Im Schnelldurchgang zum Glauben
Um gerade in unserer heutigen Zeit die vielen Religionen und ihre Rolle in der Welt zu verstehen, ist es notwendig, sich einen Überblick zu verschaffen. Peter Stanford, Autor des Buches "Religion. 50 Schlüsselideen", hat bereits viele Fernseh- und Rundfunksendungen zu Religionsthemen gemacht. Sein Wissen über diese Thematik fasst er nun auf 208 Seiten zusammen. Wer die 50-Schlüsselideen-Bücher aus der Reihe von Spektrum Akademischer Verlag kennt, findet sich schnell darin zurecht. In fünf großen Kapiteln werden die fünf großen Religionen vorgestellt: Das Christentum, die reformierte Tradition, das Judentum, der Islam und die östlichen Glaubensrichtungen. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit den "Modernen Dilemmata". Hier hat der Autor sein Augenmerk auf moderne Glaubensrichtungen gelegt und klärt unter anderem über den Atheismus, den Missionsdrang oder die Spiritualität auf und lässt auch nicht die Frage unbeantwortet, was Religion und Naturwissenschaft verbindet. Denn vor dieser Frage stehe ich als Naturwissenschaftlerin und Muslimin jedes Mal.
Im ersten Kapitel wiederum werden die Gemeinsamkeiten der Religionen betrachtet. Es geht um die heiligen Texte, um Gut und Böse, um Leben und Tod und natürlich auch um Riten und Rituale. Sicherlich kann man über Religion, deren Auslegung und welche wohl die Richtige ist streiten, aber die Darstellungen von Stanford zeigen eindeutig, dass es mehr Gemeinsamkeiten gibt als Trennendes.
Wie in jedem Buch dieser Reihe, wird jedes Unterkapitel auf vier Seiten behandelt. Glaubensgrundsätze, Ideen und Zusammenhänge werden klar und übersichtlich vermittelt. So behält der Leser den Überblick, erfährt Wichtiges zugleich und kann bei Bedarf in den Literaturangaben am Ende des Buches etwas stöbern, um sich näher mit einer bestimmten Thematik auseinandersetzen.
Besonders gut und sehr ansprechend finde ich an diesen Büchern die Zeitleisten, die sich immer am unteren Seitenrand befinden. Hier erhält der Leser ein Gefühl, wann welche Religion entstanden ist beziehungsweise welche wichtigen Persönlichkeiten zu bestimmten Zeitepochen gelebt haben und was ihr Beitrag zur Religionsgeschichte gewesen ist. Die Zeitreise des Autors beginnt vor zwei Millionen Jahren, als es die ersten Menschenartigen gab und vielleicht erste Vorstellung vom Himmelsgott aufkamen. Die Reise endet im Jahr 2033. Hier wird der 2000. Todestag Jesu gefeiert.
Textkästen innerhalb der einzelnen Unterkapitel wie zum Beispiel über die Entstehung des Gottesbegriffs, das Fasten oder die Kreuzzüge und der Islamfeindlichkeit untermauern wichtige Aspekte oder erklären Fachbegriffe. Neben den Textkästen finden sich zahlreiche Zitate, die mir besonders gut gefallen. Es sind uralte Zitate etwa aus dem Bhagavad Gita aus einer Zeit circa 300 vor heute. Bhagavad Gita ("Lied des Herrn") ist einer der einflussreichsten Texte des Hinduismus. In diesem Text geht es um die Diskussion über den Zweck von Kriegen – sehr interessant und lehrreich, vor allem im Zuge unserer heutigen Diskussionen über Kriege,Armeen und Bundeswehr.
Wie bei allen Büchern dieser Reihe ist auch der Umschlag dieses Werks interessant gestaltet. Man sieht darauf einen Ausschnitt aus dem Gemälde von Michelangelo "Die Erschaffung Adams". Die sich fast berührenden Hände könnte man auch als Annäherung der Religionen verstehen und als Gedankenspiel für die vielen Gemeinsamkeiten innerhalb der großen Weltreligionen. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen.
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