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Ein Cicerone zu den Wundern klassischer Musik

Sicher passt ein Buckelwal in die Oper wie die Faust aufs Auge. Der Musikwissenschaftler Martin Geck erläutert in seinem jüngsten Buch aber, dass beides im übertragenen Sinn doch zusammengehört. Er findet dafür ein Bild aus der Tierwelt: Der Buckelwal steht mit seinem einfachen Gesang für den von Geburt an musikalischen Menschen. Analog repräsentiert der differenzierter singende Delfin den Liebhaber klassischer Musik. Die Säuger symbolisieren für den Autor das spannungsreiche Verhältnis zwischen Natur und Kunst, das Geck mit Beispielen aus der Musikgeschichte in 33 kurzen Kapiteln schlaglichtartig beleuchtet.

Geck bezeichnet sein Buch selbst als "Rundfahrt zu originellen Stätten klassischer Musik" und als "Cicerone", der "Verstehensprozesse in Gang setzen" will. Zur Sprache kommen Aspekte aus Musiktheorie, Musiksoziologie und Musikästhetik, die der Autor ebenso geschickt wie kenntnisreich mit historischen Ereignissen aus Politik, Philosophie, Theologie und Kunst verquickt. Die behandelten Werke von deutschen, österreichischen, italienischen, französischen, russischen und englischen Komponisten des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts zeugen von einem weit gefassten Verständnis klassischer Musik und verdeutlichen den breiten Ansatz des Buchs.

Trotz der Dichte an Informationen liest sich das Werk gut: Der Autor erzählt anschaulich und kurzweilig, und das Layout punktet mit vielen kleinen Illustrationen. Fast möchte man unterstellen, dass Geck am Schreiben mindestens so viel Freude hatte wie der Musikliebhaber bei der Lektüre.

Ob der Einstieg über die Meeressäuger gelungen ist, muss allerdings jeder Leser selbst entscheiden. Der so prominent im Titel platzierte Buckelwal verschwindet nach den ersten fünf Seiten in der Versenkung und taucht bis zum Schluss nicht mehr auf – dem Delfin geht es nicht anders.

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  • Quellen
epoc 03/2009

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