Leichte, aber informative Kost
Wissen Sie, welches Land nach Russland und den USA international die Nummer 3 in Bezug auf die Manntage im Weltraum ist? Es ist Deutschland mit zehn Astronauten, die insgesamt 492 Tage im All zubrachten. Den bei weitem größten Anteil daran hatte ein einzelner Raumfahrer, nämlich Thomas Reiter, der es mit zwei Langzeitmissionen auf insgesamt 350 Tage in der Erdumlaufbahn brachte. Reiter umrundete 1995 die Erde in der russischen Raumstation Mir im Rahmen der Mission Euromir 95 für rund 177 Tage, und im Jahr 2006 verbrachte er 166 Tage an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Hinzu kommen noch mehrere Tage für die Hin- und Rückreisen.
Mit seinem fast einjährigen Aufenthalt in der Erdumlaufbahn ist Thomas Reiter der erfahrenste europäische Astronaut. Kein Wunder also, dass ihn Ende März 2011 die Europäische Raumfahrtbehörde ESA zu ihrem »Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb« ernannte. Dieser interessanten Person und seinem beruflichen Werdegang widmete die Wissenschaftsreporterin Hildegard Werth vom ZDF ihr im Herbig-Verlag München erschienenes Buch.
In neun Kapiteln schildert die Autorin das Leben und Wirken von Thomas Reiter und greift dabei größtenteils auf lange Interviews zurück, die sie über einen Zeitraum von 17 Jahren hinweg mit dem Astronauten führte. Zudem berichtet sie in manchen Kapiteln auch über Pressereisen zu den Starts und Missionen, die sie auf Einladung der ESA unternahm. Die Autorin stellt zunächst die Kindheit und Jugend von Thomas Reiter dar und beleuchtet auch kurz seinen familiären Hintergrund. Diese Schilderungen erfolgen auf eine angenehme und zurückhaltende Weise und dienen auch keinem Personenkult. Allzu tief hat sich Thomas Reiter aber auch nicht in die Karten blicken lassen, er konnte bis heute seine Privatsphäre gut wahren.
Schon nach rund 20 Seiten beginnt daher die Autorin mit der Beschreibung der Astronauten-Auswahlprozesse und den Erlebnissen des Bundeswehr-Testpiloten Reiter in dieser Hinsicht. Interessant sind die Ausführungen Reiters über die russische Mentalität, als er dann schließlich zum Kosmonauten-Kandidaten wurde und im "Sternenstädtchen" bei Moskau mit seiner Ausbildung begann. Für ihn begann damit eine Reise in eine andere Welt, an die er sich zunächst gewöhnen musste. Nach rund zwei Jahren Training in Moskau und in den europäischen Partnerorganisationen wurde es dann im September 1995 ernst, als er mit Sojus TM-22 zur Raumstation Mir aufbrach. Reiter beschreibt seine Erlebnisse beim Training und beim Start. Er räumt zudem mit dem Mythos auf, dass alle russischen Kosmonauten und ihre Mitreisenden kurz vor dem Einstieg in die Raumkapsel sich noch hinter dem Kosmonautenbus erleichtern. Reiter meint dazu, er habe von dieser so genannten Tradition nichts mitbekommen. In den Beschreibungen kommt zudem klar zum Ausdruck, dass die vor allem im Westen als "Kosmos-Schrotthaufen" verschrieene Raumstation Mir zwar deutliche Spuren ihrer Nutzung aufwies, aber dennoch sicher und zuverlässig arbeitete.
Besonderen Eindruck hinterließen bei ihm die beiden Einsätze im freien Weltraum, wo er einen fantastischen Blick auf die Erde genießen konnte. Es ist zudem Reiters Wunsch und Hoffnung, dass die aufkommende kommerzielle Raumfahrt willkürin absehbarer Zeit möglichst vielen Menschen den Blick auf ihren Heimatplaneten ermöglichen könnte, denn kein Bild und keine Beschreibung kommen an das eigene Erleben auch nur im Entferntesten heran. Nach seiner Landung auf der Erde im März 1996 kehrte Reiter für rund zwei Jahre wieder zu seiner Bundeswehr-Einheit zurück.
Anfang 1999 begann Reiter dann mit dem Training für seinen zweiten Raumflug, der ihn diesmal zur Internationalen Raumstation ISS führen sollte. Ursprünglich war an eine rund zwei- bis dreijährige Vorbereitungsphase gedacht, aber es wurden schließlich rund sieben Jahre, bis Reiter mit der US-Raumfähre Discovery wieder in die Umlaufbahn zurückkehrte. Verzögerungen beim Aufbau der Station und durch die Columbia-Katastrophe am 1. Februar 2003, bei der alle sieben Astronauten an Bord starben, sorgten für den langen Vorlauf.
Reiter beschreibt, wie viel komfortabler die Reise mit dem Spaceshuttle im Vergleich zur engen Sojus-Raumkapsel ist und dass auch die zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertige ISS schon sehr viel geräumiger und angenehmer ausgestattet war als seinerzeit die Mir. Auch auf der ISS hatte Reiter die Gelegenheit, in den freien Raum auszusteigen. Nach 166 Tagen kehrte er dann wieder mit der US-Raumfähre Discovery zur Erde zurück.
