Geballte Ladung
Raumfahrt ist wieder in aller Munde: Die Nasa will wieder auf den Mond und dank Thomas Reiter hat dieses Thema selbst in der Boulevard-Presse Einzug gehalten. Wer die Nachrichten einordnen und kompetent mitreden möchte, benötigt daher unbedingt Allgemeinbildung in Sachen Raumfahrt. Was aber ist eigentlich Raumfahrt-Wissen? Zum einen sind da die physikalisch-technischen Grundlagen, zum anderen spielt die Geschichte eine Rolle, aus der aktuelle Entwicklungen erst verständlich werden. Die Autoren versuchen diesen beiden Aspekten gerecht zu werden.
Ein Blick in das Vorwort lässt aber schon Unheil erahnen, denn dort rühmen sich Reichl und Koç ernsthaft, dass sie in ihrem Buch "die Besatzungsmitglieder der eingestellten Flüge von Apollo 18 bis 20" auflisten, was in etwa so spannend ist wie die Liste der Ersatzspieler beim Finale einer Fußballweltmeisterschaft. Belanglosigkeiten dieser Art finden sich in diesem Werk dann auch in Hülle und Fülle. Beispielsweise wird in einem Kapitel über das Apollo- Kommandomodul erwähnt, dass die Hauptkontrolltafel "mit 24 Instrumenten, 566 Schaltern, 40 Zeigern und 71 Lampen" bestückt war – ein Foto wäre mir da lieber gewesen.
Diese Liebe zum Detail erfährt ihre Fortsetzung in langen Tabellen und Aufzählungen von bemannten und unbemannten Flügen. Die Autoren unterscheiden kaum zwischen historisch bedeutsamen Missionen und eher randständigen Ereignissen. So wird dem ersten Flug eines Deutschen in den Weltraum nur unwesentlich mehr Platz eingeräumt als einer Progress-Versorgungsmission. Über Sigmund Jähn, eben jenen ersten Deutschen im All, erfährt man fast gar nichts.
Zwischen all dieser Nichtinformation blitzt dann aber doch gelegentlich das Abenteuer Raumfahrt durch: Zum Beispiel, wenn die Apollo-11-Besatzung zu Wort kommt oder wenn vom ersten Weltraumspaziergang Alexeij Leonows berichtet wird, den dieser nur knapp überlebte, um dann nach der Landung mit seinem Mitkosmonauten Pawel Beljajew gegen sibirische Wölfe kämpfen zu müssen. Der technische Sachverstand und die Detailverliebtheit der Autoren geben solchen Passagen einen recht eigenwilligen Stil und entbehren nicht einer unfreiwilligen Komik.
Neben der historischen Sicht auf die Raumfahrt vermittelt das Buch Wissen über deren technische Grundlagen. Ein Kapitel ist ganz den Raketentriebwerken gewidmet. Die Autoren versuchen hier mit möglichst wenig Formeln die grundlegende Funktionsweise und die verschiedenen Technologien von Raketenantrieben zu erklären. Die Formelvermeidung führt unweigerlich zu Stilblüten wie "Die Fluchtgeschwindigkeit ist stets exakt der 1,414-fache Betrag der Orbitgeschwindigkeit". Die Exaktheit ist hier natürlich in der Wahl der Nachkommastellen für Wurzel 2 begründet. Will der Leser wissen, wie es zu dieser Zahlenmystik kommt, hilft dann aber leider doch nur das gute alte Physikbuch.
Fazit: Dieses Buch liefert zweifellos viel Information, doch macht es auf mich einen eher unorganisierten und unausgewogenen Eindruck, der sich durch das fehlende Stichwortverzeichnis nur noch verstärkt.
Ein Blick in das Vorwort lässt aber schon Unheil erahnen, denn dort rühmen sich Reichl und Koç ernsthaft, dass sie in ihrem Buch "die Besatzungsmitglieder der eingestellten Flüge von Apollo 18 bis 20" auflisten, was in etwa so spannend ist wie die Liste der Ersatzspieler beim Finale einer Fußballweltmeisterschaft. Belanglosigkeiten dieser Art finden sich in diesem Werk dann auch in Hülle und Fülle. Beispielsweise wird in einem Kapitel über das Apollo- Kommandomodul erwähnt, dass die Hauptkontrolltafel "mit 24 Instrumenten, 566 Schaltern, 40 Zeigern und 71 Lampen" bestückt war – ein Foto wäre mir da lieber gewesen.
Diese Liebe zum Detail erfährt ihre Fortsetzung in langen Tabellen und Aufzählungen von bemannten und unbemannten Flügen. Die Autoren unterscheiden kaum zwischen historisch bedeutsamen Missionen und eher randständigen Ereignissen. So wird dem ersten Flug eines Deutschen in den Weltraum nur unwesentlich mehr Platz eingeräumt als einer Progress-Versorgungsmission. Über Sigmund Jähn, eben jenen ersten Deutschen im All, erfährt man fast gar nichts.
Zwischen all dieser Nichtinformation blitzt dann aber doch gelegentlich das Abenteuer Raumfahrt durch: Zum Beispiel, wenn die Apollo-11-Besatzung zu Wort kommt oder wenn vom ersten Weltraumspaziergang Alexeij Leonows berichtet wird, den dieser nur knapp überlebte, um dann nach der Landung mit seinem Mitkosmonauten Pawel Beljajew gegen sibirische Wölfe kämpfen zu müssen. Der technische Sachverstand und die Detailverliebtheit der Autoren geben solchen Passagen einen recht eigenwilligen Stil und entbehren nicht einer unfreiwilligen Komik.
Neben der historischen Sicht auf die Raumfahrt vermittelt das Buch Wissen über deren technische Grundlagen. Ein Kapitel ist ganz den Raketentriebwerken gewidmet. Die Autoren versuchen hier mit möglichst wenig Formeln die grundlegende Funktionsweise und die verschiedenen Technologien von Raketenantrieben zu erklären. Die Formelvermeidung führt unweigerlich zu Stilblüten wie "Die Fluchtgeschwindigkeit ist stets exakt der 1,414-fache Betrag der Orbitgeschwindigkeit". Die Exaktheit ist hier natürlich in der Wahl der Nachkommastellen für Wurzel 2 begründet. Will der Leser wissen, wie es zu dieser Zahlenmystik kommt, hilft dann aber leider doch nur das gute alte Physikbuch.
Fazit: Dieses Buch liefert zweifellos viel Information, doch macht es auf mich einen eher unorganisierten und unausgewogenen Eindruck, der sich durch das fehlende Stichwortverzeichnis nur noch verstärkt.
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