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Sozialer Wohnungsbau für Vogel und Co

Für jeden Vogel das passende Häuschen – irgendwie eine komische Idee. Nehme ich den BLV Praxis-Ratgeber "Vogelhäuschen" für den Bau "artgerechter" Nistkästen und Futterhäuschen in die Hand, schwanke ich zwischen ambitionierter Handwerkeranleitung oder zu gut gemeintem Vogelschutz. Der Autor Eberhard Gabler ist immerhin ein passionierter Vogelschützer mit über 30-jähriger Naturschutzerfahrung. Und zum Glück macht er gleich zu Beginn einen Exkurs in den vogelfreundlichen, da naturnahen Garten. Denn eins ist sicher: Eine, wie Gabler es nennt, "gepflegte Wildnis" macht die Möblierung des Gartens und des Walds mit allerlei Kästen und Häuschen eigentlich überflüssig.

Aber: Viele unserer heimischen Vogelarten sind während der Brut auf Höhlen oder Nischen angewiesen. Nur den wenigsten genügen selbstgebaute Nester im dichten Gebüsch, in Efeuranken oder unter Wurzelstöcken. Natürlicherweise sind typische Höhlenbrüter wie Meise, Kleiber und Gartenrotschwanz "Nachmieter" von Spechten, die in der Lage sind, ihre Bruthöhlen in alte oder absterbende Bäume zu zimmern. Nur: Wo gibt es diese Bäume noch?

Die von Eberhard Gabler richtig beschriebene Problematik der aus- und aufgeräumten Gärten findet im heutigen Wirtschaftswald ihre Fortsetzung und führt dort zu einer noch groteskeren Artenarmut. Unter dem wirtschaftlichen Druck, schwarze Zahlen schreiben zu müssen, ringen aktuell Forstbeamte mit Naturschützern in Deutschlands Wäldern um jeden einzelnen Baum. Biomassekraftwerke verschlucken zur Zeit so viel und so rasant Holz, wie es in unseren Forstkulturen kaum nachwachsen kann. Im Bann der so genannten erneuerbaren Energien geht man sogar soweit, die Wurzeln abgeschlagener Bäume auszugraben, um auch diese zu "verstromen".

Schnell wird klar, dass damit wertvoller Lebensraum verloren geht – nicht nur für Vögel, sondern auch für viele Kleinsäuger, Fledermäuse und Insekten. Denn, was die wenigsten wissen, auch Siebenschläfer, Haselmaus und Eichhörnchen nutzen Nisthöhlen als Schlafplatz, Kinderstube oder Vorratskammer, während Hornissen, Wespen, Hummeln und einige Bienenarten gleich mit ihrem ganzen Staat einziehen. Den Wegfall der natürlichen Lebensgrundlagen durch ein Angebot an künstlichen Nisthilfen ausgleichen zu wollen, wird vor diesem Hintergrund nur allzu verständlich. Aus Naturschutzsicht sollten aber zukünftig Eingriffe wie Siedlungs- und Straßenbau in die für die Artenvielfalt wichtigen Biotope noch stärker hinterfragt und auf das Nötigste beschränkt, wenn nicht zugunsten einer intakteren natürlichen Umwelt ganz aufgegeben werden.

Zurück zur Praxis: Das Beobachten von Gartenvögeln macht natürlich Spaß. Das Bauen, Kontrollieren und Säubern von Nistkästen ist für Kinder häufig der erste Zugang zur Natur und vielleicht – und das ist nicht nur die Hoffnung des Autors – die Basis für ein späteres Naturschutzengagement. Die maßstabsgetreuen Bauanleitungen sollen mit Hilfe der präzisen und einfachen Zeichnungen gut nachzubauen sein – auch, wenn man wie ich, nicht der geborene Handwerker ist. Jede Anleitung ist auf die individuellen Nistgewohnheiten zugeschnitten. Ob Großvogelkasten für die Hohltaube, Halbhöhlen für Turmfalken oder ein Mauerseglerdomizil, zugluftfreie Flachkästen für Fledermäuse, eine Nisthilfe aus Holzbeton für Schwalben oder eine Röhre für den Steinkauz – Eberhard Gabler hat für jede Art das passende Haus. Die Rezensentin wünscht daher viel Erfolg beim Nachbauen.

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