Das Abenteuer Hipparcos
Ich habe mit Michael Perryman fast 25 Jahre zusammengearbeitet, die meiste Zeit an Hipparcos und später an der Vorbereitung des Nachfolgeprojekts Gaia. Von unzähligen technischen Dokumenten und Diskussionen kannte ich die Klarheit seines Denkens und Schreibens. Von "Dinner Speeches" kannte ich sein Talent, amüsant, unterhaltsam und spannend zu erzählen. Deshalb habe ich mich sofort gefreut, als die SuW-Redaktion mir das Buch mit der Bitte um eine Rezension zuschickte. Die Vorfreude war absolut berechtigt.
Dieses wunderschöne Werk ist vieles gleichzeitig: Eine ungemein spannende Erzählung, ein erstklassiges populärwissenschaftliches Lesebuch, eine Fundgrube für künftige Wissenschaftshistoriker, eine Einführung in die Arbeitsweise und das Funktionieren moderner wissenschaftlicher Raumfahrt-Großprojekte, ein tiefer Einblick in die Psychologie und Soziologie solcher Projekte – und nicht zuletzt ein Beweis dafür, dass die oft als dürr und spröde verschriene englische Sprache auch sehr schön sein kann.
Perryman beschreibt in erster Linie die menschliche, irdische Seite einer der großen astronomischen Missionen der ESA. Fast nebenbei, aber immerhin in einem großen Anteil des Textumfangs, werden eine populäre Einführung in die Astronomie, in den wissenschaftlichen Zweck und Hintergrund des Hipparcos-Projekts, die Funktion des Satelliten, die Natur seiner Messergebnisse, deren breites astronomisches Anwendungsspektrum sowie die bisherige wissenschaftliche "Ernte" aus der Analyse der Hipparcos-Daten in nahezu allen Zweigen der astronomischen Forschung vermittelt.
Das Hipparcos-Projekt lief formell von 1980 bis 1997 und lieferte am Ende die Positionen, Eigenbewegungen und Parallaxen für 118 000 Sterne in zuvor unerreichbarer Genauigkeit. Perryman stellt nicht nur diese 17 Jahre dar, in denen er als "Project Scientist" der ESA eine zentrale Rolle inne hatte. Er beschreibt ebenso die ersten 13 Jahre der Denk- und Überzeugungsarbeit, von der ersten Missionsidee im Jahre 1967 bis zur Entscheidung der ESA, das Projekt zu finanzieren und durchzuführen.
Aufbau und Gliederung des Werks orientieren sich mehr an dem Wunsch, eine spannende Lektüre zu bieten als an üblichen populärwissenschaftlichen Gepflogenheiten. Den Anfang macht eine Beschreibung der Anspannung in den letzten Wochen vor dem Raketenstart sowie der Erleichterung bei allen Beteiligten, den Satelliten gesund und munter außerhalb der Erdatmosphäre wiederzufinden. Sie endet mit der Bemerkung, dass man sich zu früh gefreut hatte! Dann lehnt sich der Autor erst einmal zurück, um ein wenig allgemeine Astronomie, den Sinn von Positionsmessungen und die Vorgeschichte von Hipparcos zu skizzieren. Danach erst greift er die dramatische Strandung des Satelliten auf einer völlig falschen Bahn und den ebenso dramatischen Kampf um seine Rettung auf. Das letzte Drittel ist einer sehr lockeren und vielfältigen Darstellung von wissenschaftlichen Ergebnissen der Mission gewidmet.
Das Buch ist über weite Strecken so spannend und unterhaltsam wie der Roman von Watson und Crick über ihre Entschlüsselung der DNS-Struktur. Wie jener hätte es das Zeug zu einem Bestseller – es müsste dazu lediglich statt des "langweiligen" Problems der hochgenauen Vermessung des Himmels ein publikumsträchtigeres Thema bearbeiten. Seine – für mich – herausragendsten Merkmale sind die schöne Sprache und die vielen fantasievollen Sprachbilder, die der Autor zur Veranschaulichung komplizierter Sachverhalte verwendet.
