Wissen Wissenschaft Wissensweitergabe. Welchen Einfluß hat Wissen auf die Gesellschaft
Das vorliegende Sachbuch ist entstanden aus einer Vortragsreihe „Revolutionen des Wissens“ an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität (Wintersemester 1998/99) im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“. Diese Vortragsreihe versucht, den Einfluss des Wissens und der Wissensweitergabe auf die Gesellschaft zu beleuchten sowie umgekehrt den Einfluss der Gesellschaft auf die Wissensvermittlung herauszuarbeiten, wobei vor allen Dingen auf historische Gesellschaftsformen wie die der alten Ägypter oder die klassische griechische eingegangen wird. Dies wird dann je nach Vortragendem auf die abendländische Kultur übertragen. Die Redner sind international renommierte Wissenschaftler, die sich im Rahmen der Vortragsreihe jeweils auf einen bestimmten Aspekt des Themas konzentrieren: Colin Renfrew (Archäologie) „Die Macht des Symbols und die frühe Gesellschaftsentwicklung“, Jack R. Goody (Anthropologie und Ethnologie) „Wissen und die Arten seiner Weitergabe“, Jan Assmann (Ägyptologie) „Ägypten in der Wissenskultur des Abendlandes“, Arnold Angenendt (Mittlere und Neuere Kirchengeschichte) „Revolution in der Religion?“, Geoffrey Lloyd (Antike Philosophie und Wissenschaftsgeschichte) „Wissenschaft und Gesellschaft in antiken Kulturen“, John McDowell (Philosophie) „Moderne Auffassungen von Wissenschaft und die Philosophie des Geistes“ sowie Steven E. Aschheim (Europäische Kultur- und Geistesgeschichte) „Jenseits von Bildung und Liberalismus: Die radikale jüdische Erneuerungsbewegung in der Weimarer Republik“. Wie aus der Auflistung zu entnehmen ist, sind alle Vorträge aus dem Blickwinkel der Geisteswissenschaften geschrieben, die Rolle der Naturwissenschaften auf das Verhältnis der Gesellschaft zum Wissen wird nur marginal beleuchtet. Gerade im vergangenen Jahrhundert sind der Naturwissenschaft Erkenntnisse gelungen, deren Auswirkungen das Verhältnis der Menschen zur Wissenschaft und zum Wissen an sich grundlegend geändert haben. Auf die Entwicklung und den Einsatz der Atombombe, der Gentechnik oder die Möglichkeiten der modernen Medizin (um nur ein paar zu nennen) und die damit hervorgerufenen Ängste und Hoffnungen kann das Buch nicht eingehen. Hätte die Entwicklung der Atombombe verhindert werden können? Kann eine Gesellschaft Einfluss nehmen auf wissenschaftliche Erkenntnis? Bedeutet Wissensvermehrung gleichzeitig auch immer die Gefahr, Pandoras Büchse zu öffnen? Bedeutet auf der anderen Seite die Unterdrückung des Wissensfortschritts einen geistigen Tod? Dies sind Fragen, die das Buch nicht beantwortet, die mir aber gleichwohl wichtig erscheinen in einer Diskussion über das Wissen selbst. Abschließend kann man sagen, dass das Buch ein hervorragendes Sachbuch für Geisteswissenschaftler ist, die sich mit dem Thema „Wissen“ eingehend beschäftigen möchten. Ein ausführliches Anmerkungs- und Literaturverzeichnis, Kurzbiographien aller vortragenden Redner sowie ein umfassendes Register runden das Werk ab.
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