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Psychotherapeuten im Zwielicht

Der Titel täuscht - und der Inhalt hält dann die Versprechungen auch nicht ganz. "Wenn Irre Irrenärzte werden" ist eine Sammlung von Sammlung von Anekdoten, Abschweifungen und Wiederholungen.

Wenn es in diesem Buch um etwas nicht geht, dann um die Frage, wie und warum "Irre Irrenärzte werden" – geschweige denn, was daraus folgt. Der völlig missratene Titel ist wohl allein dem Überraschungserfolg von Manfred Lütz’ Bestseller "Irre!" aus demselben Verlag geschuldet (siehe G&G 1-2/2010, S. 83). Ulrich Buchners vermeintliche Streitschrift entpuppt sich schnell als Sammlung von Anekdoten, Abschweifungen und Wiederholungen. So wird der versprochene Blick hinter die Kulissen der Psychotherapie durch eine Fülle nebensächlicher Details getrübt.

Im Hauptberuf ist der Autor und Psychologe Buchner als freier Berater und Therapeut im Raum München tätig. Er praktiziert nicht nach einem der psychotherapeutischen Richtlinienverfahren, die gesetzlich anerkannt sind, sondern ließ sich in "existenzieller Psychoanalyse nach Jean-Paul Sartre" ausbilden. Möglicherweise rückt er deshalb – wenn auch oft nur zwischen den Zeilen – die psychotherapeutische Praxis in Deutschland ins Zwielicht: Sie degradiere den Klienten allzu sehr zum bloßen Objekt der Behandlung.

Zwar ist es sicher richtig, dass viele Hilfesuchende nicht wissen, worauf sie bei der Therapeutenwahl achten sollten, und folglich nur schwer zwischen seriösen Anbietern und Quacksalbern unterscheiden können. Doch Buchners Irrgang durch den Therapiedschungel trägt kaum zur Aufklärung bei.

Statt dunkle Geheimnisse und Machenschaften der Seelenklempnerbranche aufzudecken, klappert der Autor eine Vielzahl von Psychotherapieschulen (vor­nehmlich solche mit tiefenpsycho­logi­scher Ausrichtung) ab, schildert den Verlauf einer landläufigen "Redekur" und gibt dem Leser zum Schluss noch ein paar gut gemeinte Tipps zum Erhalt der psychischen Gesundheit mit auf den Weg. Von Irrenärzten keine Spur.

  • Quellen
Gehirn&Geist 6/2012

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