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Sehens- und lesenswerte Bildersammlung: Die Erde: Raumreisen

Eine faszinierende Zusammenstellung bekannter und sehr seltener Bilder unseres Heimatplaneten bietet das Buch »Die Erde: Raumreisen«.
Eine futuristische, rotierende Raumstation schwebt im Orbit über der Erde

Manfred Gottwald, Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Autor mehrerer ausführlicher Beiträge zu geowissenschaftlichen Themen in »Sterne und Weltraum«, hat mit »Die Erde: Raumreisen« sein neuestes Werk vorgelegt. Hier präsentiert der Autor Bilder, welche die Erde aus vielfältigen Perspektiven von oben zeigen. Er beginnt mit einigen Gemälden, die mehr als 100 Jahre alt und somit lange vor dem Beginn des Weltraumzeitalters entstanden sind. Aber schon vor rund 90 Jahren wurden mittels Ballonaufstiegen erste detaillierte Schwarz-Weiß-Aufnahmen gewonnen, die größere Bereiche der Erdoberfläche aus Höhen zwischen 30 und 40 Kilometern über Grund abdecken. Was zu dieser Zeit absolute Pioniertaten waren, ist heute bereits in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen vergleichsweise einfach möglich.

Mitte der 1940er Jahre wurden nach dem Zweiten Weltkrieg erbeutete deutsche A4-Raketen im Westen der USA gestartet, die neben vielen Messgeräten auch Schwarz-Weiß-Kameras an Bord hatten. Sie wurden aus Höhen um 100 Kilometer auf die Erde gerichtet und erfassten erstmals Gebiete mit mehreren tausend Quadratkilometern. Rund 15 Jahre später begann die Ära der Wetter- und der Spionagesatelliten. Mittlerweile ist das gesamte Material aus der Frühzeit der militärischen Satellitenaufklärung veröffentlicht und zeigt eindrucksvoll den Stand der damaligen Erderkundung. Heutzutage lässt sich beides nicht mehr wegdenken, und die Qualität der dabei entstehenden Bilder wird immer besser.

Eine neue Epoche begann durch den Beginn der astronautischen Raumfahrt ab dem Jahr 1961. Die meisten Astronauten (USA) und Kosmonauten (damals UdSSR) führten Kameras mit sich, mit denen sie per Hand Aufnahmen auf klassischen analogen Film machten. Schon sehr früh gab die US-Raumfahrtbehörde NASA ihren Raumfahrern hervorragende Mittelformatkameras von Hasselblad mit Zeiss-Objektiven mit, deren Bilder lange Zeit alles übertrafen, was mit digitaler Technik möglich war. Daher lieferten die Programme Mercury und Gemini Tausende von Erdaufnahmen, auf denen sich unglaublich viele Details erkennen ließen.

Richtig interessant wurde es, als das Apollo-Mondprogramm begann. Bereits bei den unbemannten Erprobungsflügen wurden automatisierte Filmkameras an Bord der Apollo-Raumkapseln mitgeschickt, die hervorragende Bilder der Erde aus dem All machten und erstmals unseren Planeten als Kugel in der Weite des Weltalls zeigten. Zwar hatte zur selben Zeit auch das Zeitalter der geostationären Wettersatelliten begonnen, ihre Aufnahmen reichten jedoch nicht an die Qualität der Apollo-Bilder heran.

Mit der Mission Apollo 8 im Dezember 1968, mit der erstmals drei Astronauten den Mond erreichten und dort in eine Umlaufbahn einschwenkten, wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Bei diesem Flug entstanden die berühmten »Erdaufgangsaufnahmen«, welche die zu drei Vierteln beleuchtete Erde über dem öden Horizont des Mondes zeigten. Zwar hatten schon robotische Sonden wie Lunar Orbiter ähnliche Bilder geliefert, sie hatten aber nicht die besondere Ästhetik der Bilder von Apollo 8, die von zwei Astronauten an Bord aufgenommen worden waren. Alle nachfolgenden Apollo-Flüge mit Ausnahme der Mission Apollo 9, die im niedrigen Erdorbit die Mondlandefähre erprobte, lieferten ähnlich schöne Bilder unserer Heimat als im All schwebender Planet.

Raumsonden zu anderen Planeten, welche die Erde zum Schwungholen bei Swing-by-Manövern passierten, lieferten ebenfalls sehr schöne Ansichten, insbesondere dann, wenn sie Erde und Mond zusammen auf einem Bild ablichteten. Den Anfang machte hier die Raumsonde Voyager 1 kurz nach ihrem Start im Jahr 1977; ihre Aufnahme zeigt Erde und Mond als untereinanderstehende Sicheln. Die Bilder vorangegangener Sonden wie Mariner 10 im Jahr 1973 waren dagegen Montagen. Mittlerweile hat eine Vielzahl von Planetensonden Erde und Mond gemeinsam fotografiert; sogar die Saturnsonde Cassini lichtete mehrmals die beiden Himmelskörper aus ihrer Umlaufbahn um den Ringplaneten als feine Lichtpunkte unterhalb der Ringe aus einer Entfernung von 1,4 Milliarden Kilometern ab. Im August 2024 soll die europäische Jupitersonde JUICE an Mond und Erde vorbeiziehen und wird dabei hoffentlich viele attraktive Bilder liefern.

Manfred Gottwald ist es in diesem Buch gelungen, viele rare und besondere Bilder von der Erde aus dem All zu versammeln. Einige von ihnen sind wohlbekannt, andere bisher unbeachtet oder fast vergessen. Der Arbeitsaufwand, diese Bilder aufzuspüren und in bester Qualität zu erhalten, war auf jeden Fall sehr hoch. Die Druckqualität der Bilder im Buch ist ausgesprochen gut. Leider ist das Schriftbild der Seiten ohne Abbildungen etwas lieblos geraten: In den Textblöcken klaffen in einzelnen Zeilen riesige Lücken zwischen den einzelnen Wörtern, vielleicht weil versucht wurde, ohne Worttrennungen auszukommen. Über den Schrifttyp, den Font, lässt sich im Hinblick auf seine Lesbarkeit ebenso streiten. Insgesamt gesehen ist das Buch jedoch sehr empfehlenswert, bietet viele interessante Informationen und schöne Bilder. Es sollte daher in keinem Regal von Raumfahrtenthusiasten fehlen.

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