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Gelungene Einstiegshilfe

Das Buch "Physik" von David Halliday und seinen Kollegen – als Bachelor-Edition angekündigt – setzt in mancher Hinsicht neue Standards. Mit farbigen, sehr guten und klaren Grafiken wie Bildern auf knapp 930 Seiten und mit fast 2500 in den Text eingebauten Beispielen wird der Leser wirklich gefordert! Dem Übersetzer Stephan Koch von der Universität Marburg und dem Wiley-VCH-Verlag gehören viel Lob ausgesprochen. Denn es entstand ein Buch, das schrittweise das Vergnügen an der Physik heranbilden soll und kann: Die amerikanische Originalausgabe hat schließlich schon sechs Auflagen erlebt.

Die einzelnen Kapitel sind farblich unterschiedlich markiert, somit ist es für den Studenten immer rasch erkennbar, ob er sich nun mit Strom und Magnetfeldern beschäftigt, oder gerade Materiefelder und Kernphysik aufgeschlagen hat. Mit kurzem Text und Bild wird jedes Kapitel vorgestellt, und eine einfache Frage macht neugierig auf dessen Inhalt. Etwa von "Kraft und Bewegung", das durch einen Mann, der einen Zug zieht, eingeleitet wird: Wie ist das möglich?

Die Darstellungsweise ist durchweg beispielhaft: Abbildungen, Tabellen und Beispiele sind gut nummeriert und die Berechnungen in nachvollziehbaren Schritten dargestellt. Bei allen Beispielen wird in vorbildlicher Weise auf eine formulierte Lösungsstrategie sehr viel Wert gelegt. Wichtige physikalische Gesetze sind dabei grafisch hervorgehoben wie zum Beispiel das Dritte Newtonsche Gesetz.

Eine weitere gute Idee sind die Matheboxen, in denen der theoretische Teil einer Situation (z.B. harmonische Schwingung) in voller mathematischer Breite dargestellt wird – etwa mit den dazugehörigen Differentialgleichungen. Diese "Tiefgänge" sind aber eher für den Experten, Studenten in ihren Anfangssemestern müssen sich nicht damit abmühen.

Für den Rezensenten war allerdings die Mischung von Theorie und Beispielen in diesem Ausmaß auf Dauer mehr verwirrend als helfend, doch kann das für andere durchaus auch ein Lernprinzip sein. Immerhin sind am Ende jedes Kapitels die wichtigsten Formeln und Gesetze nochmals als Art Repetitorium zusammengefasst. Jedoch gibt es auch Fragen im Text, die ohne Antworten bleiben, sodass den Studenten auch einige "quälende" Stunden sicher sein dürften.

Ein Buch, das den Reichtum der gesamten Physik aufzeigen möchte, hat es schwer. Es soll schließlich Brücken schlagen zwischen Mechanik, Optik, Elektrizität, Spiegelungen, Strahlungsdruck und so weiter. "Physik" wurde aber mit großer Sorgfalt hergestellt. So ist mir auch nur wenig Fehlerhaftes oder Unverständliches bei dieser deutschen Erstauflage aufgefallen (in Abbildung 19-1 fehlt mir der absolute Nullpunkt, die Erklärung mit 10-8 ist mir fremd, bei der Übersicht über die linearen Längenausdehnungskoeffizienten ist natürlich Eis führend. Nachdem Schienendeformationen auf einem Foto abgebildet worden sind, wäre es auch sinnvoll die Schäden, die Eis verursacht einmal bildlich darzustellen) – ein großes Lob dem Verlagslektor. Die Erklärungen der physikalischen Gesetze und Effekte sind zudem einfach gehalten: Für den Studienanfänger ist das genau richtig!

Das Internet bietet zum Buch noch zusätzliche Aufgaben und Lösungshinweise. Simulationen von Variablen-Veränderungen (wie Druck oder Volumen) sind auch möglich, und machen viele physikalische Gesetze wirklich anschaulich und erst recht lebendig! Mein Fazit: Ein gewichtiges Physikbuch, das man dennoch nicht so schnell aus der Hand gibt!

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