Nicht mehr auf dem Index
Dieses Buch ist eine Zeitmaschine. Es versetzt den Leser um 400 Jahre zurück, und so kann er den Umbruch vom mittelalterlichen Denken zur Neuzeit miterleben. Eine zeitgemäße Bebilderung fördert dieses Eintauchen in die Renaissance. Wer zu lesen begonnen hat, wird bis zum Ende dabeibleiben, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. In dem fesselnden Buch begegnen wir vielen noch heute berühmten Personen und begleiten sie auf ihrem Weg zu Entdeckungen, die eine neue Epoche in der Menschheitsgeschichte eingeleitet haben: das Zeitalter der Wissenschaft.
So stand bis in die Mitte des 16. Jahrhundert die Erde ruhend im Mittelpunkt der einzigen Welt, um die sich die Sonne und die Gestirne drehten. Im Jahre 1543 hat dann Kopernikus in seinem Hauptwerk "De Revolutionibus" die Sonne in das Zentrum gestellt und die Erde zu einem Planeten gemacht, der sich einmal im Jahr um die Sonne und einmal am Tage um sich selbst dreht. Damit wurden die komplizierten Schleifenbahnen der Planeten am Himmel einfach durch das Zusammenspiel von Planetenbahn und Erdbahn verständlich. Die künstlichen Epizykel und Äquanten der antiken Astronomie wurden überflüssig.
In Nussbaumers Buch wird diese Entwicklung der Himmelsmechanik durch zahlreiche Zeichnungen leicht verständlich erklärt. Da Kopernikus die Planeten aber auf Kreisbahnen gesetzt hatte, wurden die Vorausberechnungen der Planetenbahnen nicht genauer. Die Ablehnung seiner Ideen durch Zeitgenossen, auch durch die kirchlichen Reformatoren, und ein von einem Nürnberger Korrekturleser unterschobenes Vorwort (… nur Hypothesen …),verhalfen der Idee eines heliozentrischen Weltbilds damals nicht zum Durchbruch. Immerhin schaffte das dem Papst Paul III. gewidmete "De Revolutionibus" 73 Jahre nach seiner Publikation noch den Sprung auf den päpstlichen Index der verbotenen Bücher.
Immer wieder wurde der Fortschritt von der katholischen Kirche gebremst, welche die Deutungshoheit über die Welt im Großen beanspruchte und sie auch durchsetzte. Der erste Märtyrer beim Ringen um ein neues Weltbild wurde Giordano Bruno, der 1600 nackt auf einem Scheiterhaufen in Rom verbrannt wurde. Er hatte geglaubt, dass als Ausdruck von Gottes Allmacht auch das Universum räumlich und zeitlich unendlich sei und dass es viele bewohnte "Welten" geben könne. Das klingt heute ganz modern, passte aber nicht zum biblischen Schöpfungsbericht und der Einmaligkeit vom Kreuzungstod Jesus. Da zeitgleich auch die Stellung des Papstes durch die kirchlichen Reformatoren in Frage gestellt wurde, sollte solche Unbotmäßigkeit bei der Bibelauslegung mit dem Tode bestraft werden. Seinen Richtern rief Bruno zu: "Ihr verhängt das Urteil vielleicht mit größerer Furcht, als ich es annehme!"
Eine Vermittlung zwischen dem der Bibel widersprechenden heliozentrischen System und den Himmelsbeobachtungen versuchte Tycho Brahe um 1588. In seinem Weltmodell steht die Erde weiterhin im Mittelpunkt und wird von Sonne, Mond und den Fixsternen umkreist. Die übrigen Planeten umkreisen nun aber die Sonne und laufen mit ihr täglich um die Erde. Tychos Weltsystem war auch für die Jesuiten annehmbar.
Erst Tychos Mitarbeiter Johannes Kepler gelang nach dessen Tod der Durchbruch. Aufbauend auf den mit bloßem Auge gewonnenen genauen Beobachtungsdaten Tychos, konnte Kepler die Planetenbahnen als Ellipsen um die Sonne bestimmen. Sie werden umso schneller durchlaufen, je dichter sich der Planet bei der Sonne befindet. Diese keplerschen Gesetze entsprangen keinem Geistesblitz, sondern waren das Ergebnis einer ungeheuren Fleißarbeit. Kepler rechnete die Marsbahn in den drei damals konkurrierenden Systemen von Ptolemäus, Tycho und Kopernikus durch. Keines konnte die Beobachtungen richtig wiedergeben. Die "Astronomia Nova"1605 vollendet und 1609 gedruckt, ist ein schwer zu lesendes Buch voller umständlicher Rechnungen, in dessen Mitte Kepler Mitleid vom Leser erbittet: "Wenn du dieses mühseligen Verfahrens überdrüssig wirst, so magst du mit Recht Mitleid mit mir empfinden, der ich es mindestens siebzigmal mit sehr großem Zeitverlust durchlaufen habe…".
