Die Mischung machts
Lernen und Gedächtnis sind ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens. Doch welche molekularbiologischen Prozesse laufen dabei eigentlich im Gehirn ab? Und welche Rolle spielen sie bei der Entstehung psychischer Störungen? Können Psychotherapie und Neurobiologie voneinander profitieren?
Diesen Fragen geht Eric Kandel, einer der führenden Gedächtnisforscher, in seinem Buch "Psychiatrie, Psychoanalyse und die neue Biologie des Geistes" nach. Es ist eine Sammlung wichtiger Aufsätze des Nobelpreisträgers aus verschiedenen Phasen seiner über 40-jährigen Forschertätigkeit. Auch andere bekannte Psychiater und Neurowissenschaftler kommen zu Wort, da jeder Beitrag durch einen Kommentar abgerundet wird.
Kandel widmet sich den komplexen biochemischen und physikalischen Vorgängen, die beim Lernen ablaufen. Diese Mechanismen sind von einfachen wirbellosen Tieren bis hin zum Menschen sehr ähnlich. Die Forschungen des Neurowissenschaftlers zeigen außerdem, dass dabei verschiedene Moleküle in den Nervenzellen eine zentrale Rolle spielen: So verändern sich bei einer kurzzeitigen Gedächtnisspeicherung bestimmte Proteine – was die vorhandenen synaptischen Verbindungen stärkt. Langfristige Speicherprozesse hingegen bedürfen der Synthese neuer Proteine, sodass neue synaptische Verbindungen entstehen können.
Doch was haben diese Entdeckungen nun mit dem Verständnis psychischer Störungen und der Wirkung von Psychotherapie zu tun? Auch hier gibt Kandel eine spannende Antwort: therapeutische Arbeit sei nur dann wirksam, wenn der Patient lang anhaltende Veränderungen im Erleben und Verhalten erzielt. Und diese basieren letztlich wieder auf langfristigen synaptischen Veränderungen.
Der Autor plädiert schon seit den 1970er Jahren dafür, dass sich biologische und psychotherapeutische Forschung zum gegenseitigen Nutzen befruchten sollten – eine Entwicklung, die allerdings erst in den letzten zehn Jahren richtig in Schwung gekommen ist.
Obwohl seine Ideen für alle psychotherapeutischen Richtungen von Relevanz sind, gilt sein besonderes Augenmerk der Psychoanalyse. Ein Artikel des Sammelbands beschäftigt sich ausschließlich mit dem Verhältnis dieser Therapierichtung zu den Neurowissenschaften.
Eric Kandel zeigt auf, wo eine Zusammenarbeit beider Disziplinen möglich ist – etwa beim Studium des Unbewussten oder des Einflusses frühkindlicher Erfahrungen auf die Entwicklung psychischer Störungen. Der Autor, selbst psychoanalytisch ausgebildet, erweist sich hier als ausgewogen urteilender Beobachter. Er betont die Stärken der Psychoanalyse, verlangt aber eine wesentlich stärkere empirische Einbettung als bisher.
Kandel schreibt klar und anschaulich über seine Forschungen. Leser ohne neurobiologische Vorkenntnisse müssen sich allerdings darauf einstellen, ziemlich gefordert zu werden. Besonders die Darstellung neurochemischer Zellprozesse geht recht stark ins Detail.
Neurowissenschaftlich Interessierten sei das Buch ans Herz gelegt. Viele Themen werden in mehreren Artikeln aufgegriffen und aus jeweils einer anderen Perspektive beleuchtet. Die Chancen für den Leser, neue und stabile synaptische Verbindungen aufzubauen, stehen also gut.
Es bleiben zwei Wermutstropfen: Die deutsche Ausgabe ist im Vergleich zum Original um zwei Beiträge gekürzt. Und bei der Übersetzung haben sich einige Ungenauigkeiten eingeschlichen, die jedoch zu verschmerzen sind.
Diesen Fragen geht Eric Kandel, einer der führenden Gedächtnisforscher, in seinem Buch "Psychiatrie, Psychoanalyse und die neue Biologie des Geistes" nach. Es ist eine Sammlung wichtiger Aufsätze des Nobelpreisträgers aus verschiedenen Phasen seiner über 40-jährigen Forschertätigkeit. Auch andere bekannte Psychiater und Neurowissenschaftler kommen zu Wort, da jeder Beitrag durch einen Kommentar abgerundet wird.
Kandel widmet sich den komplexen biochemischen und physikalischen Vorgängen, die beim Lernen ablaufen. Diese Mechanismen sind von einfachen wirbellosen Tieren bis hin zum Menschen sehr ähnlich. Die Forschungen des Neurowissenschaftlers zeigen außerdem, dass dabei verschiedene Moleküle in den Nervenzellen eine zentrale Rolle spielen: So verändern sich bei einer kurzzeitigen Gedächtnisspeicherung bestimmte Proteine – was die vorhandenen synaptischen Verbindungen stärkt. Langfristige Speicherprozesse hingegen bedürfen der Synthese neuer Proteine, sodass neue synaptische Verbindungen entstehen können.
Doch was haben diese Entdeckungen nun mit dem Verständnis psychischer Störungen und der Wirkung von Psychotherapie zu tun? Auch hier gibt Kandel eine spannende Antwort: therapeutische Arbeit sei nur dann wirksam, wenn der Patient lang anhaltende Veränderungen im Erleben und Verhalten erzielt. Und diese basieren letztlich wieder auf langfristigen synaptischen Veränderungen.
Der Autor plädiert schon seit den 1970er Jahren dafür, dass sich biologische und psychotherapeutische Forschung zum gegenseitigen Nutzen befruchten sollten – eine Entwicklung, die allerdings erst in den letzten zehn Jahren richtig in Schwung gekommen ist.
Obwohl seine Ideen für alle psychotherapeutischen Richtungen von Relevanz sind, gilt sein besonderes Augenmerk der Psychoanalyse. Ein Artikel des Sammelbands beschäftigt sich ausschließlich mit dem Verhältnis dieser Therapierichtung zu den Neurowissenschaften.
Eric Kandel zeigt auf, wo eine Zusammenarbeit beider Disziplinen möglich ist – etwa beim Studium des Unbewussten oder des Einflusses frühkindlicher Erfahrungen auf die Entwicklung psychischer Störungen. Der Autor, selbst psychoanalytisch ausgebildet, erweist sich hier als ausgewogen urteilender Beobachter. Er betont die Stärken der Psychoanalyse, verlangt aber eine wesentlich stärkere empirische Einbettung als bisher.
Kandel schreibt klar und anschaulich über seine Forschungen. Leser ohne neurobiologische Vorkenntnisse müssen sich allerdings darauf einstellen, ziemlich gefordert zu werden. Besonders die Darstellung neurochemischer Zellprozesse geht recht stark ins Detail.
Neurowissenschaftlich Interessierten sei das Buch ans Herz gelegt. Viele Themen werden in mehreren Artikeln aufgegriffen und aus jeweils einer anderen Perspektive beleuchtet. Die Chancen für den Leser, neue und stabile synaptische Verbindungen aufzubauen, stehen also gut.
Es bleiben zwei Wermutstropfen: Die deutsche Ausgabe ist im Vergleich zum Original um zwei Beiträge gekürzt. Und bei der Übersetzung haben sich einige Ungenauigkeiten eingeschlichen, die jedoch zu verschmerzen sind.
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