Dr. Oetkers neue Warenkunde
Was ist Carrageen? Welche Aufgabe erfüllen Maltodextrine? Was verbirgt sich hinter der Nummer E 270? Was hat man von Phenoxyethanol zu befürchten?
Georg Schwedt, Professor für Analytische und Anorganische Chemie an der TU Clausthal, möchte mit seinem Werk dem interessierten Laien die Zusammensetzung von Lebensmitteln, Kosmetika und Reinigungsmitteln anschaulich darlegen. Damit daraus nicht nur eine spröden Auflistung von Fakten wird, überlässt er im Buch das Recherchieren und Erklären den Mitgliedern einer vierköpfigen Familie, die er einen Tag lang von den Mahlzeiten bis hin zur Körperpflege begleitet. Die Akteure sind: Anna, eine bewusste Verbraucherin, die gerne und viel hinterfragt, ihr Ehemann Peter, Experte in Sachen Chemie, Tochter Claudia, ebenfalls immer auf der Suche nach Antworten, und die unverdorbene Tante Emma vom Land.
Exemplarisch für die unmöglich in einem Buch zu erfassende Vielzahl an Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen bespricht Schwedt die Produkte, die das Familienquartett im Verlauf des Tages konsumiert. Zum Beispiel das Mittagessen: Anna serviert als Vorspeise Kartoffelsuppe, als Hauptgang Kartoffelrösti und zum Nachtisch Vanillecreme - natürlich alles Fertiggerichte aus dem Supermarkt. Für die einzelnen Produkte – insgesamt werden im Buch 52 vorgestellt – führt der Autor zunächst eine Zutatenliste auf, die anschließend erläutert wird. So erfährt der Leser, dass in der Creme neben 14 weiteren Inhaltsstoffen das Verdickungsmittel (der Wasser bindende Stoff) Carrageen enthalten ist, der natürlicherweise in Rotalgen vorkommt und aus Galactose-Bausteinen mit sauren Sulfatgruppen besteht.
Unweigerlich kommt es bei den Inhaltsstoffen zu Wiederholungen. In diesen Fällen verweist Schwedt auf bereits gegebene Erklärungen, allerdings sehr mangelhaft, oftmals ohne die Angabe der entsprechenden Seitenzahlen. Um die Erklärungen zu den jeweiligen Zutaten verstehen zu können, braucht man ein solides chemisches Grundverständnis.
Bei den Definitionen und Erklärungen bleibt Schwedt stets neutral. Er bietet somit keine Angriffsfläche für Diskussionen um die häufig eingesetzten und oft umstrittenen Zusatzstoffe in Fertigprodukten.
Merkwürdigerweise füllt die Chemie nur die Hälfte des Buchs; die andere besteht aus Historischem. Über lange Strecken erzählt der Autor beispielsweise die Geschichte des Supermarkts oder die unterschiedlichen Verfahren zur Gewinnung von Stärke. In diesen Zusammenhängen zitiert er seitenweise aus Nachschlagewerken wie "Dr. Oetkers Warenkunde" von 1934 oder "Johnstons Chemie des täglichen Lebens" von 1882 – Inhalte, die der Leser unter diesem Buchtitel so nicht erwartet und die sich manchmal recht zäh lesen.
Dass der Text in anderer Hinsicht nicht mehr aktuell ist, kann dem Autor nicht zum Vorwurf gemacht werden. Das mehrfach zitierte Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG) wurde im September 2006 durch das europaweit geltende Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) abgelöst. Doch der Schaden hält sich in Grenzen. Inhaltlich gab es keine gravierenden Änderungen.
Fazit: Die durch den Titel nahegelegte Annahme, es handele sich um eine Art Nachschlagewerk für den Hausgebrauch, wird nur zur Hälfte erfüllt. Auch hätte Schwedt als Experte an einigen Stellen ruhig mehr Kritik zulassen können, einfach um dem unwissenden und oftmals verunsicherten Verbraucher ein bisschen Hilfestellung zu leisten.