Das Buch von Hildegard Werth ist in einer leicht verständlichen und klaren Sprache geschrieben. Es dürfte sich auch für Leser eignen, die bislang nur recht wenig über die zeitgenössische bemannte Raumfahrt wissen. Auch dem fortgeschrittenen Leser bietet das Buch Neues, da im Gegensatz zu den Flügen der ersten deutschen Astronauten und Kosmonauten nur sehr wenig über die Flüge von Thomas Reiter publiziert wurde.
Mit seinem fast einjährigen Aufenthalt in der Erdumlaufbahn ist Thomas Reiter der erfahrenste europäische Astronaut. Kein Wunder also, dass ihn Ende März 2011 die Europäische Raumfahrtbehörde ESA zu ihrem »Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb« ernannte. Dieser interessanten Person und seinem beruflichen Werdegang widmete die Wissenschaftsreporterin Hildegard Werth vom ZDF ihr im Herbig-Verlag München erschienenes Buch.
In neun Kapiteln schildert die Autorin das Leben und Wirken von Thomas Reiter und greift dabei größtenteils auf lange Interviews zurück, die sie über einen Zeitraum von 17 Jahren hinweg mit dem Astronauten führte. Zudem berichtet sie in manchen Kapiteln auch über Pressereisen zu den Starts und Missionen, die sie auf Einladung der ESA unternahm. Die Autorin stellt zunächst die Kindheit und Jugend von Thomas Reiter dar und beleuchtet auch kurz seinen familiären Hintergrund. Diese Schilderungen erfolgen auf eine angenehme und zurückhaltende Weise und dienen auch keinem Personenkult. Allzu tief hat sich Thomas Reiter aber auch nicht in die Karten blicken lassen, er konnte bis heute seine Privatsphäre gut wahren.
Schon nach rund 20 Seiten beginnt daher die Autorin mit der Beschreibung der Astronauten-Auswahlprozesse und den Erlebnissen des Bundeswehr-Testpiloten Reiter in dieser Hinsicht. Interessant sind die Ausführungen Reiters über die russische Mentalität, als er dann schließlich zum Kosmonauten-Kandidaten wurde und im "Sternenstädtchen" bei Moskau mit seiner Ausbildung begann. Für ihn begann damit eine Reise in eine andere Welt, an die er sich zunächst gewöhnen musste. Nach rund zwei Jahren Training in Moskau und in den europäischen Partnerorganisationen wurde es dann im September 1995 ernst, als er mit Sojus TM-22 zur Raumstation Mir aufbrach. Reiter beschreibt seine Erlebnisse beim Training und beim Start. Er räumt zudem mit dem Mythos auf, dass alle russischen Kosmonauten und ihre Mitreisenden kurz vor dem Einstieg in die Raumkapsel sich noch hinter dem Kosmonautenbus erleichtern. Reiter meint dazu, er habe von dieser so genannten Tradition nichts mitbekommen. In den Beschreibungen kommt zudem klar zum Ausdruck, dass die vor allem im Westen als "Kosmos-Schrotthaufen" verschrieene Raumstation Mir zwar deutliche Spuren ihrer Nutzung aufwies, aber dennoch sicher und zuverlässig arbeitete.
Besonderen Eindruck hinterließen bei ihm die beiden Einsätze im freien Weltraum, wo er einen fantastischen Blick auf die Erde genießen konnte. Es ist zudem Reiters Wunsch und Hoffnung, dass die aufkommende kommerzielle Raumfahrt willkürin absehbarer Zeit möglichst vielen Menschen den Blick auf ihren Heimatplaneten ermöglichen könnte, denn kein Bild und keine Beschreibung kommen an das eigene Erleben auch nur im Entferntesten heran. Nach seiner Landung auf der Erde im März 1996 kehrte Reiter für rund zwei Jahre wieder zu seiner Bundeswehr-Einheit zurück.
Anfang 1999 begann Reiter dann mit dem Training für seinen zweiten Raumflug, der ihn diesmal zur Internationalen Raumstation ISS führen sollte. Ursprünglich war an eine rund zwei- bis dreijährige Vorbereitungsphase gedacht, aber es wurden schließlich rund sieben Jahre, bis Reiter mit der US-Raumfähre Discovery wieder in die Umlaufbahn zurückkehrte. Verzögerungen beim Aufbau der Station und durch die Columbia-Katastrophe am 1. Februar 2003, bei der alle sieben Astronauten an Bord starben, sorgten für den langen Vorlauf.
Reiter beschreibt, wie viel komfortabler die Reise mit dem Spaceshuttle im Vergleich zur engen Sojus-Raumkapsel ist und dass auch die zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertige ISS schon sehr viel geräumiger und angenehmer ausgestattet war als seinerzeit die Mir. Auch auf der ISS hatte Reiter die Gelegenheit, in den freien Raum auszusteigen. Nach 166 Tagen kehrte er dann wieder mit der US-Raumfähre Discovery zur Erde zurück.
Das Buch von Hildegard Werth ist in einer leicht verständlichen und klaren Sprache geschrieben. Es dürfte sich auch für Leser eignen, die bislang nur recht wenig über die zeitgenössische bemannte Raumfahrt wissen. Auch dem fortgeschrittenen Leser bietet das Buch Neues, da im Gegensatz zu den Flügen der ersten deutschen Astronauten und Kosmonauten nur sehr wenig über die Flüge von Thomas Reiter publiziert wurde.
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