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Eine ernsthafte Konkurrenz zum Messier-Katalog

Nur eine Handvoll Himmelskataloge über Deep-Sky-Objekte, also über Beobachtungsziele jenseits unseres Sonnensystems in den Tiefen des Weltalls haben wirklich eine allgemeine Verbreitung gefunden. Dazu gehört sicher die Liste von Charles Messier, die als erste ihrer Art veröffentlicht wurde und bis heute sicherlich auch die bekannteste ist. Messier war ein versierter Kometenbeobachter und listete im frühen 18. Jahrhundert 109 diffuse Himmelswölkchen auf, die er bislang immer wieder mit Kometenerscheinungen verwechselt hatte.

Im Dezember 1995 veröffentlichte das US-Magazin "Sky & Telescope" eine Liste von Deep-Sky-Objekten des berühmten britischen Amateurastronomen Sir Patrick Moore – mit vollständigem Namen Sir Patrick Caldwell-Moore. Moore ist sicherlich einer der meistgelesenen Autoren von Büchern aus dem Bereich der Amateurastronomie. Moores Liste enthielt 109 Objekte, die nicht im Messier-Katalog stehen und die zu seinen persönlichen Favoriten zählten. Darunter befindet sich allerdings auch eine ganze Reihe von Himmelsobjekten, die nur von der südlichen Hemisphäre aus zu sehen sind. Der Bericht in "Sky & Telescope" wurde mit einer Reihe von Schwarz-Weiß- und Farbbildern angereichert, die einige der Caldwell-Objekte zeigten. Diese Liste mit vielen spektakulären Objekten fand von Beginn an vor allem im englischsprachigen Raum und auf der südlichen Hemisphäre der Erde große Verbreitung.

Als der Autor Martin Mobberley, ein begeisterter Himmelsbeobachter und Freund von Patrick Moore, gefragt wurde, ob er dieses Buch schreiben wolle, zögerte er zunächst. Mit Blick auf das in fünf Jahren Beobachtungszeit entstandene Caldwell-Buch des US-Sternfreunds Stephen O’Meara stand die Frage im Raum, ob und wie ein weiteres Caldwell-Buch seinen Platz finden solle. Mobberley entschied sich, das Projekt trotzdem zu starten und das Buch moderner und unterscheidbar zu gestalten.

Bevor der Autor jedoch auf die Einzelobjekte zu sprechen kommt, fasst er auf rund zehn Seiten einige einführende Informationen zusammen. Hierbei steht der Katalog-"Erfinder" Moore im Mittelpunkt. Einen ganzen Abschnitt dieses ersten Kapitels widmet Mobberley zudem der Entstehungsgeschichte der Caldwell-Liste. So sei Moore beim Betrachten von zwei seiner Lieblingsobjekte – den Doppelsternhaufen h und χ im Sternbild Perseus und dem großen Helixnebel im Sternbild Wassermann – auf die Idee gekommen, eine Liste von ebenfalls 109 Himmelsobjekten zusammen zu stellen, die nach seinen Beobachtungserfahrungen mindestens genauso gut und interessant seien, wie diejenigen der legendären Messier-Liste. Und außerdem habe es Messier ja versäumt, den südlichen Sternhimmel zu berücksichtigen, zumindest den Part, der von dessen Standort in Paris eben nicht zu beobachten war. Moore stellte daraufhin seine Liste zusammen, schickte sie an "Sky & Telescope" und der Rest ist Geschichte.

Das zentrale zweite Kapitel des Buchs beginnt mit einigen erläuternden Informationen zur dann folgenden Objektdarstellung, bevor der Leser – oder besser der interessierte Beobachter – in die Vielfalt der 109 Einzelporträts eintaucht. Jedes dieser Porträts ist auf einer Doppelseite angeordnet. Links oben schafft eine Liste mit Zahlen, Daten und Fakten zum Objekt Klarheit über Größe, Position oder Helligkeit. Aber auch physikalische Daten wie Entfernung und Durchmesser in Lichtjahren sind hier aufgeführt. Einige Praxistipps zur Beobachtung wie etwa die optimale Jahreszeit, die sinnvolle Vergrößerung oder der benötigte Optikdurchmesser runden die Übersicht ab.

Für den Beobachter am interessantesten ist die darunter folgende, zumeist halbseitige Beschreibung des Objekts. Hier hat der Autor einige wichtige Informationen und Querverweise zusammengetragen. Allerdings konzentrieren sich die Objektbeschreibungen zumeist auf fotografische Ergebnisse, die Beschreibung der visuellen Beobachtung kommt hier durch die Bank zu kurz. Die Ursache ist hierfür sicherlich die bereits erwähnte Abgrenzung zum Buch von Stephen O’Meara.

Zwei kleine Kapitel voller Tipps zur Beobachtung der Caldwell-Objekte mit dem Teleskop und mit moderner CCD-Kameratechnik runden das Buch ab. Beide Kapitel sind um eine gewisse Bandbreite bemüht und stellen sicherlich eine sinnvolle Ergänzung des katalogartigen Buchs dar, in beiden Fällen gibt es aber grundlegende umfangreichere und bessere Einführungen. Mit einer Sammlung von Buchtipps und Weblinks zum Thema Himmelsbeobachtung und Caldwell-Katalog schließen die knapp 270 Seiten Inhalt.

Was bringt das Buch nun dem hiesigen Himmelsbeobachter? Wer sich für die Objektliste an sich interessiert, findet hier eine umfassende Darstellung in Buchform. Der aktive Beobachter kann nur rund zwei Drittel der Caldwell-Objekte von nördlichen, mitteleuropäischen Breiten aus beobachten. Somit kann er nur einen Teil dieser Beschreibungen praktisch nutzen, sofern ihn nicht ein Flugzeug in südliche Gefilde trägt. Zudem liegt das Buch nur in englischer Sprache vor, bietet also auch eine Sprachhürde. Für den fortgeschrittenen Himmelsbeobachter – und dort vor allem den fotografisch tätigen – ist Mobberleys Buch sicherlich eine Bereicherung im Bücherregal. Überwiegend visuell tätige Sternfreunde sollten zuvor noch einen vergleichenden Blick in das Buch von O’Meara werfen.
  • Quellen
Sterne und Weltraum 9/2010

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