Gelungener Brückenschlag
"Psychotherapie wirkt, wenn sie wirkt, darüber, dass sie das Gehirn verändert. Wenn sie das Gehirn nicht verändert, ist sie auch nicht wirksam." Dieses Statement definiert am treffendsten das Kredo von Klaus Grawes "Neuropsychotherapie". Der an der Universität Bern tätige Psychologieprofessor versucht mit Hilfe der neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften, psychische Störungen und die Wirkung von Psychotherapien umfassend zu verstehen. Dabei überschreitet Grawe bewusst die Grenzen der verschiedenen Therapieschulen, deren theoretische Konzepte aus seiner Sicht heute keine ausreichende Grundlage mehr für die Psychotherapie darstellen.
Von biologisch ausgerichteten Psychologen wird die Erkenntnis, dass Psychotherapie das Gehirn verändert, zwar zuweilen als triviale Binsenweisheit deklariert, denn natürlich erreicht man mit therapeutischen Interventionen eine Veränderung neuronaler Strukturen. Doch die Ausführungen des Autors zum Verständnis psychischer Störungen und deren Behandlung gehen über diese Feststellung weit hinaus – sie reichen von einer neuen theoretischen Sichtweise bis zu konkreten Schlussfolgerungen für das therapeutische Handeln in der Praxis.
Den Schwerpunkt legt Grawe auf die Weiterentwicklung seiner eigenen Konsistenztheorie. Ihr zufolge streben Menschen nach einer Übereinstimmung aller ablaufenden psychischen Prozesse. Dafür sei die Befriedigung von vier Grundbedürfnissen unabdingbar: Kontrolle über sich und die Umwelt, Lust, Bindung und Selbstwerterhöhung. Dauerhafte Vernachlässigung nur eines Bereichs führe zu einer verminderten Konsistenz, was das Auftreten psychischer Störungen begünstige. Diese Prozesse hinterließen tiefe neuronale Spuren, seien dem Patienten aber oft kaum bewusst.
Für die Fortentwicklung seines Modells integriert der Psychotherapieforscher eine Fülle neuer Forschungsbefunde aus den Neurowissenschaften und der Psychologie – spannend geschrieben und didaktisch hervorragend aufgelöst. Auch die neurowissenschaftlichen Grundlagen werden in mehreren Kapiteln gut verständlich aufbereitet und setzen auf Leserseite keine Vorkenntnisse über das Gehirn voraus. Kleinere Schwächen und Fehler in der Darstellung existieren zwar, fallen jedoch nicht ins Gewicht.
Grawes Konzepte bieten Therapeuten unterschiedlichster Couleur die Möglichkeit, die Wirksamkeit ihrer bisher verwendeten und bewährten Behandlungselemente in einem neuen Theorierahmen zu betrachten und vielleicht bisher vernachlässigte Aspekte in ihr therapeutisches Handeln neu zu integrieren. Allerdings: Die am Ende des Buchs formulierten Leitsätze für das konkrete therapeutische Handeln gehen nur wenig über Ausführungen in früheren Publikationen hinaus – was manchen Leser etwas enttäuschen mag. "Neuropsychotherapie" ist für Laien wohl etwas zu speziell und umfangreich. Es wendet sich hauptsächlich an Praktiker und Forschende im Bereich der Klinischen Psychologie und Psychiatrie. Diesen allerdings ist es wärmstens zu empfehlen.
Von biologisch ausgerichteten Psychologen wird die Erkenntnis, dass Psychotherapie das Gehirn verändert, zwar zuweilen als triviale Binsenweisheit deklariert, denn natürlich erreicht man mit therapeutischen Interventionen eine Veränderung neuronaler Strukturen. Doch die Ausführungen des Autors zum Verständnis psychischer Störungen und deren Behandlung gehen über diese Feststellung weit hinaus – sie reichen von einer neuen theoretischen Sichtweise bis zu konkreten Schlussfolgerungen für das therapeutische Handeln in der Praxis.
Den Schwerpunkt legt Grawe auf die Weiterentwicklung seiner eigenen Konsistenztheorie. Ihr zufolge streben Menschen nach einer Übereinstimmung aller ablaufenden psychischen Prozesse. Dafür sei die Befriedigung von vier Grundbedürfnissen unabdingbar: Kontrolle über sich und die Umwelt, Lust, Bindung und Selbstwerterhöhung. Dauerhafte Vernachlässigung nur eines Bereichs führe zu einer verminderten Konsistenz, was das Auftreten psychischer Störungen begünstige. Diese Prozesse hinterließen tiefe neuronale Spuren, seien dem Patienten aber oft kaum bewusst.
Für die Fortentwicklung seines Modells integriert der Psychotherapieforscher eine Fülle neuer Forschungsbefunde aus den Neurowissenschaften und der Psychologie – spannend geschrieben und didaktisch hervorragend aufgelöst. Auch die neurowissenschaftlichen Grundlagen werden in mehreren Kapiteln gut verständlich aufbereitet und setzen auf Leserseite keine Vorkenntnisse über das Gehirn voraus. Kleinere Schwächen und Fehler in der Darstellung existieren zwar, fallen jedoch nicht ins Gewicht.
Grawes Konzepte bieten Therapeuten unterschiedlichster Couleur die Möglichkeit, die Wirksamkeit ihrer bisher verwendeten und bewährten Behandlungselemente in einem neuen Theorierahmen zu betrachten und vielleicht bisher vernachlässigte Aspekte in ihr therapeutisches Handeln neu zu integrieren. Allerdings: Die am Ende des Buchs formulierten Leitsätze für das konkrete therapeutische Handeln gehen nur wenig über Ausführungen in früheren Publikationen hinaus – was manchen Leser etwas enttäuschen mag. "Neuropsychotherapie" ist für Laien wohl etwas zu speziell und umfangreich. Es wendet sich hauptsächlich an Praktiker und Forschende im Bereich der Klinischen Psychologie und Psychiatrie. Diesen allerdings ist es wärmstens zu empfehlen.
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