Aber Kepler begnügte sich nicht mit der mathematischen Beschreibung der Bahnen, sondern suchte auch nach der treibenden Kraft, die durch den leeren Raum wirkt: "Die Ohren gespitzt ihr Physiker! Denn jetzt wird der Plan aufgenommen, einen Einfall in eure Domäne zu machen." Die magnetischen Fernwirkungen schienen ihm ein Analogon zu der "himmlischen Kraft" zu sein, er kam der Entdeckung der Gravitation sehr nahe. Kepler konnte seine revolutionären Ideen unter dem Schutz der deutschen Kaiser und damit außerhalb der Reichweite Roms unzensiert drucken lassen.
In Italien beobachtete zu dieser Zeit Galileo Galilei mit einem nach holländischem Vorbild selbstgefertigten Fernrohr den Himmel und veröffentlichte 1610 im Sidereus Nuncius (Sternenbote) seine Entdeckungen: Jupiter wird von vier Monden umkreist, unser Mond hat Berge und Täler wie die Erde. Offenbar enthüllte nicht die Kirche die Geheimnisse des Himmels, sondern das Fernrohr der Astronomen, und das ganz anschaulich und jederzeit überprüfbar. Galilei wollte sogar die Kirche von der Revolution am Himmel überzeugen, was bekanntlich misslang: Er musste abschwören und erhielt lebenslänglichen Hausarrest.
Das über ein Jahrhundert andauernde Ringen um das neue Weltbild vollendeten erst Newton und Descartes. Diese auf den ersten Blick etwas trockene Wissenschaftsgeschichte wird in Nussbaumers Buch durch die Verflechtung mit den sehr lebendig geschilderten, damals handelnden Personen zu einer unterhaltsamen Lektüre. Galilei, der im zu Ende gegangenen Jahr der Astronomie unkritisch gefeiert wurde, hatte doch eine Menge menschlicher Schwächen. Wir erfahren über Eitelkeit, das Schmücken mit fremden Federn, mangelnde Kollegialität und einen stiefväterlichen Umgang mit seinen unehelichen Töchtern. Er handelte oft undiplomatisch und provozierte die in Italien mächtige katholische Kirche.
Eine unbestreitbare Leistung bleibt, dass er seine Himmelsbeobachtungen, die etwa gleichzeitig auch andernorts gemacht wurden, richtig gedeutet und sofort veröffentlicht hat. Das machte Galilei und das neue Bild vom Himmel weithin bekannt, aber es folgten auch Prioritätsstreitigkeiten. Kepler wird als der erste Astrophysiker vorgestellt, der nicht nur eine neue Himmelsmechanik geschaffen und mit seinen drei Gesetzen erstmals Naturgesetze formuliert hat. Kepler war auch ein hervorragender Optiker, so konnte er nach der Erfindung des Fernrohrs sofort dessen physikalisches Prinzip erklären und ein noch besseres (das keplersche oder astronomische) vorschlagen. Galilei hatte ähnliches angekündigt, aber nicht geschafft; auch die keplerschen Gesetze ignorierte er. Kepler war ein tiefreligiöser Mensch, frei von Eitelkeiten: "…ich…schreibe ein Buch für die Gegenwart oder die Nachwelt. Mir ist es gleich. Es mag hundert Jahre seines Lesers harren, hat doch auch Gott sechstausend Jahre auf den Beschauer gewartet."
In einem mehrjährigen Kampf gelang es Kepler, seine siebzigjährige Mutter vor dem Scheiterhaufen zu retten. Die Revolution am Himmel brauchte lange, um die Erde zu erreichen, hier dauerten die Hexenverbrennungen noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an. Das Buch spannt den Bogen von den Weltvorstellungen des antiken Griechenlands, auf denen die mittelalterliche Astronomie fußte, bis zum Durchbruch der kopernikanischen Wende.
Es ist für den Leser ein besonderer Gewinn, dass wichtige Werke in der Geschichte der Astronomie, wie Almagest, Epitome, Commentariolus, De Revolutionibus, Astronomia Nova, Dialogo unter anderem hier inhaltlich vorgestellt werden. Denn sie alle zu lesen ist eine Mühsal, die der Verfasser, emeritierter Professor für Astrophysik an der ETH Zürich, seinen Lesern abgenommen hat: Er erläutert die Werke in gut genießbaren Zusammenfassungen.
