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Sprache: "Ich kommte, sehte und siegte."

Können wir aus der Struktur unserer Sprache ableiten, wie der menschliche Geist funktioniert? Was lässt sich daraus schließen, dass wir sagen „sie schwamm“ und nicht „sie schwimmte“? Diesen Fragen widmet sich Steven Pinker in seiner Arbeit als experimenteller Psychologe am Massachusetts Institute of Technology und liefert in seinem neuesten Buch eigensinnige Antworten. Als geistigen Modellorganismus hat er sich — wie viele seiner Kollegen — die regelmäßigen und unregelmäßigen Verben des Englischen auserkoren. Paradigmatisch untersucht er, warum manche von ihnen nach einem Muster konjugiert werden, während andere Ausnahmen bilden. Mit seiner neuen Analyse bewegt sich Pinker dabei zwischen Extrempositionen, die entweder die angewandten Regeln oder das assoziative Gedächtnis als Antrieb für sprachliche Ergiebigkeit verteidigen. Seine modifizierte Wörter-und-Regel-Theorie versucht die Synthese zwischen beiden Ansätzen. Sie erklärt, dass ein Sprecher die unregelmäßigen Formen aus dem Gedächtnis abruft, während die regulären erst gebildet werden. Folglich soll der Geist seine Sprache durch unterschiedliche Arbeitsweisen des Gehirns erzeugen. Pinker präsentiert die sprachwissenschaftlichen Grundlagen wunderbar leichtfüßig, augenzwinkernd und mit Esprit. Seinem Buch mangelt es nicht an Charme, z.B. wenn sich ein Kapitel den „Schrecken der deutschen Sprache“ widmet oder ein weiteres die Sprachversuche kleiner Kinder beleuchtet. Problematisch wird es aber, sobald Pinker eigene Hypothesen bildet. Zwar sind seine Beispiele durchweg sehr unterhaltsam. Doch wer genau liest, stößt in der Argumentation auf leichte Unausgewogenheiten oder sogar Lücken. Gleichwohl sind die Vorbehalte eher akademischer Natur und schmälern den positiven Gesamteindruck nur geringfügig.

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