Denkt das Gehirn - oder denkt es nicht?
"Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache", schrieb einst Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951). Den Kampf gegen begriffliche Irrungen und Wirrungen in der Hirnforschung führen nun seit einigen Jahren der Neurowissenschaftler Maxwell Bennett von der University of Sydney und der Oxforder Philosoph Peter Hacker. 2003 veröffentlichten sie einen dicken Wälzer, der auf Deutsch unter dem Titel "Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften" erschien (siehe G&G 10/2010, S. 82). Darin analysierten sie die sprachlichen Gepflogenheiten von Hirnforschern und setzten sich kritisch mit den (Neuro-)Philosophen Daniel Dennett und John Searle auseinander.
Im vorliegenden Band treffen die Kontrahenten nun direkt aufeinander. Zunächst liefern Bennett und Hacker Auszüge ihrer Kritik aus dem genannten Werk, dann kommen auch Dennett und Searle selbst zu Wort, und abschließend parieren wiederum Bennett und Hacker die Gegenangriffe. Dreh- und Angelpunkt ist der so genannte mereologische Fehlschluss: Vielfach schreiben Neurowissenschaftler dem Gehirn psychologische Eigenschaften oder Fähigkeiten zu, die sich eigentlich nur der gesamten Person zuordnen lassen – etwa Denken, Planen und Entscheiden. Sofern das nicht metaphorisch gemeint ist, halten Bennett und Hacker diese Aussagen begrifflich für falsch. Solch sprachlicher Unsinn entstehe, wenn psychologische Begriffe entgegen ihren Gebrauchsregeln verwendet würden. Daniel Dennett plädiert hingegen seit Jahren dafür, dem Gehirn aus pragmatischen Gründen die Fähigkeit zu denken zuzusprechen: Es sei an Prozessen beteiligt, die Verhaltensweisen wie Entscheidungen hinreichend ähnelten. Im Grunde weise man dem Gehirn auch nur eine abgeschwächte Form von Überzeugungen oder Entscheidungen zu.
In ihrer Replik bezweifeln Bennett und Hacker, dass Dennett ein Experiment nennen könne, das etwa den präfrontalen Kortex beim Hegen einer Überzeugung ertappt. Sie glauben, dass weder das Gehirn noch eines seiner Teile ein Verhalten an den Tag legen kann, das eine solche Zuschreibung rechtfertige.
Mit John Searle streiten die beiden auch über die Frage, ob man Denken und Wahrnehmen im Gehirn verorten könne. Laut Bennett und Hacker lassen sich nur Empfindungen wie Schmerzen im Körper lokalisieren. Diese befänden sich aber nicht im Gehirn, sondern beispielsweise im Bein. Searle argumentiert hingegen, das Gehirn erzeuge ein subjektiv reales Körperbild inklusive des Beins und des dort empfundenen Schmerzes. Laut Hacker und Bennett gibt es im Gehirn aber weder Beinnoch sonstige Schmerzen, denn dort befänden sich keine Schmerzrezeptoren.
Es ist unterhaltsam und lehrreich, diesem verbalen Schlagabtausch mit philosophischem Tiefgang beizuwohnen, zumal die Kontrahenten ihn in gut lesbarer Form verfasst haben. Allerdings kann man spätestens bei der Replik auf die Replik schon mal den Überblick verlieren, wer wann welche Meinung vertreten hat.
Im vorliegenden Band treffen die Kontrahenten nun direkt aufeinander. Zunächst liefern Bennett und Hacker Auszüge ihrer Kritik aus dem genannten Werk, dann kommen auch Dennett und Searle selbst zu Wort, und abschließend parieren wiederum Bennett und Hacker die Gegenangriffe. Dreh- und Angelpunkt ist der so genannte mereologische Fehlschluss: Vielfach schreiben Neurowissenschaftler dem Gehirn psychologische Eigenschaften oder Fähigkeiten zu, die sich eigentlich nur der gesamten Person zuordnen lassen – etwa Denken, Planen und Entscheiden. Sofern das nicht metaphorisch gemeint ist, halten Bennett und Hacker diese Aussagen begrifflich für falsch. Solch sprachlicher Unsinn entstehe, wenn psychologische Begriffe entgegen ihren Gebrauchsregeln verwendet würden. Daniel Dennett plädiert hingegen seit Jahren dafür, dem Gehirn aus pragmatischen Gründen die Fähigkeit zu denken zuzusprechen: Es sei an Prozessen beteiligt, die Verhaltensweisen wie Entscheidungen hinreichend ähnelten. Im Grunde weise man dem Gehirn auch nur eine abgeschwächte Form von Überzeugungen oder Entscheidungen zu.
In ihrer Replik bezweifeln Bennett und Hacker, dass Dennett ein Experiment nennen könne, das etwa den präfrontalen Kortex beim Hegen einer Überzeugung ertappt. Sie glauben, dass weder das Gehirn noch eines seiner Teile ein Verhalten an den Tag legen kann, das eine solche Zuschreibung rechtfertige.
Mit John Searle streiten die beiden auch über die Frage, ob man Denken und Wahrnehmen im Gehirn verorten könne. Laut Bennett und Hacker lassen sich nur Empfindungen wie Schmerzen im Körper lokalisieren. Diese befänden sich aber nicht im Gehirn, sondern beispielsweise im Bein. Searle argumentiert hingegen, das Gehirn erzeuge ein subjektiv reales Körperbild inklusive des Beins und des dort empfundenen Schmerzes. Laut Hacker und Bennett gibt es im Gehirn aber weder Beinnoch sonstige Schmerzen, denn dort befänden sich keine Schmerzrezeptoren.
Es ist unterhaltsam und lehrreich, diesem verbalen Schlagabtausch mit philosophischem Tiefgang beizuwohnen, zumal die Kontrahenten ihn in gut lesbarer Form verfasst haben. Allerdings kann man spätestens bei der Replik auf die Replik schon mal den Überblick verlieren, wer wann welche Meinung vertreten hat.
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