Wissenschaft im Dienst der Aufrüstung
Während des Kalten Krieges investierten die USA und die Sowjetunion viele Billionen Dollar in ihre Aufrüstung. Um die Waffenarsenale anzulegen und technisch weiter zu entwickeln, gab es viele Kooperationen zwischen Militär, Industrie und Wissenschaft. Das wirkte sich weltweit auf die Arbeit von Physikern und anderen Wissenschaftlern aus.
Der Band enthält zwanzig Beiträge, die sich mit den Folgen des Kalten Krieges befassen, insbesondere für die physikalisch-technische Forschung in Ost und West. Er fasst die Ergebnisse einer Tagung des Fachverbands "Geschichte der Physik" der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im Jahr 2011 zusammen. Die Themen überspannen ein weites Feld. Es geht etwa darum, wie die Verbreitung von Nuklearwaffen sowohl Politik als auch Wirtschaft beeinflusste, oder wie Wissenschaftler über den Eisernen Vorhang hinweg kommunizierten. Ein Beitrag befasst sich mit dem Nuklearkomplex von Hanford – heute der radioaktiv am stärksten kontaminierte Ort der westlichen Hemisphäre – und geht der Frage nach, warum lange Zeit anscheinend niemand etwas von der Gefahr wusste, die von der Anlage ausging.
Mehrere Beiträge machen klar, welche Forschungsgebiete vom Wettrüsten profitierten: beispielsweise Kern- und Teilchenphysik, Halbleitertechnik, Polarforschung und Supraleitung. Die Entwicklung verschiedener Technologien wird unter die Lupe genommen, darunter Elektronenröhren, Mikroelektronik und Computernetzwerke. Zudem erfährt der Leser etwas über die Rolle, die Großinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft und das CERN spielten, und lernt Wissenschaftler kennen, die unter den Bedingungen des Kalten Krieges arbeiteten. Die Autoren arbeiten anhand verschiedener Aspekte heraus, wie sich die damalige Ideologisierung der Wissenschaft auswirkte.
Der Band richtet sich in Stil und fachlicher Tiefe vorrangig an Studierende und Lehrende in den Bereichen Physik und Wissenschaftsgeschichte. Zwar bietet er einen facettenreichen Überblick über die Naturwissenschaften während des Kalten Krieges, doch mit jeweils nur zehn bis zwanzig Seiten streifen die Beiträge lediglich die Oberfläche ihres jeweiligen Themas. So bleiben viele Fragen unbeantwortet. Immerhin gibt es zahlreiche Literaturverweise, so dass interessierte Leser erfahren, wo sie weiterführende Informationen finden.
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