Das Buch hinterlässt beim Leser das Gefühl, den Umbruch von einer Jahrtausende alten Kulturepoche zur Neuzeit selbst miterlebt zu haben. Und einer der damaligen Mitstreiter, die römische Kirche, begegnet uns heute noch ganz lebendig: Nach 360 Jahren hat sie Galileo rehabilitiert. Wer tiefer in diese einzigartige Menschheitsepoche eintauchen möchte, dem bieten die am Ende jeden Kapitels aufgelisteten Quellenangaben mit kurzen Inhaltsangaben reichlich weiteren Lesestoff.
So stand bis in die Mitte des 16. Jahrhundert die Erde ruhend im Mittelpunkt der einzigen Welt, um die sich die Sonne und die Gestirne drehten. Im Jahre 1543 hat dann Kopernikus in seinem Hauptwerk "De Revolutionibus" die Sonne in das Zentrum gestellt und die Erde zu einem Planeten gemacht, der sich einmal im Jahr um die Sonne und einmal am Tage um sich selbst dreht. Damit wurden die komplizierten Schleifenbahnen der Planeten am Himmel einfach durch das Zusammenspiel von Planetenbahn und Erdbahn verständlich. Die künstlichen Epizykel und Äquanten der antiken Astronomie wurden überflüssig.
In Nussbaumers Buch wird diese Entwicklung der Himmelsmechanik durch zahlreiche Zeichnungen leicht verständlich erklärt. Da Kopernikus die Planeten aber auf Kreisbahnen gesetzt hatte, wurden die Vorausberechnungen der Planetenbahnen nicht genauer. Die Ablehnung seiner Ideen durch Zeitgenossen, auch durch die kirchlichen Reformatoren, und ein von einem Nürnberger Korrekturleser unterschobenes Vorwort (… nur Hypothesen …),verhalfen der Idee eines heliozentrischen Weltbilds damals nicht zum Durchbruch. Immerhin schaffte das dem Papst Paul III. gewidmete "De Revolutionibus" 73 Jahre nach seiner Publikation noch den Sprung auf den päpstlichen Index der verbotenen Bücher.
Immer wieder wurde der Fortschritt von der katholischen Kirche gebremst, welche die Deutungshoheit über die Welt im Großen beanspruchte und sie auch durchsetzte. Der erste Märtyrer beim Ringen um ein neues Weltbild wurde Giordano Bruno, der 1600 nackt auf einem Scheiterhaufen in Rom verbrannt wurde. Er hatte geglaubt, dass als Ausdruck von Gottes Allmacht auch das Universum räumlich und zeitlich unendlich sei und dass es viele bewohnte "Welten" geben könne. Das klingt heute ganz modern, passte aber nicht zum biblischen Schöpfungsbericht und der Einmaligkeit vom Kreuzungstod Jesus. Da zeitgleich auch die Stellung des Papstes durch die kirchlichen Reformatoren in Frage gestellt wurde, sollte solche Unbotmäßigkeit bei der Bibelauslegung mit dem Tode bestraft werden. Seinen Richtern rief Bruno zu: "Ihr verhängt das Urteil vielleicht mit größerer Furcht, als ich es annehme!"
Eine Vermittlung zwischen dem der Bibel widersprechenden heliozentrischen System und den Himmelsbeobachtungen versuchte Tycho Brahe um 1588. In seinem Weltmodell steht die Erde weiterhin im Mittelpunkt und wird von Sonne, Mond und den Fixsternen umkreist. Die übrigen Planeten umkreisen nun aber die Sonne und laufen mit ihr täglich um die Erde. Tychos Weltsystem war auch für die Jesuiten annehmbar.
Erst Tychos Mitarbeiter Johannes Kepler gelang nach dessen Tod der Durchbruch. Aufbauend auf den mit bloßem Auge gewonnenen genauen Beobachtungsdaten Tychos, konnte Kepler die Planetenbahnen als Ellipsen um die Sonne bestimmen. Sie werden umso schneller durchlaufen, je dichter sich der Planet bei der Sonne befindet. Diese keplerschen Gesetze entsprangen keinem Geistesblitz, sondern waren das Ergebnis einer ungeheuren Fleißarbeit. Kepler rechnete die Marsbahn in den drei damals konkurrierenden Systemen von Ptolemäus, Tycho und Kopernikus durch. Keines konnte die Beobachtungen richtig wiedergeben. Die "Astronomia Nova"1605 vollendet und 1609 gedruckt, ist ein schwer zu lesendes Buch voller umständlicher Rechnungen, in dessen Mitte Kepler Mitleid vom Leser erbittet: "Wenn du dieses mühseligen Verfahrens überdrüssig wirst, so magst du mit Recht Mitleid mit mir empfinden, der ich es mindestens siebzigmal mit sehr großem Zeitverlust durchlaufen habe…".
