Reise durch die Mikrowelt des Körpers
In unserer alltäglichen Wahrnehmung erscheint der menschliche Körper als Einheit, die sich höchstens im Lauf von Monaten oder Jahren etwas verändert. Doch auf der mikroskopischen Ebene wird schnell klar, wie sehr dieser Schein trügt: Die rund zehn bis hundert Billiarden Zellen, aus denen unser Körper besteht, befinden sich in einem ständigen Kreislauf von Tod und Erneuerung. Wie die mikroskopischen Einheiten miteinander interagieren, sich verändern und fortpflanzen und erst so unser Leben als ganzen Organismus ermöglichen, beschreibt Lewis Wolpert in seinem Buch.
Wer auf Grund des Titels "Wie wir leben und warum wir sterben" auf eine philosophische Herangehensweise hofft, ist bei Wolpert falsch. Nach einer gründlichen und detailreichen Einführung der Grundlagen leitet der Autor den Leser durch die vielfältige Welt der Zellen. Wolpert bemüht sich redlich, anhand vieler kreativ gewählter Beispiele die komplexen Prozesse wie Mitose, Maiose, Transkription und Translation auch Laien nahezubringen – allerdings hätten Abbildungen viel zur Verständlichkeit beitragen können. So wird das Vorstellungsvermögen durch die vielen Fachwörter teilweise doch stark gefordert. Für Leser, die mit der Materie vertraut sind, bieten wiederum die Grundlagenkapitel nicht viel Neues. Außerdem leidet der Lesefluss etwas darunter, dass hin und wieder ganze Absätze wiederholt werden. Trotzdem sorgen die lockere, bildreiche Sprache und insbesondere die spürbare Begeisterung des Autors für die Zellbiologie dafür, dass die Lektüre unterhaltsam bleibt.
Auf dieser Basis wendet sich Wolpert verschiedenen Spezialisierungen der Zellbiologie zu. Der Leser erfährt, wie sich aus einer Eizelle und einem Spermium die Vielzahl von Zelltypen entwickeln können, aus denen ein erwachsener Mensch besteht, wie Nerven- und Immunsystem funktionieren oder wie Zellen entarten, so dass sie Krebs verursachen. Mit Rückblenden in die Forschungsgeschichte zeigt der Autor mit vielen Beispielen, wie sich wissenschaftliche Erkenntnis im Lauf der Zeit entwickelt hat.
Wolpert ist Naturwissenschaftler mit Leib und Seele. Das wird besonders deutlich, wenn er Stellung zu umstrittenen Themen der modernen Zellbiologie bezieht. Er äußert sich klar für die Forschung mit embryonalen Stammzellen, da für ihn das menschliche Dasein erst dann beginnt, wenn der Fötus alleine überlebensfähig ist. Die Frage "Wem wird geschadet?" könnten Kritiker sicherlich ausführlicher beantworten, als der Autor es mit der kurzen Erwähnung und Beantwortung der gängigen Argumente tut. Auch die These, dass es sich bei der Debatte um das mögliche Klonen von Menschen nicht um eine ethische Problematik handelt, ist sicherlich diskussionswürdig – der Autor lehnt das reproduktive Klonen von Menschen ausschließlich aus medizinischen Gründen ab. Beim Thema alternative Medizin wird die persönliche Abneigung des Autors besonders spürbar. Hier hätte ebenfalls mehr Raum für andere Meinungen beziehungsweise etwas mehr Distanz das Buch bereichert.
Antworten auf die philosophisch anmutenden Fragen aus dem Titel liefert Wolpert nur eingeschränkt. "Wie wir leben" erfährt der Leser nur in Hinsicht auf die Art und Weise, wie die Zellen den Körper am Laufen halten. Die Frage "Warum wir sterben" wird dagegen vielfältig beantwortet: Bei Autoimmunkrankheiten oder Krebs richten sich die eigenen Zellen gegen den Organismus. Und auch fremde Zellen finden Erwähnung: Obwohl der menschliche Körper in Form von Bakterien und anderen Mikroorganismen zehn Mal mehr fremde, als eigene Zellen beherbergt, verdeutlicht Wolpert an verschiedenen Beispielen die tödliche Wirkung, die mikrobielle Zellen haben können. Das abschließende Kapitel über den Ursprung des Lebens kommt etwas unvermittelt, verdeutlicht aber noch einmal Wolperts Begeisterung für die Zellen, von denen dem Autor zufolge "alles, was wir tun, denken oder fühlen, vollständig (…) bestimmt wird".
