Unbekannter schwarzer Planet
Fantastisch, bewundernswert und bizarr – so ließe sich das Leben in der Tiefsee beschreiben: Dort gibt es Fische, die leuchtenden Schleim aus Torpedos abschießen. Es existieren Kreaturen unter Umweltbedingungen, wie sie einem handelsüblichen Rohrreiniger entsprächen. Und es tummeln sich da Kraken, die wie ein Christbaum leuchten und blinken und damit tatsächlich Feinde verwirren. All diese wunderbaren Geschöpfe stellt Dagmar Röhrlich in ihrem äußerst lesenswerten Buch "Tiefsee. Von Schwarzen Rauchern und blinkenden Fischen" vor, das jetzt im mare-Verlag erschienen ist.
In 13 Kapiteln führt sie den Leser zum tiefsten Punkt der Erdoberfläche, folgt dem Lauf der Meeresströmungen, wandert mit den Erdplatten und taucht ein in die merkwürdige Welt der Tiefseelebewesen, die so völlig anders sind als ihre Verwandten an der Oberfläche oder gar an Land. Den großen Handlungsrahmen gibt die Expedition des britischen Forschungsschiffs "Challenger" vor, das zwischen 1872 und 1876 die Weltmeere befuhr und erstmals systematisch die Tiefsee untersuchte. Jedes der Kapitel beginnt und endet mit Berichten von Bord, mit Anekdoten des Schiffalltags, den Freuden bei Neuentdeckungen oder der Trauer, wenn Schicksalsschläge die einzelnen Protagonisten ereilen.
Diese Entdeckungsfahrt brachte herausragende neue Erkenntnisse hervor, die nachfolgenden Wissenschaftlern Daten und Inspiration für neue Erkundungen lieferte – und Röhrlich wiederum Material für weitere spannende Erzählungen: Der Tauchgang der "Trieste" in den knapp 11 000 Meter tiefen Mariannengraben wird ebenso erzählt wie die Ausflüge des Forschungs-U-Boots "Alvin" hinab zur "Verlorenen Stadt" im Atlantik – dorthin, wo der heiße Rohrreiniger aus dem Untergrund sprudelt. Diese "Ausflüge" zeigen zudem, wie sehr sich die Tiefseeforschung auch technisch seit ihren Anfängen fortentwickelt hat.
Dagmar Röhrlich gibt sich aber lange nicht mit diesen Geschichten zufrieden: Sie vermittelt einen fundierten Überblick über den Lebensraum Tiefsee, der auf zahlreichen Interviews mit Meeresforschern, Geologen oder Paläontologen beruht. Welche Anpassungen mussten die Tiere entwickeln, um dort unten im ewigen Dunkel, dem extremen Druck und der Kälte zu überleben? Wie finden sie Nahrung und Fortpflanzungspartner? Was bedeuten Schwarze Raucher für die Evolution und unsere Versorgung mit Rohstoffen? Warum wurde Alfred Wegener für seine Theorie der Kontinentaldrift ausgelacht und warum hat sie sich dann doch als richtig erwiesen? Welche Rolle spielen Meeresströmungen für unser Klima? Die Antworten darauf und vieles mehr erfährt der Leser in dem lebendig geschriebenen Buch, das auch auf die Zukunft der Tiefsee eingeht.
Längst bedrohen Übersäuerung, Plastikmüll, Überdüngung und Überfischung und sogar der (frühere) Walfang die tiefsten Tiefen des Meeres, von denen man noch vor wenigen Jahrzehnten dachte, dass sie unserem Wirken vollständig entzogen wären. Immer häufiger betrachten Forscher statt üppig belebter Tiefseeberge verwüstete Einöden, wo Grundschleppnetze über den Untergrund gezogen worden waren, oder sie zählen mehr Plastikteilchen in einem Liter Wasser als Planktonelemente. Trotzdem bleibt die Tiefsee ein spannender Lebensraum, von dem auch in Zukunft noch viele interessante Beobachtungen und Ergebnisse zu erwarten sind. Dagmar Röhrlichs Enthusiasmus für die Wissenschaft der Tiefsee teilt man jedenfalls gerne – noch dazu weil ihre Beschreibungen von den Illustrationen von Jan Feindt eindrücklich und hervorragend unterstützt werden.
