Schwierige Charaktere
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen bereiten im klinisch-therapeutischen Alltag oft Schwierigkeiten. Das weiß der Psychologieprofessor Rainer Sachse aus langjähriger psychotherapeutischer Praxis. Nun will er das nötige Rüstzeug für den Umgang mit dieser fassettenreichen Patientengruppe vermitteln.
Der Autor ist Leiter des Bochumer Instituts für Psychologische Psychotherapie. In seinem Buch stellt er zwei Dinge heraus: Persönlichkeitsstörungen sind im Kern Beziehungsstörungen. Und: Der Unterschied zwischen gesund und krank lässt sich kaum klar definieren. Jeder Charakter könne mehr oder weniger pathologisch sein – das hänge nicht nur vom Einzelnen, sondern auch von dessen Umfeld ab. Denn die eigene Persönlichkeit entfalte sich erst in der Interaktion mit anderen. Häufig müsse man dies Patienten in der Psychotherapie erst begreiflich machen.
Dazu gehört die innere Bereitschaft, sich selbst zu ändern. Diese Motivation muss bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen oft erst erarbeitet werden. Dabei, so Sachse, sollte der Klient die Richtung und das Tempo vorgeben. Der Therapeut muss wiederum in der Lage sein, den Patienten dort abzuholen, wo er steht, und sich auf seine Bedürfnisse einlassen. Ein Narzisst, der das Wort "Problem" scheut, müsse dem Therapeuten gegenüber von "seinem Trallala" sprechen dürfen.
In seiner Arbeit als Verhaltens- und Gesprächspsychotherapeut hat Sachse erkannt, dass es den meisten Patienten genügt, wenn sie Lebensformen finden, die zu ihrem Persönlichkeitsstil passen. Wem dieser Kompromiss nicht genügt, der muss sich auf eine lange Therapiezeit einstellen. Krankmachende Denkschemata würden ja meist auch erst durch jahrelange negative Erfahrungen verinnerlicht. Diesen Punkt streicht Sachse heraus: Kein Verhalten entsteht zufällig. Vielmehr stellt es individuelle Lösungen für tief sitzende, traumatische Erlebnisse dar – etwa ein Leben mit Eltern, für die Zärtlichkeit ein Fremdwort war.
Leider bringt Sachse nur wenige Beispiele aus dem Erleben seiner Patienten. Seine Darstellungen wirken deshalb oft ein wenig trocken. Auch ist es ihm nicht möglich, ein derart komplexes Thema auf nur 130 Seiten abzuhandeln. So würde in der Praxis beispielsweise selten nur die paranoide oder nur die narzisstische Störungsform auftauchen – üblich sind Mischtypen mit vielen Problemen. Komplexer gestaltet sich die Situation auch durch die verschiedenen Beziehungspartner, mit denen der Patient im Alltag konfrontiert ist. In einem Kapitel gibt Sachse zwar auch Angehörigen Tipps für ein besseres Miteinander. Doch geht er dabei nicht sehr ins Detail.
Wer das Buch liest, gewinnt den Eindruck, dass Persönlichkeitsstörungen in sich logisch und behandelbar sind. Mehr als eine grundlegende Einführung liefern die vereinfachenden Darstellungen für den therapeutischen Alltag aber vermutlich nicht.
Der Autor ist Leiter des Bochumer Instituts für Psychologische Psychotherapie. In seinem Buch stellt er zwei Dinge heraus: Persönlichkeitsstörungen sind im Kern Beziehungsstörungen. Und: Der Unterschied zwischen gesund und krank lässt sich kaum klar definieren. Jeder Charakter könne mehr oder weniger pathologisch sein – das hänge nicht nur vom Einzelnen, sondern auch von dessen Umfeld ab. Denn die eigene Persönlichkeit entfalte sich erst in der Interaktion mit anderen. Häufig müsse man dies Patienten in der Psychotherapie erst begreiflich machen.
Dazu gehört die innere Bereitschaft, sich selbst zu ändern. Diese Motivation muss bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen oft erst erarbeitet werden. Dabei, so Sachse, sollte der Klient die Richtung und das Tempo vorgeben. Der Therapeut muss wiederum in der Lage sein, den Patienten dort abzuholen, wo er steht, und sich auf seine Bedürfnisse einlassen. Ein Narzisst, der das Wort "Problem" scheut, müsse dem Therapeuten gegenüber von "seinem Trallala" sprechen dürfen.
In seiner Arbeit als Verhaltens- und Gesprächspsychotherapeut hat Sachse erkannt, dass es den meisten Patienten genügt, wenn sie Lebensformen finden, die zu ihrem Persönlichkeitsstil passen. Wem dieser Kompromiss nicht genügt, der muss sich auf eine lange Therapiezeit einstellen. Krankmachende Denkschemata würden ja meist auch erst durch jahrelange negative Erfahrungen verinnerlicht. Diesen Punkt streicht Sachse heraus: Kein Verhalten entsteht zufällig. Vielmehr stellt es individuelle Lösungen für tief sitzende, traumatische Erlebnisse dar – etwa ein Leben mit Eltern, für die Zärtlichkeit ein Fremdwort war.
Leider bringt Sachse nur wenige Beispiele aus dem Erleben seiner Patienten. Seine Darstellungen wirken deshalb oft ein wenig trocken. Auch ist es ihm nicht möglich, ein derart komplexes Thema auf nur 130 Seiten abzuhandeln. So würde in der Praxis beispielsweise selten nur die paranoide oder nur die narzisstische Störungsform auftauchen – üblich sind Mischtypen mit vielen Problemen. Komplexer gestaltet sich die Situation auch durch die verschiedenen Beziehungspartner, mit denen der Patient im Alltag konfrontiert ist. In einem Kapitel gibt Sachse zwar auch Angehörigen Tipps für ein besseres Miteinander. Doch geht er dabei nicht sehr ins Detail.
Wer das Buch liest, gewinnt den Eindruck, dass Persönlichkeitsstörungen in sich logisch und behandelbar sind. Mehr als eine grundlegende Einführung liefern die vereinfachenden Darstellungen für den therapeutischen Alltag aber vermutlich nicht.
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