Aber Kepler begnügte sich nicht mit der mathematischen Beschreibung der Bahnen, sondern suchte auch nach der treibenden Kraft, die durch den leeren Raum wirkt: "Die Ohren gespitzt ihr Physiker! Denn jetzt wird der Plan aufgenommen, einen Einfall in eure Domäne zu machen." Die magnetischen Fernwirkungen schienen ihm ein Analogon zu der "himmlischen Kraft" zu sein, er kam der Entdeckung der Gravitation sehr nahe. Kepler konnte seine revolutionären Ideen unter dem Schutz der deutschen Kaiser und damit außerhalb der Reichweite Roms unzensiert drucken lassen.
In Italien beobachtete zu dieser Zeit Galileo Galilei mit einem nach holländischem Vorbild selbstgefertigten Fernrohr den Himmel und veröffentlichte 1610 im Sidereus Nuncius (Sternenbote) seine Entdeckungen: Jupiter wird von vier Monden umkreist, unser Mond hat Berge und Täler wie die Erde. Offenbar enthüllte nicht die Kirche die Geheimnisse des Himmels, sondern das Fernrohr der Astronomen, und das ganz anschaulich und jederzeit überprüfbar. Galilei wollte sogar die Kirche von der Revolution am Himmel überzeugen, was bekanntlich misslang: Er musste abschwören und erhielt lebenslänglichen Hausarrest.
Das über ein Jahrhundert andauernde Ringen um das neue Weltbild vollendeten erst Newton und Descartes. Diese auf den ersten Blick etwas trockene Wissenschaftsgeschichte wird in Nussbaumers Buch durch die Verflechtung mit den sehr lebendig geschilderten, damals handelnden Personen zu einer unterhaltsamen Lektüre. Galilei, der im zu Ende gegangenen Jahr der Astronomie unkritisch gefeiert wurde, hatte doch eine Menge menschlicher Schwächen. Wir erfahren über Eitelkeit, das Schmücken mit fremden Federn, mangelnde Kollegialität und einen stiefväterlichen Umgang mit seinen unehelichen Töchtern. Er handelte oft undiplomatisch und provozierte die in Italien mächtige katholische Kirche.
Eine unbestreitbare Leistung bleibt, dass er seine Himmelsbeobachtungen, die etwa gleichzeitig auch andernorts gemacht wurden, richtig gedeutet und sofort veröffentlicht hat. Das machte Galilei und das neue Bild vom Himmel weithin bekannt, aber es folgten auch Prioritätsstreitigkeiten. Kepler wird als der erste Astrophysiker vorgestellt, der nicht nur eine neue Himmelsmechanik geschaffen und mit seinen drei Gesetzen erstmals Naturgesetze formuliert hat. Kepler war auch ein hervorragender Optiker, so konnte er nach der Erfindung des Fernrohrs sofort dessen physikalisches Prinzip erklären und ein noch besseres (das keplersche oder astronomische) vorschlagen. Galilei hatte ähnliches angekündigt, aber nicht geschafft; auch die keplerschen Gesetze ignorierte er. Kepler war ein tiefreligiöser Mensch, frei von Eitelkeiten: "…ich…schreibe ein Buch für die Gegenwart oder die Nachwelt. Mir ist es gleich. Es mag hundert Jahre seines Lesers harren, hat doch auch Gott sechstausend Jahre auf den Beschauer gewartet."
In einem mehrjährigen Kampf gelang es Kepler, seine siebzigjährige Mutter vor dem Scheiterhaufen zu retten. Die Revolution am Himmel brauchte lange, um die Erde zu erreichen, hier dauerten die Hexenverbrennungen noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an. Das Buch spannt den Bogen von den Weltvorstellungen des antiken Griechenlands, auf denen die mittelalterliche Astronomie fußte, bis zum Durchbruch der kopernikanischen Wende.
Es ist für den Leser ein besonderer Gewinn, dass wichtige Werke in der Geschichte der Astronomie, wie Almagest, Epitome, Commentariolus, De Revolutionibus, Astronomia Nova, Dialogo unter anderem hier inhaltlich vorgestellt werden. Denn sie alle zu lesen ist eine Mühsal, die der Verfasser, emeritierter Professor für Astrophysik an der ETH Zürich, seinen Lesern abgenommen hat: Er erläutert die Werke in gut genießbaren Zusammenfassungen.
Das Buch hinterlässt beim Leser das Gefühl, den Umbruch von einer Jahrtausende alten Kulturepoche zur Neuzeit selbst miterlebt zu haben. Und einer der damaligen Mitstreiter, die römische Kirche, begegnet uns heute noch ganz lebendig: Nach 360 Jahren hat sie Galileo rehabilitiert. Wer tiefer in diese einzigartige Menschheitsepoche eintauchen möchte, dem bieten die am Ende jeden Kapitels aufgelisteten Quellenangaben mit kurzen Inhaltsangaben reichlich weiteren Lesestoff.
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