Hätten Sies gewusst? Andrea Barrett beschwört den Forschergeist früherer Zeiten
Welche Hindernisse Forscher in früheren Zeiten überwinden mussten, welchen z.T. irrigen Vorstellungen ihrer Mitmenschen ihre Ergebnisse ausgesetzt wurden und was sie zu ihren oft beschwerlichen, mitunter gar lebensgefährlichen wissenschaftlichen Unternehmungen trotzdem antrieb — das alles können wir Nachgeborene uns kaum noch vorstellen. In ihrer Miniaturensammlung „Schiffsfieber“ versucht die amerikanische Autorin Andrea Barrett diese Thematik unaufdringlich ans Tageslicht zu hieven. Oft waren neue Erkenntnisse mit Kämpfen verbunden. Dazu drei Beispiele: Carl von Linné musste mit Altersdemenz ringen (was in der Erzählung eine etwas undurchsichtige Beschreibung seines Lebenswerkes zur Folge hat). Eine von Wissensdrang beseelte Frau des 19. Jahrhunderts hatte gegen die Ablehnung weiblicher Wissenschaftlerinnen durch die Gesellschaft zu kämpfen, und ein junger Arzt gegen Typhus — das so genannte „Schiffsfieber“, das unter irischen Auswanderern in Kanada grassierte. Nach welchen Kriterien Barrett ihre Themen auswählte, bleibt im Dunkeln. Viele lohnenswerte Bereiche der Wissenschaftsgeschichte, etwa die Entdeckungen Pasteurs, die Konflikte der frühen Mediziner um Semmelweis, Koch und von Pettenkofers, wären ihrer episodenhaften literarischen Aufwärmung ebenfalls wert gewesen. Dafür ist vor allem die titelgebende Erzählung „Schiffsfieber“ etwas langatmig geraten. Auch wenn die Vermittlung von Wissenschaftsgeschichte nicht im Vordergrund steht — „Schiffsfieber“ ist eine angenehme Nebenbei-Lektüre für wissenschaftlich Interessierte.
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