Wie unser Sonnensystem einen Planeten verlor
Im Sommer 2006 stimmten die Mitglieder der Internationalen Astronomischen Union in Prag darüber ab, ob Pluto weiterhin als Planet bezeichnet werden soll, oder nicht. Die Entscheidung ist bekannt: Pluto wurde degradiert und darf sich heute nur noch "Zwergplanet" nennen. Mike Brown war damals nicht bei der Abstimmung in Prag dabei. Trotzdem ist er der "Pluto-Killer"; er sorgte dafür, dass Pluto schlussendlich aus der Planetenfamilie ausgeschlossen wurde. Dabei hatte Brown gar nicht vor, den neunten Planeten abzuschießen. Er wollte einen zehnten Planeten entdecken!
Tief im äußersten Sonnensystem und weit hinter der Bahn von Pluto machte sich der Astronom auf die Suche nach neuen Himmelskörpern. Er suchte Asteroiden des Kuipergürtels, aber auch größere Himmelskörper, die sich dort vielleicht vor den Teleskopen der Wissenschaftler verborgen hatten. 2005 waren er und sein Team erfolgreich. Sie entdecken ein Objekt, das größer war als Pluto. Wenn Pluto ein Planet war, dann auch der Fund von Mike Brown. Aber anstatt die Entdeckung eines neuen Planeten zu feiern, begannen die Astronomen eine Debatte über die Definition dieses Wortes. Was genau ist denn ein "Planet" wirklich. Jeder hatte ein bestimmte Vorstellung davon, aber es gab keine allgemeingültige Definition. Am Ende der der Debatte war das Sonnensystem um einen Planeten ärmer, die Astronomen aber um jede Menge Erkenntnisse reicher.
"Wie ich Pluto zur Strecke brachte und warum er es nicht anders verdient hat" ist die Geschichte dieser Entdeckung, dieser Debatte und dieser Erkenntnisse. Das Buch ist aus drei Gründen besonders empfehlenswert. Der erste ist offensichtlich: Brown beschreibt ein faszinierendes Kapitel der modernen Astronomie und vermittelt dabei grundlegendes Wissen über unser Sonnensystem. Der zweite Grund ist die Art und Weise, wie das Buch geschrieben wurde. Brown erzählt die Geschichte aus einer sehr persönlichen Sicht. Es werden nicht nur wissenschaftlichen Fakten präsentiert, sondern auch die beteiligten Wissenschaftler. Neben Brown, dem Astronomen lernen wir auch Brown, den Privatmenschen kennen. Brown, der sich Gedanken darüber macht, wie es wäre, als einer von nur vier Menschen einen Planeten entdeckt zu haben. Ein Mann, der neben der Aufregung und dem Stress der wissenschaftlichen Forschung auch die Aufregung und den Stress bewältigen muss, der durch die Geburt seiner Tochter verursacht wird. Und über den der Medienrummel hereinbricht, als er zum "Pluto-Killer" wird. Man liest nicht oft so einen intimen, spannenden und informativen Einblick in das Leben eines Spitzenwissenschaftlers.
Der dritte Grund sind die vielen Details und Hintergründe, die Brown im Zuge seiner Geschichte erzählt. Allein der Krimi um die Entdeckung des großen Kuipergürtelasteroids "Haumea" wäre fast ein eigenes Buch wert und hat alles, was eine spannende Detektivgeschichte ausmacht: Spionage unter Wissenschaftler, Anschuldigungen, Datenklau und Prioritätsstreitigkeiten. Das Buch von Mike Brown ist absolut lesenswert, und das nicht nur für Menschen, die an Astronomie interessiert sind. Die Geschichte, wie unser Sonnensystem einen Planeten verlor, sollte niemand verpassen.
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