Leise Töne
Arbeiten Sie lieber allein? Ziehen Sie ein gutes Buch einer lauten Party vor? Können Sie besser zuhören als reden? Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten, zählen Sie eher zu den introvertierten Zeitgenossen. Menschen mit dieser Eigenschaft sind ernsthaft und nachdenklich, scheuen Gruppenaktivitäten und agieren im Alltag eher vorsichtig und zurückhaltend. Extravertierte hingegen handeln lieber, als nachzudenken; sie sind gesellig und gesprächig. Die beiden Charaktere unterscheiden sich vor allem im Grad der äußeren Stimulation, die sie brauchen, um sich wohl zu fühlen: Introvertierte genießen Ruhe und Alleinsein, während Extravertierte auf einer lebhaften Party ganz in ihrem Element sind.
Autorin Susan Cain – nach eigenen Angaben introvertiert – vermittelt dem Leser die Perspektive stiller Menschen in einer lauten Welt. In der Geräuschkulisse eines Großraumbüros oder bei der Gruppenarbeit im Klassenzimmer fühlen sie sich unwohl. Von ihren Mitmenschen müssen sie sich anhören, sie seien zu still oder zu kopflastig, und wenn sie allein in einem Restaurant essen, ernten sie mitleidige Blicke. In unserer Gesellschaft herrsche das Ideal der Extraversion vor, so Cain.
Die Autorin führt eine Armada von Anekdoten und wissenschaftlichen Studien ins Feld, um ihre zentrale Botschaft zu untermauern. Während Extravertierte besser mit Zeitdruck und einem Übermaß an Information umgehen können, vernachlässigen sie die Genauigkeit. Introvertierte arbeiteten hingegen gründlicher, gewissenhafter und blieben länger bei der Sache.
Diesen Eigenschaften lägen biologische Unterschiede zu Grunde, wie Cain anhand von Experimenten und Fallbeispielen erklärt. Introvertierte hätten ihr Luststreben besser unter Kontrolle als Extravertierte, denn das Belohnungssystem reagiere bei ihnen schwächer. Solche Prädispositionen lägen vermutlich in den Genen: In einer bis heute laufenden Langzeitstudie verfolgten Forscher die Entwicklung von 500 Probanden vom Säuglings bis ins Erwachsenenalter. Jene, die schon im Alter von wenigen Monaten auf platzende Luftballons auch physiologisch heftig reagierten, entwickelten sich in der Regel zu ernsten, vorsichtigen Persönlichkeiten.
Respekt für das Bedürfnis, allein zu sein
Introvertierten Kindern könne man das Leben aber erleichtern, zum Beispiel, indem man sie nicht zu mündlicher Mitarbeit zwinge, Gruppenarbeiten auf zwei bis drei Teilnehmer beschränke und das Klassenzimmer ordentlich aufräume, erläutert Cain. "Vergessen Sie nicht, auch die Scheuen, Sanften und Autonomen zu fördern", mahnt die Autorin. Extravertierte und Introvertierte solle man gleichermaßen wertschätzen: "Respektieren Sie das Bedürfnis der Ihnen nahestehenden Menschen nach Geselligkeit und Ihr eigenes nach Einsamkeit (und umgekehrt, wenn Sie extravertiert sind)."
Sorgfältig setzt sich Cain mit den Ergebnissen der Persönlichkeitsforschung auseinander und verknüpft dabei empirische Befunde mit zahlreichen Fallbeispielen. Dabei hätte sie sich hier und da zwar etwas kürzer fassen können. Doch im Ganzen bietet diese umfangreiche Sammlung alles, was ein gutes Sachbuch braucht: Es ist gründlich recherchiert und wissenschaftlich unterfüttert, ausgewogen, lebensnah und gut verständlich.
Autorin Susan Cain – nach eigenen Angaben introvertiert – vermittelt dem Leser die Perspektive stiller Menschen in einer lauten Welt. In der Geräuschkulisse eines Großraumbüros oder bei der Gruppenarbeit im Klassenzimmer fühlen sie sich unwohl. Von ihren Mitmenschen müssen sie sich anhören, sie seien zu still oder zu kopflastig, und wenn sie allein in einem Restaurant essen, ernten sie mitleidige Blicke. In unserer Gesellschaft herrsche das Ideal der Extraversion vor, so Cain.
Die Autorin führt eine Armada von Anekdoten und wissenschaftlichen Studien ins Feld, um ihre zentrale Botschaft zu untermauern. Während Extravertierte besser mit Zeitdruck und einem Übermaß an Information umgehen können, vernachlässigen sie die Genauigkeit. Introvertierte arbeiteten hingegen gründlicher, gewissenhafter und blieben länger bei der Sache.
Diesen Eigenschaften lägen biologische Unterschiede zu Grunde, wie Cain anhand von Experimenten und Fallbeispielen erklärt. Introvertierte hätten ihr Luststreben besser unter Kontrolle als Extravertierte, denn das Belohnungssystem reagiere bei ihnen schwächer. Solche Prädispositionen lägen vermutlich in den Genen: In einer bis heute laufenden Langzeitstudie verfolgten Forscher die Entwicklung von 500 Probanden vom Säuglings bis ins Erwachsenenalter. Jene, die schon im Alter von wenigen Monaten auf platzende Luftballons auch physiologisch heftig reagierten, entwickelten sich in der Regel zu ernsten, vorsichtigen Persönlichkeiten.
Respekt für das Bedürfnis, allein zu sein
Introvertierten Kindern könne man das Leben aber erleichtern, zum Beispiel, indem man sie nicht zu mündlicher Mitarbeit zwinge, Gruppenarbeiten auf zwei bis drei Teilnehmer beschränke und das Klassenzimmer ordentlich aufräume, erläutert Cain. "Vergessen Sie nicht, auch die Scheuen, Sanften und Autonomen zu fördern", mahnt die Autorin. Extravertierte und Introvertierte solle man gleichermaßen wertschätzen: "Respektieren Sie das Bedürfnis der Ihnen nahestehenden Menschen nach Geselligkeit und Ihr eigenes nach Einsamkeit (und umgekehrt, wenn Sie extravertiert sind)."
Sorgfältig setzt sich Cain mit den Ergebnissen der Persönlichkeitsforschung auseinander und verknüpft dabei empirische Befunde mit zahlreichen Fallbeispielen. Dabei hätte sie sich hier und da zwar etwas kürzer fassen können. Doch im Ganzen bietet diese umfangreiche Sammlung alles, was ein gutes Sachbuch braucht: Es ist gründlich recherchiert und wissenschaftlich unterfüttert, ausgewogen, lebensnah und gut verständlich.
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