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Tauchgang in die Vergangenheit

Was das Meer einmal verschlungen hat, das gibt es nur selten wieder her. Manchmal aber gelingt es, versunkene Relikte der Vergangenheit zurück an die Oberfläche zu holen. Insbesondere die See um die Küsten Siziliens erwies sich als archäologische Schatztruhe, in deren Tiefe Forscher immer wieder spektakuläre Funde machten.

Mit seiner bildgewaltigen Monografie gewährt der italienische Meeresarchäologe und Leiter der sizilianischen »Soprintendenza del mare« Sebastiano Tusa einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Einblick in die Welt der Unterwasserarchäologie. Was einst als wagemutige Schatzsuche in luftgefüllten Glasglocken begann, ist heute eine wissenschaftliche Unternehmung, die mit modernsten Techniken, Geräten und Verfahren arbeitet und sich dem Schutz des kulturellen Erbes verschrieben hat.

Tusa widmet sich den zahlreichen antiken Schiffen, die vor den Küsten Siziliens gesunkenen sind und schildert sachkundig, wie Archäologen den Funden wichtige Hinweise über Schiffsbautechniken, Seefahrtsrouten und Handelbeziehungen entlocken. Dabei behält er stets den historischen Kontext im Auge und liefert umfangreiche Hintergrundinformationen zu Politik, Gesellschaft und Wirtschaft des antiken Mittelmeerraums.

Das knapp 300 Seiten dicke Buch besticht vor allem durch seine Bebilderung. Die exzellenten Fotos der auf dem Meeresgrund liegenden Wracks und Artefakte sowie die herrlichen Ansichten der sizilianischen Küstenlandschaft bereichern die Lektüre und rechtfertigen den hohen Preis des Bildbands.

Tusa informiert fundiert, verständlich und anschaulich. Allerdings konfrontiert er den Leser an einigen Stellen mit archäologischen sowie nautischen Fachbegriffen und verliert sich zuweilen in Details, die einzig für Experten von Interesse sind. Ferner vermisst man eine Karte Siziliens, anhand derer sich die Fundstellen im Meer und die Lage der Ankerplätze nachvollziehen ließen.

Trotz dieser Wermutstropfen lohnt sich die Lektüre, den fantastischen Unterwasseraufnahmen sei Dank. Wer sich von der mitunter allzu großen Detailverliebtheit des Autors nicht abschrecken lässt, darf sich auf einen interessanten Tauchgang zu beeindruckenden Zeugnissen der antiken mediterranen Geschichte freuen, der Lust auf me(e)hr macht.
  • Quellen
epoc 4/2011

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