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Von Zitteraalen und Kugelblitzen

Im US-Spielfilm Magnolia kann man es wahrhaftig sehen: dicke Frösche, die unvermittelt vom Firmament plumpsen und quakend und platschend auf der Erde auftreffen. Das bisweilen mystisch verklärte Phänomen des Froschregens – wahrscheinlich ein Begriff, mit dem früher die Massenwanderungen junger Amphibien bei regnerischem Wetter bezeichnet wurden – hat der promovierte Chemiker, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Rolf Froböse zum Titel seines Buches erkoren.

Auf knapp 250 Seiten beschreibt er in "Wenn Frösche vom Himmel fallen" in Dutzenden kurzer, übersichtlicher Kapitel kuriose Phänomene aus unterschiedlichen Bereichen unserer Umwelt. Dabei beginnt Froböse mit Superlativen und Merkwürdigkeiten aus dem Reich der ganz Kleinen: hitzeresistente Bakterien, die sich erst ab 130 Grad Celsius wohlfühlen, Mikroben, die Atommüll oder TNT-Sprengstoff verdauen können, oder eine Alge, die Wasserstoff produziert. Im Anschluss lässt er sich über Kugelblitze, Supraleiter und Lochkristalle aus, gefolgt von Beschreibungen extremer Wetterlagen und atmosphärischer Schauspiele wie Polarlichter, Tornados und Windhosen auf dem Mars. Die kalte und schwarze Exotik der Tiefsee wird ebenso ergründet wie die Entstehung von Tsunamis und die Eigenschaften extrem salziger Seen.

Im Abschnitt über Nanotechnik und Hochleistungswerkstoffe porträtiert Froböse Hightech in der Natur – etwa den Lotuseffekt, die Haftstrukturen in Geckofüßen und die Stabilität von Spinnenseide. Berichte über rätselhafte Energiequellen und eine bunte Sammlung kurioser Merkmale der Tier- und Pflanzenwelt bilden den Abschluss des Buches.

"Wenn Frösche vom Himmel fallen" behandelt fachkundig faszinierende naturwissenschaftliche Phänomene – das macht es für chemisch, technisch und biologisch Interessierte zu einer informativen Lektüre. Darüber hinaus machen die Gliederung in kurze Kapitel – jeweils nicht mehr als vier Seiten pro Thema – und die stellenweise eingefügten Informationsboxen das Buch zu einer übersichtlichen Sammlung von Einzelgeschichten, die bequem in einzelnen Etappen konsumiert werden kann.

Allerdings ist der Ton – trotz eingestreuter persönlicher Erfahrungsberichte – sehr nüchtern und wissenschaftlich. Froböse geizt nicht mit Fremdwörtern, und ein Großteil der Kapitel ist ohne naturwissenschaftliches Vorwissen leider nicht zu verstehen. Zwar merkt man dem Autor die Begeisterung für die ausgefallenen und immer wieder verblüffenden Erscheinungen der Natur an, was er in einem Nachwort auch noch einmal explizit heraus stellt. Aber es mangelt etwas an der liebevollen Übertragung trocken anmutender wissenschaftlicher Themen in allgemein zugängliche und bildhafte Sprache. Auch die grafische Untermalung ist nicht optimal: nur wenige, relativ kleine Abbildungen und Fotos in Schwarzweiß.

Doch auch wenn Froböses Buch keinen leicht verdaulichen Sendung-mit-der-Maus-Ersatz für Herangewachsene darstellt, so ist es doch eine gelungene Raritätensammlung, die anspruchsvollen Lesern viele spannende Einblicke in fabelhafte Naturphänomene schenken kann. Ob und wie Frösche vom Himmel fallen, wird im Buch allerdings nicht abschließend geklärt.

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