Wer sich von einem begeisterten Autor einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Themenfelder der humanen Zellbiologie verschaffen lassen will und dabei nicht vor Fachwörtern und Detailreichtum zurückschreckt, ist mit diesem Buch gut beraten. Allerdings ist ein fundiertes Abiturwissen in Biologie bei der Lektüre sicherlich von Vorteil.
Wer auf Grund des Titels "Wie wir leben und warum wir sterben" auf eine philosophische Herangehensweise hofft, ist bei Wolpert falsch. Nach einer gründlichen und detailreichen Einführung der Grundlagen leitet der Autor den Leser durch die vielfältige Welt der Zellen. Wolpert bemüht sich redlich, anhand vieler kreativ gewählter Beispiele die komplexen Prozesse wie Mitose, Maiose, Transkription und Translation auch Laien nahezubringen – allerdings hätten Abbildungen viel zur Verständlichkeit beitragen können. So wird das Vorstellungsvermögen durch die vielen Fachwörter teilweise doch stark gefordert. Für Leser, die mit der Materie vertraut sind, bieten wiederum die Grundlagenkapitel nicht viel Neues. Außerdem leidet der Lesefluss etwas darunter, dass hin und wieder ganze Absätze wiederholt werden. Trotzdem sorgen die lockere, bildreiche Sprache und insbesondere die spürbare Begeisterung des Autors für die Zellbiologie dafür, dass die Lektüre unterhaltsam bleibt.
Auf dieser Basis wendet sich Wolpert verschiedenen Spezialisierungen der Zellbiologie zu. Der Leser erfährt, wie sich aus einer Eizelle und einem Spermium die Vielzahl von Zelltypen entwickeln können, aus denen ein erwachsener Mensch besteht, wie Nerven- und Immunsystem funktionieren oder wie Zellen entarten, so dass sie Krebs verursachen. Mit Rückblenden in die Forschungsgeschichte zeigt der Autor mit vielen Beispielen, wie sich wissenschaftliche Erkenntnis im Lauf der Zeit entwickelt hat.
Wolpert ist Naturwissenschaftler mit Leib und Seele. Das wird besonders deutlich, wenn er Stellung zu umstrittenen Themen der modernen Zellbiologie bezieht. Er äußert sich klar für die Forschung mit embryonalen Stammzellen, da für ihn das menschliche Dasein erst dann beginnt, wenn der Fötus alleine überlebensfähig ist. Die Frage "Wem wird geschadet?" könnten Kritiker sicherlich ausführlicher beantworten, als der Autor es mit der kurzen Erwähnung und Beantwortung der gängigen Argumente tut. Auch die These, dass es sich bei der Debatte um das mögliche Klonen von Menschen nicht um eine ethische Problematik handelt, ist sicherlich diskussionswürdig – der Autor lehnt das reproduktive Klonen von Menschen ausschließlich aus medizinischen Gründen ab. Beim Thema alternative Medizin wird die persönliche Abneigung des Autors besonders spürbar. Hier hätte ebenfalls mehr Raum für andere Meinungen beziehungsweise etwas mehr Distanz das Buch bereichert.
Antworten auf die philosophisch anmutenden Fragen aus dem Titel liefert Wolpert nur eingeschränkt. "Wie wir leben" erfährt der Leser nur in Hinsicht auf die Art und Weise, wie die Zellen den Körper am Laufen halten. Die Frage "Warum wir sterben" wird dagegen vielfältig beantwortet: Bei Autoimmunkrankheiten oder Krebs richten sich die eigenen Zellen gegen den Organismus. Und auch fremde Zellen finden Erwähnung: Obwohl der menschliche Körper in Form von Bakterien und anderen Mikroorganismen zehn Mal mehr fremde, als eigene Zellen beherbergt, verdeutlicht Wolpert an verschiedenen Beispielen die tödliche Wirkung, die mikrobielle Zellen haben können. Das abschließende Kapitel über den Ursprung des Lebens kommt etwas unvermittelt, verdeutlicht aber noch einmal Wolperts Begeisterung für die Zellen, von denen dem Autor zufolge "alles, was wir tun, denken oder fühlen, vollständig (…) bestimmt wird".
Wer sich von einem begeisterten Autor einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Themenfelder der humanen Zellbiologie verschaffen lassen will und dabei nicht vor Fachwörtern und Detailreichtum zurückschreckt, ist mit diesem Buch gut beraten. Allerdings ist ein fundiertes Abiturwissen in Biologie bei der Lektüre sicherlich von Vorteil.
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