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Vom Supermarkt in den Hobbykeller

Zu einem erneuten Streifzug durch den Supermarkt lädt uns Georg Schwedt mit seinem Buch "Noch mehr Experimente mit Supermarktprodukten" ein. Der Blickwinkel, unter dem wir diesmal unseren Einkaufswagen durch die Regalreihen schieben und die vielfältige Produktpalette beäugen, ist aber ein anderer als bei seinem ersten Band "Experimente mit Supermarktprodukten". Standen bei diesem die Waren im Vordergrund und bestimmten den Aufbau des Buches, so rangiert bei dem nun vorliegenden Band die Chemie an erster Stelle – wie der Buchuntertitel "Das Periodensystem als Wegweiser" schon verrät.

Zu Beginn macht uns Schwedt erst einmal mit diesem Wegweiser bekannt, indem er uns eine Einführung in das System gibt, das Ordnung in den Wust der vielen Elemente bringt; und schon hier ist das ausgeprägte Interesse des Autors an der Wissenschaftsgeschichte augenfällig: Auf wenigen Seiten reisen wir durch mehrere Jahrtausende und verfolgen dabei die Entstehungsgeschichte des Periodensystems, angefangen bei Demokrit bis hin zu Mendelejew.

Im Anschluss werden wir Schritt für Schritt durch dieses System hindurchgeführt. Aus jeder Gruppe greift er sich die im Haushalt häufig vorkommenden Elemente heraus und erklärt deren Eigenschaften anhand anschaulicher Experimente. Dabei sollte der Buchtitel jedoch nicht zu der Annahme verleiten, dass ausschließlich mit Produkten von Tengelmann, Edeka & Co experimentiert werde. Für viele Versuche müssen wir nach dem Gang durch den Supermarkt zumindest noch der Apotheke, wenn nicht sogar einem Chemikalienhändler einen Besuch abstatten.

Schon deshalb ist das Buch für den experimentierfreudigen Laien nur mit Einschränkungen empfehlenswert. Die Vielzahl an zusätzlich benötigten Substanzen erfordert den Aufbau eines regelrechten kleinen Chemikalienlagers im Hobbykeller. Außerdem setzt das Buch ein chemisches Grundverständnis voraus, das teilweise über das Schulwissen hinausgeht. So werden Fachbegriffe häufig nicht erläutert, vermutlich, um den Kenner nicht zu langweilen – der Laie bleibt dabei aber auf der Strecke. Auch mit seinen Erklärungen der Versuche ist Schwedt bisweilen etwas sparsam und verweist nur auf weiterführende Literatur.

Für Lehrer ist das Buch sicherlich eine sehr lesenswerte Ergänzung: Viele Experimente sind zwar an sich nicht neu, werden aber so variiert, dass sie einen stärkeren Alltagsbezug bekommen. So mögen sie den Schülern wirklich besser im Gedächtnis bleiben – Hühneraugentinktur und Cola finden ihren Weg leichter ins Gehirn als Salicyl- und Phosphorsäure. Einige Versuche sind zudem so einfach durchzuführen, dass sie sich als Hausaufgabe sehr gut eignen.

Schwedt ergänzt die relativ trockenen Versuchsvorschriften immer wieder durch thematisch passende, kurzweilige Anekdoten, liefert viele historische Hintergrundinformationen und illustriert das Buch zusätzlich mit zahlreichen Abbildungen alter Apparaturen.

Insgesamt ist das Buch ein schöner Rundumschlag durch das Periodensystem. Es verrät uns, welche chemischen Stoffe wir in welchen Nahrungsmitteln und sonstigen Dingen des täglichen Lebens wiederfinden, und zeigt uns mit jeweils nur wenigen einfachen Experimenten, wie diese Stoffe beschaffen sind. Dabei ist das Werk sehr übersichtlich gestaltet und erwartungsgemäß gut strukturiert – denn schließlich gibt ja das Periodensystem den Weg vor. Die Versuche sind einheitlich aufgebaut – jeweils unterteilt in: Materialien / Durchführung / Beobachtungen / Erläuterungen – und gut verständlich beschrieben. Die Aufmachung ist allerdings ziemlich nüchtern und ganz in Schwarzweiß gehalten, trägt also mehr die Handschrift eines Lehrbuchs älteren Datums. Ein bisschen Farbe und graphische Finessen könnten das dadurch etwas monoton wirkende Buch sicher lesefreundlicher gestalten.

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