Feine Nerven
Sind Sie schon nach einem kleinen Einkaufsbummel erschöpft? Lassen Sie sich leicht von den Stimmungen Ihrer Mitmenschen beeinflussen? Sehnen Sie sich oft nach Ruhe? Falls ja, könnten Sie hochsensibel sein – sagt Rolf Sellin, der als Heilpraktiker und systemischer Berater Selbsthilfeseminare für hochsensible Personen leitet.
Dem Autor zufolge haben die Betroffenen ein besonders feines Nervenkostüm und nehmen deshalb alltägliche Reize wie Geräusche intensiver wahr als andere. Im Beruf hätten sie es besonders schwer: So können Hochsensible bereits einen niedrigen Geräuschpegel oder helles Licht in einem Großraumbüro als belastend empfinden.
Vorteil oder Handikap?
Das Phänomen der Hochsensibilität ist bislang wenig erforscht. Sellin stützt sich an zwei Stellen seines Buchs zwar auf Studien US-amerikanischer Forscher aus den 1990er Jahren, geht aber nur kurz auf sie ein. Er möchte den Betroffenen helfen, indem er eigene Erfahrungen sowie die seiner Kursteilnehmer darstellt. Und er will Mut machen, das "Manko" Hochsensibilität als Vorteil zu betrachten: Wer intensiver wahrnehme, könne auf seine Mitmenschen besser eingehen. Diese positiven Eigenschaften bereiten Hochsensiblen jedoch Probleme, wenn sie dabei ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
Plastisch und in lockerem Erzählstil illustriert Sellin die Schwierigkeiten hochsensibler Menschen anhand verschiedener Alltagssituationen. Soziale Kontakte etwa könnten sie als anstrengend erfahren, wenn sie mit ihrer Wahrnehmung mehr bei anderen Menschen sind als bei sich selbst. "Wenn wir uns selbst nicht spüren, können wir auch nicht im aktuellen Moment wahrnehmen, dass wir eigene Interessen haben." Sellins Strategie: "sich zentrieren" – das heißt, sich ganz auf sich selbst konzentrieren und sich bewusst wahrnehmen.
Betroffene neigten außerdem dazu, sich bei zunehmender Belastung zurückzuziehen. Ihnen empfiehlt er, sich einen Beruf zu suchen, in dem sie ihre besondere Einfühlsamkeit einsetzen können. Eine hohe Sensibilität zu akzeptieren, sei allerdings nicht leicht, denn viele Betroffene hätten ihr Leben lang den Satz gehört: "Sei doch nicht so empfindlich!"
Erst gegen Ende räumt der Autor ein, dass es Menschen geben mag, die mit ihrer Empfindsamkeit keine Probleme haben. Zahlreiche praktische Denkanstöße lockern den Text auf. Allerdings wiederholt sich der Autor vielfach, und eine übersichtliche Gliederung fehlt. Noch dazu bleiben kritische Fragen offen, so zum Beispiel, warum sich bislang so wenige Forscher dem Thema widmeten – und ob sich Hochsensibilität möglicherweise mit anderen Persönlichkeitseigenschaften wie Neurotizismus überschneidet. Fazit: Das Buch bietet zwar wenig wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, doch einen einfühlsamen Erfahrungsbericht, in dem sich Betroffene wiederfinden können.
Dem Autor zufolge haben die Betroffenen ein besonders feines Nervenkostüm und nehmen deshalb alltägliche Reize wie Geräusche intensiver wahr als andere. Im Beruf hätten sie es besonders schwer: So können Hochsensible bereits einen niedrigen Geräuschpegel oder helles Licht in einem Großraumbüro als belastend empfinden.
Vorteil oder Handikap?
Das Phänomen der Hochsensibilität ist bislang wenig erforscht. Sellin stützt sich an zwei Stellen seines Buchs zwar auf Studien US-amerikanischer Forscher aus den 1990er Jahren, geht aber nur kurz auf sie ein. Er möchte den Betroffenen helfen, indem er eigene Erfahrungen sowie die seiner Kursteilnehmer darstellt. Und er will Mut machen, das "Manko" Hochsensibilität als Vorteil zu betrachten: Wer intensiver wahrnehme, könne auf seine Mitmenschen besser eingehen. Diese positiven Eigenschaften bereiten Hochsensiblen jedoch Probleme, wenn sie dabei ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
Plastisch und in lockerem Erzählstil illustriert Sellin die Schwierigkeiten hochsensibler Menschen anhand verschiedener Alltagssituationen. Soziale Kontakte etwa könnten sie als anstrengend erfahren, wenn sie mit ihrer Wahrnehmung mehr bei anderen Menschen sind als bei sich selbst. "Wenn wir uns selbst nicht spüren, können wir auch nicht im aktuellen Moment wahrnehmen, dass wir eigene Interessen haben." Sellins Strategie: "sich zentrieren" – das heißt, sich ganz auf sich selbst konzentrieren und sich bewusst wahrnehmen.
Betroffene neigten außerdem dazu, sich bei zunehmender Belastung zurückzuziehen. Ihnen empfiehlt er, sich einen Beruf zu suchen, in dem sie ihre besondere Einfühlsamkeit einsetzen können. Eine hohe Sensibilität zu akzeptieren, sei allerdings nicht leicht, denn viele Betroffene hätten ihr Leben lang den Satz gehört: "Sei doch nicht so empfindlich!"
Erst gegen Ende räumt der Autor ein, dass es Menschen geben mag, die mit ihrer Empfindsamkeit keine Probleme haben. Zahlreiche praktische Denkanstöße lockern den Text auf. Allerdings wiederholt sich der Autor vielfach, und eine übersichtliche Gliederung fehlt. Noch dazu bleiben kritische Fragen offen, so zum Beispiel, warum sich bislang so wenige Forscher dem Thema widmeten – und ob sich Hochsensibilität möglicherweise mit anderen Persönlichkeitseigenschaften wie Neurotizismus überschneidet. Fazit: Das Buch bietet zwar wenig wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, doch einen einfühlsamen Erfahrungsbericht, in dem sich Betroffene wiederfinden können.
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