"Tiefsee" weckt jedenfalls Vorfreude auf die nächsten Bände dieser "Meeres"-Serie des mare-Verlags, die als nächstes mit dem "Urozean" – ebenfalls aus Röhrlichs Feder – fortgesetzt wird. Fazit: ein sehr empfehlenswertes Buch.
In 13 Kapiteln führt sie den Leser zum tiefsten Punkt der Erdoberfläche, folgt dem Lauf der Meeresströmungen, wandert mit den Erdplatten und taucht ein in die merkwürdige Welt der Tiefseelebewesen, die so völlig anders sind als ihre Verwandten an der Oberfläche oder gar an Land. Den großen Handlungsrahmen gibt die Expedition des britischen Forschungsschiffs "Challenger" vor, das zwischen 1872 und 1876 die Weltmeere befuhr und erstmals systematisch die Tiefsee untersuchte. Jedes der Kapitel beginnt und endet mit Berichten von Bord, mit Anekdoten des Schiffalltags, den Freuden bei Neuentdeckungen oder der Trauer, wenn Schicksalsschläge die einzelnen Protagonisten ereilen.
Diese Entdeckungsfahrt brachte herausragende neue Erkenntnisse hervor, die nachfolgenden Wissenschaftlern Daten und Inspiration für neue Erkundungen lieferte – und Röhrlich wiederum Material für weitere spannende Erzählungen: Der Tauchgang der "Trieste" in den knapp 11 000 Meter tiefen Mariannengraben wird ebenso erzählt wie die Ausflüge des Forschungs-U-Boots "Alvin" hinab zur "Verlorenen Stadt" im Atlantik – dorthin, wo der heiße Rohrreiniger aus dem Untergrund sprudelt. Diese "Ausflüge" zeigen zudem, wie sehr sich die Tiefseeforschung auch technisch seit ihren Anfängen fortentwickelt hat.
Dagmar Röhrlich gibt sich aber lange nicht mit diesen Geschichten zufrieden: Sie vermittelt einen fundierten Überblick über den Lebensraum Tiefsee, der auf zahlreichen Interviews mit Meeresforschern, Geologen oder Paläontologen beruht. Welche Anpassungen mussten die Tiere entwickeln, um dort unten im ewigen Dunkel, dem extremen Druck und der Kälte zu überleben? Wie finden sie Nahrung und Fortpflanzungspartner? Was bedeuten Schwarze Raucher für die Evolution und unsere Versorgung mit Rohstoffen? Warum wurde Alfred Wegener für seine Theorie der Kontinentaldrift ausgelacht und warum hat sie sich dann doch als richtig erwiesen? Welche Rolle spielen Meeresströmungen für unser Klima? Die Antworten darauf und vieles mehr erfährt der Leser in dem lebendig geschriebenen Buch, das auch auf die Zukunft der Tiefsee eingeht.
Längst bedrohen Übersäuerung, Plastikmüll, Überdüngung und Überfischung und sogar der (frühere) Walfang die tiefsten Tiefen des Meeres, von denen man noch vor wenigen Jahrzehnten dachte, dass sie unserem Wirken vollständig entzogen wären. Immer häufiger betrachten Forscher statt üppig belebter Tiefseeberge verwüstete Einöden, wo Grundschleppnetze über den Untergrund gezogen worden waren, oder sie zählen mehr Plastikteilchen in einem Liter Wasser als Planktonelemente. Trotzdem bleibt die Tiefsee ein spannender Lebensraum, von dem auch in Zukunft noch viele interessante Beobachtungen und Ergebnisse zu erwarten sind. Dagmar Röhrlichs Enthusiasmus für die Wissenschaft der Tiefsee teilt man jedenfalls gerne – noch dazu weil ihre Beschreibungen von den Illustrationen von Jan Feindt eindrücklich und hervorragend unterstützt werden.
"Tiefsee" weckt jedenfalls Vorfreude auf die nächsten Bände dieser "Meeres"-Serie des mare-Verlags, die als nächstes mit dem "Urozean" – ebenfalls aus Röhrlichs Feder – fortgesetzt wird. Fazit: ein sehr empfehlenswertes Buch.
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