eigentlich noch alles lernen und können, um bei den Entwicklungen der heutigen Zeit nicht den Kopf zu verlieren? Diesem Thema hat sich Klingberg, Professor für Kognitive Neurowissenschaft am Karolinska-Institut in Stockholm, angenommen. Er geht sogar noch weiter und will wissen, ob wir durch die steigende Informationsflut nicht bald alle unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden werden. Provokativ gibt er dem Leser aber sofort die Antwort: Wir sollten diese Veränderungen, diese mentalen Anforderungen als Herausforderungen sehen und sie in jedem Fall bejahen. Denn mannigfaltige Informationen befriedigen uns nicht nur, sondern zeigen uns auch bisweilen Grenzen auf, die uns ein Gleichgewicht zwischen Anspruch und Fähigkeit lehren und uns unterstützen, damit umzugehen.
In 15 Kapiteln erzählt Klingberg, was ein Arbeitsgedächtnis oder das reifende Gehirn ist, wie Informationen kodiert werden und was im Gehirn passiert, wenn man zwei Dinge gleichzeitig macht. Auch über Evolution, Intelligenz und Hirnkarten erfährt der Leser einiges, ebenso wie über mentales Muskeltraining, Gehirndoping und andere interessante Dinge rund um die Formbarkeit des Gehirns.
Wie viele andere Autoren ist auch Klingberg der Ansicht, dass es eine bestimmte mengenmäßige Grenze gibt, bis zu der wir Informationen verarbeiten: die Sieben. Bei mehr als sieben Zahlen beispielsweise bekommen wir Schwierigkeiten. Doch es gibt auch Ausnahmen: Eine Kombination wie KGB1968CIA2001 kann man sich noch sehr gut merken, obwohl hier mehr als sieben Zeichen im Arbeitsgedächtnis gespeichert werden müssen. Aber eine Zahlenfolge, die wir nicht gleich systematisieren können, kann nicht so schnell erfasst werden.
Zahlreiche Studien konnten belegen, dass die Kapazität der Informationsspeicherung während der gesamten Kindheit zunimmt und bei einem Alter von 25 Jahren ihr Maximum erreicht. Dabei übernehmen Areale im Stirn- und Scheitellappen wichtige Funktionen. Sollten Sie zu den etwas älteren Lesern gehören und jetzt glauben, dann kann ich ja gleich einpacken, haben Sie sich getäuscht. Denn genau in diesem Areal unterscheiden sich die Kinder von den Erwachsenen: In den unterschiedlichen Bereichen werden unterschiedliche Aktivitätsmuster bei Gedächtnisaufgaben erkennbar. Dem Scheitellappen scheint hier eine besondere Bedeutung zuzukommen. Wichtig ist und bleibt es deshalb, sein Gehirn zu trainieren und nicht auf Medikamente zurückzugreifen, um Hirnfunktionen zu verbessern. Übung macht den Meister, und das gilt vor allem im Alter.
Auch ein Appell an Schule geht diesem Buch aus: Spiele so zu gestalten, dass der Schulalltag miteinbezogen wird. So wäre es vielleicht einmal eine sinnvolle Idee, mathematische Funktionen und Integrale, Fotosynthese und mendelsche Regeln über Spielkonsolen zu lernen.
Multitasking kenne ich selbst noch aus meiner Schulzeit: Hier haben wir dem Lehrer aufmerksam zugehört und währenddessen Pullover und Schals gestrickt. Heute ist Multitasking während eines Meetings sein Handy zu zücken und eine SMS zu schreiben oder E-Mails zu lesen. Dabei, sagt Klingberg, ist man nicht Opfer eines unerbittlichen technischen Fortschritts, sondern handelt freiwillig – darauf legt der Autor Wert und macht es zum wichtigen Unterschied. Multitasking ist also durchaus zulässig, man sollte aber stets die Balance zwischen Anspruch, eigener Fähigkeit und der Freiheit, etwas zu wollen, wahren.
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