Das Buch ist für Sternfreunde und interessierte Laien geschrieben, es ist aber auch für Profis absolut lesenswert. Für diejenigen Profis, die selbst an einem solchen Großprojekt mitgearbeitet haben, gibt es eine Außenansicht ihres eigenen Wirkens. Für die anderen gibt es einen Eindruck, wie ein solches Projekt abläuft und funktioniert.
Dieses wunderschöne Werk ist vieles gleichzeitig: Eine ungemein spannende Erzählung, ein erstklassiges populärwissenschaftliches Lesebuch, eine Fundgrube für künftige Wissenschaftshistoriker, eine Einführung in die Arbeitsweise und das Funktionieren moderner wissenschaftlicher Raumfahrt-Großprojekte, ein tiefer Einblick in die Psychologie und Soziologie solcher Projekte – und nicht zuletzt ein Beweis dafür, dass die oft als dürr und spröde verschriene englische Sprache auch sehr schön sein kann.
Perryman beschreibt in erster Linie die menschliche, irdische Seite einer der großen astronomischen Missionen der ESA. Fast nebenbei, aber immerhin in einem großen Anteil des Textumfangs, werden eine populäre Einführung in die Astronomie, in den wissenschaftlichen Zweck und Hintergrund des Hipparcos-Projekts, die Funktion des Satelliten, die Natur seiner Messergebnisse, deren breites astronomisches Anwendungsspektrum sowie die bisherige wissenschaftliche "Ernte" aus der Analyse der Hipparcos-Daten in nahezu allen Zweigen der astronomischen Forschung vermittelt.
Das Hipparcos-Projekt lief formell von 1980 bis 1997 und lieferte am Ende die Positionen, Eigenbewegungen und Parallaxen für 118 000 Sterne in zuvor unerreichbarer Genauigkeit. Perryman stellt nicht nur diese 17 Jahre dar, in denen er als "Project Scientist" der ESA eine zentrale Rolle inne hatte. Er beschreibt ebenso die ersten 13 Jahre der Denk- und Überzeugungsarbeit, von der ersten Missionsidee im Jahre 1967 bis zur Entscheidung der ESA, das Projekt zu finanzieren und durchzuführen.
Aufbau und Gliederung des Werks orientieren sich mehr an dem Wunsch, eine spannende Lektüre zu bieten als an üblichen populärwissenschaftlichen Gepflogenheiten. Den Anfang macht eine Beschreibung der Anspannung in den letzten Wochen vor dem Raketenstart sowie der Erleichterung bei allen Beteiligten, den Satelliten gesund und munter außerhalb der Erdatmosphäre wiederzufinden. Sie endet mit der Bemerkung, dass man sich zu früh gefreut hatte! Dann lehnt sich der Autor erst einmal zurück, um ein wenig allgemeine Astronomie, den Sinn von Positionsmessungen und die Vorgeschichte von Hipparcos zu skizzieren. Danach erst greift er die dramatische Strandung des Satelliten auf einer völlig falschen Bahn und den ebenso dramatischen Kampf um seine Rettung auf. Das letzte Drittel ist einer sehr lockeren und vielfältigen Darstellung von wissenschaftlichen Ergebnissen der Mission gewidmet.
Das Buch ist über weite Strecken so spannend und unterhaltsam wie der Roman von Watson und Crick über ihre Entschlüsselung der DNS-Struktur. Wie jener hätte es das Zeug zu einem Bestseller – es müsste dazu lediglich statt des "langweiligen" Problems der hochgenauen Vermessung des Himmels ein publikumsträchtigeres Thema bearbeiten. Seine – für mich – herausragendsten Merkmale sind die schöne Sprache und die vielen fantasievollen Sprachbilder, die der Autor zur Veranschaulichung komplizierter Sachverhalte verwendet.
Das Buch ist für Sternfreunde und interessierte Laien geschrieben, es ist aber auch für Profis absolut lesenswert. Für diejenigen Profis, die selbst an einem solchen Großprojekt mitgearbeitet haben, gibt es eine Außenansicht ihres eigenen Wirkens. Für die anderen gibt es einen Eindruck, wie ein solches Projekt abläuft und funktioniert.
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