Georg Schwedt, Professor für Analytische und Anorganische Chemie an der TU Clausthal, möchte mit seinem Werk dem interessierten Laien die Zusammensetzung von Lebensmitteln, Kosmetika und Reinigungsmitteln anschaulich darlegen. Damit daraus nicht nur eine spröden Auflistung von Fakten wird, überlässt er im Buch das Recherchieren und Erklären den Mitgliedern einer vierköpfigen Familie, die er einen Tag lang von den Mahlzeiten bis hin zur Körperpflege begleitet. Die Akteure sind: Anna, eine bewusste Verbraucherin, die gerne und viel hinterfragt, ihr Ehemann Peter, Experte in Sachen Chemie, Tochter Claudia, ebenfalls immer auf der Suche nach Antworten, und die unverdorbene Tante Emma vom Land.
Exemplarisch für die unmöglich in einem Buch zu erfassende Vielzahl an Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen bespricht Schwedt die Produkte, die das Familienquartett im Verlauf des Tages konsumiert. Zum Beispiel das Mittagessen: Anna serviert als Vorspeise Kartoffelsuppe, als Hauptgang Kartoffelrösti und zum Nachtisch Vanillecreme - natürlich alles Fertiggerichte aus dem Supermarkt. Für die einzelnen Produkte – insgesamt werden im Buch 52 vorgestellt – führt der Autor zunächst eine Zutatenliste auf, die anschließend erläutert wird. So erfährt der Leser, dass in der Creme neben 14 weiteren Inhaltsstoffen das Verdickungsmittel (der Wasser bindende Stoff) Carrageen enthalten ist, der natürlicherweise in Rotalgen vorkommt und aus Galactose-Bausteinen mit sauren Sulfatgruppen besteht.
Unweigerlich kommt es bei den Inhaltsstoffen zu Wiederholungen. In diesen Fällen verweist Schwedt auf bereits gegebene Erklärungen, allerdings sehr mangelhaft, oftmals ohne die Angabe der entsprechenden Seitenzahlen. Um die Erklärungen zu den jeweiligen Zutaten verstehen zu können, braucht man ein solides chemisches Grundverständnis.
Bei den Definitionen und Erklärungen bleibt Schwedt stets neutral. Er bietet somit keine Angriffsfläche für Diskussionen um die häufig eingesetzten und oft umstrittenen Zusatzstoffe in Fertigprodukten.
Merkwürdigerweise füllt die Chemie nur die Hälfte des Buchs; die andere besteht aus Historischem. Über lange Strecken erzählt der Autor beispielsweise die Geschichte des Supermarkts oder die unterschiedlichen Verfahren zur Gewinnung von Stärke. In diesen Zusammenhängen zitiert er seitenweise aus Nachschlagewerken wie "Dr. Oetkers Warenkunde" von 1934 oder "Johnstons Chemie des täglichen Lebens" von 1882 – Inhalte, die der Leser unter diesem Buchtitel so nicht erwartet und die sich manchmal recht zäh lesen.
Dass der Text in anderer Hinsicht nicht mehr aktuell ist, kann dem Autor nicht zum Vorwurf gemacht werden. Das mehrfach zitierte Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG) wurde im September 2006 durch das europaweit geltende Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) abgelöst. Doch der Schaden hält sich in Grenzen. Inhaltlich gab es keine gravierenden Änderungen.
Fazit: Die durch den Titel nahegelegte Annahme, es handele sich um eine Art Nachschlagewerk für den Hausgebrauch, wird nur zur Hälfte erfüllt. Auch hätte Schwedt als Experte an einigen Stellen ruhig mehr Kritik zulassen können, einfach um dem unwissenden und oftmals verunsicherten Verbraucher ein bisschen Hilfestellung zu leisten.
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